OHRENFEINDT - ZWEI FÄUSTE FÜR ROCK ´N´ ROLL

Label: | AFM |
Jahr: | 2017 |
Running Time: | 47:42 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Dieser Tage überraschte mich mein Chef mit der Ankündigung, dass AFM Records noch dringend auf das Review zur aktuellen, das heißt letztjährigen Scheibe von Ohrenfeindt wartet. Aber gerne mache ich das. Ich sah letztes Jahr drei Gigs von dem Trio aus St. Pauli. Neben dem Rockfels auf der Loreley und dem Rockharz gab ich mir Chris Laut (Bass, Gesang, Mundharmonika), Pierre "Keule" Blesse (Gitarre) und Andi Rhode (Schlagzeug) auch nochmal als Clubgig zum Ende des Jahres im Rockpalast in Bochum. Seit 1994 tingeln die Rocker durch diverse Clubs und haben neben mannigfachen Memberwechseln, Chris Laut ist einziges verbliebenes Gründungsmitglied, schon sieben Longrillen auf dem Markt. Mit Scheibe Nummer acht, die Ende Juni 2017 released wurde, Position 49 der Deutschen Album Charts erreichte und bei Rock Antenne das Album der 28. Woche markierte, setzen die Vollgasrocker ihre seit 2013 mit AFM Records begonnene Erfolgsgeschichte fort.
"Deine Mudder Singt Bei Lordi" eröffnet die fetzige Rockparty und Chris kräht sich wie eh und je die Röhre wund, während Keule die allseits bekannten australischen Riffs beisteuert. Umgehend beginnt man zu Nicken oder auch unruhig hin und her zu Wippen und sucht verzweifelt nach dem Öffner für die nächste Pulle Bölkstoff. Mit feuchter Kehle und ersten Rülpsern gibt man sich dann dem ziemlich schleppenden und ordentlich bluesigen "Starkstrom-Baby" hin, das insbesondere wegen der fetzigen Klampfe hervorsticht. Merklich unter dem Einfluss von AC/DC folgt dann "Wanda Wondergirl" mit coolem "whoo-whoo", abgelöst vom lässigen Groover "König und Rebell". Der Titeltrack gibt sich eher im klassischen Hardrock mit zigfach wiederholtem "Zwei Fäuste Für Rock ´N´ Roll", damit es auch jeder kapiert und die Fists auch ordentlich in die Höhe gestreckt werden. Ein Song, der ganz klar für die nächsten Liveauftritte konzipiert wurde. Knackig, knallig und viel mehr an Airbourne erinnernd, wenn man selbige als Vertreter des flotteren, australischen Riffrock definiert, kommt "So Nicht" um die Ecke und es ist viel Platz für das eine oder andere geile Solo von "Keule". Mit dem langsameren und eine paar Töne tiefer gestimmten "Zu Früh", kommt man wieder etwas runter. Die ideale Untermalung für lange Turns über staubtrockene Straßen, bei denen man lässig das Fenster runter kurbelt, und die Arme im Fahrtwind abkühlen lässt. Mit nur halber Kraft und weniger Vollgas und viel mehr im Deutschrock angesiedelt gibt sich "Irgendwann" zufrieden. Schleppend ist der Start bei "Nix Oder Doppelt" und es ändert sich auch nur in Nuancen. Simple gerockt wird nämlich wieder bei "Dreh Dein Radio auf". Kurz vor Schluss folgt mit dem Zahlenspiel "20359" mal wieder eine Hommage an den heimischen Fußballclub. Die Zahl ergibt sich aus einem vorteilhaften Spielstand für den FC St. Paul zuzüglich der Postleitzahl am Millerntor. Zum Ende darf mit australischem Rock bei "Koks Und Noten" nochmal zünftig abgeledert werden. Ziemlich witzig die Passage "Ich hab sie einfach nur gefragt, Ob sie mal mit mir essen geht oder so", wenn Chris an Stelle von "gefragt" eigentlich "gefxxxt" singen will, aber scheinbar so gerade noch die Kurve kriegt.
Ohrenfeindt bleiben ihrer Linie mit bodenständiger und vor allen Dingen, ordentlich Spaß machender Mucke treu und so soll es auch bleiben.
Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey