Ein richtig fettes Paket hat man uns da geschnürt - Eisbrecher mit der ersten Tour und dem ersten Album seit dem Ausstieg von Noel Pix. Aber nicht nur der Haupt-Act hatte mit „Kaltfront" einen frischen Longplayer am Start, auch die Heldmaschine hatte eine neue „Eiszeit" im Gepäck. Schon beim Eingang wurde man überrascht. Direkt nach der gut gelaunten Security („Ihr seid echt langweilig", weil er nichts Verbotenes gefunden hatte) wurde man von Heldmaschine-Drummer Dirk empfangen, der Flyer für die eigene Headliner-Tour im Herbst verteilte. Was für eine Begrüßung! Dass Alex vor Konzertbeginn vom Fotograben aus das Gespräch mit den Fans suchte, Fotos machte und abklatschte, ist da schon weniger überraschend, aber immer wieder schön. Beide Bands waren auch im Nachgang sehr nahbar und megafreundlich.
Heldmaschine eröffneten also den Abend mit Material vom neuen Release „Eiszeit“ - und vom ersten Ton war die gut gefüllte Swiss Life Hall da. Überhaupt sah man viele Shirts mit markantem Heldmaschine- oder Völkerball-Logo in der Menge, sodass die Band um Bandleader Rene Anlauff leichtes Spiel hatten, um die Eiszeit auf Temperatur zu bringen. Neben einigen neuen Titeln kochte die Stimmung bei Klassikern wie „R" (mit großem rollenden R-Ball), „Springt" oder „Weiter" (mit dem schönsten Drummer ;-)) schon fast über. Als dann auch noch „Der Schulz" beim letzten Song „Weiter" mit auf die Bühne kam, war die gute Stimmung nicht mehr aufzuhalten.
Setlist: Eiszeit, Schlag Mich, Meine Welt, Tunnelblick, Karl Denke, Bestie, Schach Matt, Webterrorist, Springt!, ®, Weiter
Nach einer recht kurzen Umbaupause übernahm dann Käpt´n Wesselsky das Kommando. Auch Eisbrecher starteten mit dem ersten Stück der neuen Veröffentlichung „Minus 90 Grad" und der Auskopplung „Everything Is Wunderbar", um dann mit Klassikern richtig Gas zu geben. Sogar „Antikörper", der Titeltrack des 2006er Albums gleichen Namens, hatte sehr zur Freude der langjährigen Fans wieder mal den Weg in die Setlist gefunden. Nach dem ein oder anderen klaren Statement (gegen Row Zero, gegen verschiedene Preise in verschiedenen Bereichen der Halle, gegen Krieg mit dem Song „Waffen, Waffen, Waffen") kamen diverse Gäste auf die Bühne. So sang Alexx Wesselsky vom neuem Werk mit Sotiria (ex-Eisblume) den Beitrag „Die Hoffnung Stirbt Zuletzt" und mit Joachim Witt „Zeitgeist". Nach einer kurzen Verschnaufpause - „Miststück" gab es nur von Jürgen Plangger begleitet unplugged mit Gitarre - wurde das Tempo wieder angezogen und mit „Auf Die Zunge" (mit Schattenmann-Sänger Frank Herzig), „This Is Deutsch" und „Fakk" noch mal Vollgas gegeben. Nach dem Falco-Cover „Out Of The Dark", welches gemeinsam mit Joachim Witt und Sotiria performt wurde, wurden die Show und die Tour mit einem Eisbärenregen der gesamten Crew beendet. Nur eine Frage blieb offen - warum wurde bei „Zwischen Uns" die weibliche Stimme nicht auch von Sotiria besetzt?
Setlist: Intro (Minus 90 Grad), Everything Is Wunderbar, Himmel Arsch Und Zwirn, So Oder So, Antikörper, Dein Herz, Waffen Waffen Waffen, Leider, Die Hoffnung Stirbt Zuletzt, Kaltfront, Im Guten Im Bösen, Zeitgeist, Eiszeit, Färberspiel, 1000 Narben, Miststück (Megaharz-Cover), Sturmfahrt, Auf Die Zunge, This Is Deutsch, FAKK
So gut kann ein Konzertabend sein, wenn Vorband und Headliner perfekt harmonisieren. Toller Sound, coole Effekte und zwei Bands, die einfach Bock hatten, Musik zu machen. Ohne Tourabschluss-Schabernack. geradlinig und geradeaus. Der neue Gitarrist Micky Richter tut Eisbrecher gut, sie sind wieder mehr Neue Deutsche Härte, klingen etwas härter, aber dadurch auch mehr aus einem Guss. Und das kombiniert Alex Wesselsky mit unnachahmlicher Bühnenpräsenz, erhobenem Zeigefinger, schelmischem Grinsen und durchgängig mit Kontakt zum Publikum. Dieser Mann ist ein Entertainer erster Güte: provokant, humorvoll und dabei immer mit klarer Meinung. Aber ohne bierernsten Pathos, immer mit einem Zwinkern, mit einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht.