Es gibt diese Tage, die so voll öde beginnen und auf einmal bekommst du einen Anruf einer lieben Freundin, mit der Frage „Hast du Bock Steve Hackett Live in Tilburg zu sehen?“ Ja natürlich habe ich Bock! Leider war die beste Ehefrau von allen unpässlich und ich musste den Ritt alleine bewältigen. An einem Freitagmittag bis nach Tilburg zu fahren, ist alles andere als entspannt. Zum Glück gibt es direkt an der Venue ein großes Parkhaus und man muss nicht lange herumsuchen. An der Box Office schnell den Band Guest und Foto Pass abgeholt und rein ins Vergnügen. Mittlerweile kann man hier die Getränke per EC-Karte bezahlen, die sonst üblichen „Munten“ wurden abgeschafft. Die Halle ist bestuhlt und einen Fotopit gibt es daher nicht, allerdings reichen die erlaubten zwei Songs zum Fotografieren auch vollkommen aus. Aus der Halle darf aber heute Abend sogar die komplette Show fotografiert werden, solange man keine Zuschauer damit stört. Die Halle ist übrigens sehr gut besucht und wie nicht anders zu erwarten, größtenteils aus älteren Semestern bestehend. Naja, ich gehöre ja wohl auch schon dazu.
Pünktlich geht es dann auch los mit dem ersten Set, der Meister Steve Hackett (ex-Genesis, ex-GTR) und seine Musikanten, Roger King an den Keyboards, Rob Townsend an Saxophon, Flöte und Perkussion, Nad Sylvan am Gesang, Jonas Reingold am Rickenbacker Bass und der zwölfsaitigen Gitarre sowie Felix Lehrmann am Schlagzeug, geben sich die Ehre. Superb aufeinander eingespielt, zelebrieren die Jungs eine feine Setlist von Steves Solokompositionen aus den bisher veröffentlichten Alben. Und obwohl ich ja eigentlich gar nicht so der große Progressive Rock Fan bin, packen mich die Lieder direkt. Alleine die von der Bühne kommende Spielfreude lässt einen schon direkt mitwippen und die perfekte Darbietung genießen. Selbst die Zuschauer sind gebannt und das oftmals nervige Geschwätz während einer Live Show entfällt heute.
Recht so, schließlich gehe ich auf ein Konzert um Musik zu hören. Bei den Gesangspassagen wechseln sich Steve und Sänger Nad Sylvan ab, manches singt Mr. Hackett selber, aber viele Songs werden hervorragend von Nad interpretiert, der stimmlich schon ein wenig den alten Genesis Spirit aufleben lässt. Nicht zu vergessen auch das versierte Bass Solo von Jonas Reingold. Nach etwa einer Stunde geht das kurzweilige Set zu Ende und die Musiker gönnen sich eine kleine Pause bevor es mit Teil Zwei weitergeht.
Nun erscheinen die Herren erfrischt aus der Pause und der zweite Teil der Show ist komplett Genesis gewidmet. Und es wird ziemlich schnell klar, dass die alten Hits lange nicht mehr so gut geklungen haben. Bis auf wenige Ausnahmen, stammen alle Stücke von dem legendären Album „The Lamb Lies Down On Broadway“ aus dem Jahr 1974. Seinerzeit als Doppelalbum mit über fünfundneunzig Minuten Spielzeit erschienen. Natürlich sitzt hier jeder Ton und das begeisterte Publikum singt die Songs mit. 
Ich selbst würde mich jetzt nicht unbedingt als Genesis Fan bezeichnen, aber diese Melodien wirken so vertraut, dass es einfach Spaß macht sie hier und jetzt live zu hören. Und scheinbar haben sie durchaus lebenserweckende Wirkung bei dem einen oder anderen im Zuschauerraum. Um es mal mit den Worten von Udo Lindenberg zu sagen „Der Greis ist heiß“ So mancher verlässt seinen Sitzplatz und rockt seitlich vor der Bühne. Natürlich darf man nicht vergessen, dass auch Mr. Hackett mittlerweile fünfundsiebzig Lenze zählt. Dafür ist er erstaunlich gut in Form und lässt sich nur gelegentlich eine kleine Sitzbank bringen, um ruhigere Nummern zu spielen. Insgesamt dauert das Genesis Set gut anderthalb Stunden an und endet natürlich mit lautstark geforderten Zugaben. Ein wirklich schönes Erlebnis und selbst die Preise am Merchandise Stand gehen für heutige Verhältnisse durchaus in Ordnung, die meisten Bands rufen da deutlich mehr auf.
Setlist: People Of The Smoke, Circo Inferno, These Passing Clouds, The Devil’s Cathedral, Every day, A Tower Struck Down, Bass Solo, Camino Royale, Shadow Of The Hierophant, The Lamb Lies Down On Broadway, Fly On A Windshield, Broadway Melody Of 1974, Hairless Heart, Carpet Crawlers, The Chamber Of 32 Doors, Lilywhite Lilith, The Lamia, It, Suppers Ready, Firth Of Fifth, Los Endos
