CRUCIS - SAME

Label: | RCA VICTOR |
Jahr: | 1976 |
Running Time: | 35:07 |
Kategorie: |
Classics |
Argentinien ist nicht gerade bekannt dafür, Rock- und Metal-Bands zu haben. Doch es gibt sie, und die paar, die ich kenne, sind auch alle geil! Im Metal-Bereich kann ich vor allem Rata Blanca, Horcas, Patan und Hermética empfehlen. Die einzige Rock-Band, die ich kenne, waren Crucis, die es in den Siebzigern nur auf zwei Alben gebracht haben: das selbstbetitelte Debüt von 1976, um das es hier geht, und „Los Delirios Del Mariscal“, welches noch im selben Jahr erschienen war. Es gibt aber auch noch das Live-Album „En Vivo Enero“ aus dem Jahr 1977. Danach war Schluss. Schlagzeuger Gonzalo Farrugia spielte noch die beiden Psiglo-Alben ein, die jedoch nicht aus Argentinien, sondern aus Uruguay kamen. Aber nun zu Crucis: Sie spielen eine furiose und abgefahrene Mischung aus Symphonic Rock und Progressive Rock. Das Debüt enthielt sieben Songs, von denen – zumindest für Prog-Verhältnisse – keiner eine nennenswerte Überlänge hatte.
Alle Stücke dauern zwischen drei und sieben Minuten. Warum sie über die Landesgrenzen niemals bekannt wurden, ist mir ein Rätsel, wenn ich dieser LP lausche, denn hier gibt es Prog Rock auf dem allerhöchsten Niveau! Allein das Hammond-Intro beim Opener kann schon alles. Die Gitarre hat einen schön warmen Sound. Tasteninstrument, Sechssaiter und Tiefdöner duellieren sich in einer Tour. Es gibt also trotz der relativ normalen Spielzeit der Songs sehr viel Gefrickel, das zeigt, wie fit die beteiligten Musiker an ihren Instrumenten sind. Wenn sich Crucis auf Hochtouren warmgespielt haben, erinnern sie natürlich nicht selten an Yes, aber auch an Kansas. Allerdings haben sie auch viele Ansätze von niederländischen Bands wie Focus oder Finch. Manchmal werden sie auch etwas härter, wo mir Vergleiche zu Deep Purple, Uriah Heep und Atomic Rooster in den Sinn kommen. Der mäßige Gesang, der komplett auf Spanisch gehalten wird, hält sich ziemlich zurück und gibt der Musik sehr viel Raum.
Störend ist das nicht; ganz im Gegenteil: Ich bin immer wieder überrascht, mit wie viel Ideenreichtum die Südamerikaner um die Ecke kommen. Das verrückte Intro zu „Mes“ erinnert mich an ganz frühe Spock´s Beard (die es aber natürlich noch nicht gab). Der letzte Song „Recluso Artista“ übernimmt eins zu eins eine kurze Passage von „We Can Work It Out“ von den Beatles, mit denen man musikalisch ansonsten aber rein gar nichts gemeinsam hat. Danach folgt eine ruhige Harpsichord-Passage, bevor man das phänomenale Prog-Finale einleitet, das auch glatt von Kansas stammen könnte. Mit den Besten der Besten kann man sich messen; sowohl vom spielerischen Können her als auch von der blitzsauberem Produktion. Das abstrakte Artwork gefällt ebenfalls. Die Alben sind nicht gerade leicht zu bekommen. Wer aber auch Siebziger Progressive Rock steht, der sollte hier unbedingt aufhorchen!
Tracklist:
Seite 1:
Todo Tiempo Posible (4:33)
Mes (4:54)
Corto Amanecer (2:55)
La Triste Visión Del Entierro Propio (5:00)
Seite 2:
Irónico Ser (4:06)
Determinados Espejos (6:54)
Recluso Artista (6:45)
Line-Up:
Pino Marrone – Vocals, Guitar
Anibal Kerpel – Hammond Organ, Fender Rhodes, Arp Solina String, Moog, Piano
Charlie Garcia – Moog Programming
Gustavo Montesano – Bass, Lead Vocals
Gonzalo Farrugia – Drums, Percussion
Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller