BELTEZ - A GREY CHILL AND A WHISPER


Label:AVANTGARDE MUSIC
Jahr:2020
Running Time:65:09
Kategorie: Neuerscheinung
 

Beltez aus Köln sind mir bereits seit längerem bekannt. Umso mehr freute ich mich, als ihr neues Album (das mittlerweile vierte) auf meinem Schreibtisch auftauchte. Sie sind eine der wenigen Bands, die zum so genannten „Post Black Metal“ gerechnet werden, die ich dennoch gut hören kann. Dies wird daran liegen, dass sie zwar Elemente daraus verwenden, sich und dem „klassischen“ Black Metal aber weiterhin treu bleiben. Und, beachtet man ihre Wurzeln, lässt sich eine bis heute nachvollziehbare Weiterentwicklung ihres Stils seit ihrem Debütwerk „Beltane“ (2002) erkennen. Den Stil, der sich auf „A Grey Chill And A Whisper“ findet, kann man als melodischen, melancholischen Midtempo Black Metal, mit ein paar Fremdeinflüssen beschreiben. Das Schlagzeug treibt, die Gitarren schaffen wunderbare Klangwelten, bleiben dabei immer druckvoll und authentisch. Sie laden ein, sich mit in den textlich beschriebenen Abgrund reißen zu lassen. Der kraftvolle und emotionale Gesang des Bandleaders untermalt eher, als dass er die Songs dominiert und fügt sich harmonisch ins Gesamtbild ein. Lediglich die wenigen, tieferen „Growls“ stehen ihm nicht ganz zu Gesicht. Sie wirken etwas kraftlos. Das jedoch tut der Stimmung kaum einen Abbruch. Der Einsatz von Synthesizern ist dezent, aber stimmig. An der Produktion gibt es absolut nichts zu mäkeln, glasklar, voll und bestens abgemischt.

Es handelt sich bei „A Grey Chill And A Whisper“ um ein Konzeptalbum. Die neun Tracks mit englischen Texten nehmen den Hörer mit auf eine Reise, die ihm ein wiederkehrendes Frösteln, gepaart mit tiefen Emotionen beschert. Die Veröffentlichung basiert auf einer, extra für die Formation verfassten Kurzgeschichte von Ulrike Serowy, die auch das in Black Metal Kreisen bekanntere Büchlein „Skogtatt“ schrieb, und die man in der enthaltenen Hörbuchfassung direkt mitgeliefert bekommt.

A Grey Chill And A Whisper“, kurzweilig, aber dennoch eingängig ab der ersten Minute, flog quasi nur an mir vorbei, es weckte in mir immer wieder Reminiszenzen an andere, große Epen, erinnerten mich Passagen an Nagelfars „Virus West“, Dissection auf „The Somberlain“ oder aber auch an Tiamat in der „Post-Sumerian-Cry-Ära“.Wäre es ihre Erstveröffentlichung könnte man ihnen vorwerfen, sie versuchten Uada zu kopieren, auch aufgrund des eher amerikanischen Stils, aber genau das tun sie nicht. Man erkennt eindeutig die fünf Rheinländer und das ist gut so. Die Experimente halten sich vollkommen in erträglichen, ja sogar gefälligen Maßen, so dass sie sich nicht hinter international bekannteren Bands, wie eben genannten Uada, aber auch Gaerea oder Wolfs In A Throne Room verstecken müssen. Ein Black Metal Album, das handwerklich so gut wie keine Schwächen aufweist und durch seine Komplexität und leicht wehmütige Stimmung den Hörer sofort in seinen Bann zieht. Menschen, die mit vorgenannten Acts etwas anfangen können, können hier bedenkenlos zugreifen. Sehr cool ist auch die Kombination mit dem beigefügten Hörbuch (leider nur auf Englisch) als Grundlage zum Konzeptalbum, so dass man sich sehr eingehend mit dieser Veröffentlichung beschäftigen kann. Dieses Album ist definitiv eines meiner Highlights aus 2020!

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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