THE WHO - SENSATION – THE STORY OF TOMMY

Label: | EAGLE VISION |
Jahr: | 2013 |
Running Time: | 113:00 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Die Faszination der Werkes “Tommy”, hat seit seiner Erscheinung kaum Einbußen genommen. The Who, die britische Hoffnung nach The Beatles und The Rolling Stones waren zum Zeitpunkt der Entstehung des Doppelalbums an einem menschlichen, musikalischen und businesstechnischen Scheideweg. Man schrieb schier unglaubliches Material aber die Singles blieben aus. Pete Townshend, der teilweise mit der Charaktere des tauben, dummen und blinden Tommy eine Vergangenheitsbewältigung betreibt und das erste mal in der Öffentlichkeit auf den Kindesmissbrauch während der englischen Kinderlandverschickung im zweiten Weltkrieg, aufmerksam macht, wächst kompositorisch über sich hinaus und konzipiert die wohl erste Rockoper aller Zeiten. Perfektionismus in jeder Form wird mit illustren Songeskapaden, stilistische genialen Songs und einer ultrageilen Story, sowie einem Artwork (von Mike McInnerney) der besonderen Art, mit jeder Pore geatmet. Mit voller Unterstützung ihres damaligen Managers und der restlichen Band, hat Pete völlig freien Raum und lässt Roger Daltrey bei voranschreitende Produktionszeit mehr und mehr die Gestalt Tommys gesanglich und später auf der Bühne, actionmäßig annehmen. Es findet durchaus eine unbeabsichtigte Identifizierung von Daltrey mit Tommy statt. Das macht ihn später zum Fronter par excellence. Eine Wandlung findet auch optisch und musikalisch statt. Roger glättet auf Anregung seiner Partnerin nicht mehr die Haare und lässt seine Lockenpracht wuchern und The Who selbst avancieren von einer Beat-Pop-Band zu Rockstars. Zwanzig Millionen Einheiten wurden von dem Werk abgesetzt, es gab einen Film (Regisseur Ken Russell) mit internationalen Stars und eine Broadway-Show und innerhalb kürzester Zeit war der Sprung in die Vereinigten Staaten von Amerika geschafft und man spielte nicht mehr vor der gewohnten Zuschauerzahl von bis zu 5000 Gästen, sondern sah sich einer Übermacht von bis zu 120.000 Festival-Besuchern gegenüber. Menschlich gesehen war Mister Daltrey der Meinung, dass nicht die Band sich charakterlich änderte sondern die Menschen um sie herum, die mit dem Ruhm der Band anders mit den Mitgliedern umgingen.
Die verschiedenen Phasen der vorliegenden DVD werden mit Interviewsequenzen der einzelnen Bandmitglieder bestückt und einigen anderen Personen die im Entstehungsprozess des Albums involviert waren wie Toningenieur Bob Pridden. Auch verschiede Journalisten vom The Rolling Stone Magazine kommen zu Worte und es ist interessant zu erfahren wie wichtig Mister Townshend die Kritiken waren. Als Bonusteil gibt es unveröffentlichtes Material vom Beat Club aus dem Jahr 1969, einer damals angesagten deutschen TV-Show. Auch hier werden Auszüge des Albums gespielt und ein Interview mit teilweise peinlichen Fragen (da der Moderator das komplette Werk wohl absolut falsch interpretiert hat), forciert Pete das Gespräch teilweise komplett umzustrukturieren. Da reden manchmal zwei Personen völlig aneinander vorbei. Dennoch, ein wirklich informatives Werk, mit Musikern die heute noch stolz auf ihr Werk sind und das voller Hingabe und geballter Emotionen erzählen.
Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak