Dienstag und langes Wochenende. Was kann man da besseres tun als mittags Doro im Hotel zum Pressetermin zu treffen, Lachshäppchen und Champagner zu naschen, darauf einen guten Freund zu besuchen und den Abend mit einem Konzert von den Amis Steel Panther abzurunden? Da ich früh genug in Köln ankam, gab es einen Parkplatz um die Ecke und ich traf im leicht einsetzenden Regen die ersten Kollegen. Die Stimmung war gut und der Einlass zügig. Was mich bei dieser Band nur so leicht irritierte, sind eine ganze Menge Fans der Band. Sind das jetzt Poser, die wirklich auf die Musik stehen und nur Gas geben, oder sind das Normalos, die einem Trend hinterher jagen, um mit Kostümen und reichlich Alk nur Party feiern wollen? Für viele meiner Old-School-Freunde des Genres ist die Spreu schnell vom Weizen getrennt und ein Urteil gefällt. Es gibt tatsächlich zwei komplett verschiedenen Lager und wahrscheinlich deshalb den einen oder anderen richtigen Zoff in der Menge. Schnell wurde es rappelvoll und hinten recht ungemütlich. Halt ausverkauft!
Pünktlich begann der mir unbekannte Opener Sleekstain mit seinem coolen Poser-Rock `n` Roll. Die Jungs stammen aus Frankreich und gaben auf den Brettern richtig Vollgas. Leider stimmte hier etwas ganz und gar nicht. Man versagte der Formation die Lightshow. Ob das jetzt Absicht war, oder der Light-Jay unfähig, lass ich jetzt mal dahingestellt. Aber mit im Schnitt zwei Strahlern konnte man keine guten Fotos machen und dem Publikum als auch den Fotografen die Zornesröte ins Gesicht jagen. Leider blieb dieser Umstand das komplette Set nicht geändert. Was der Spielfreude der Band keinen Abbruch tat. Man servierte die Songs des aktuellen Longplayers, „Hard“ und der wilde Fronter Ryff Raff machten seinem Namen alle Ehre. Vierzig Minuten durften die vier Recken Songs wie „Dead Till` You Live“, das coole „Hard Rain“ und „Call Me God“ zum Besten geben. Ryff Raff musste natürlich manch geraden Ton für seine Bühnenshow eintauschen, aber das nahm ihm heute keiner übel. Der Opener muss die Sau rauslassen und auffallen. Gerade heute war das kein einfaches Unternehmen, das die Franzosen aber mit Bravour bestanden. Später konnte man sie am Merchandise-Stand treffen, wo sie sich alle Zeit nahmen, den Fans jeden Wunsch zu erfüllen.
Zu den ersten Tönen von Steel Panther erbebte die Halle bis in die letzte Ecke. Selten wurde eine Band in einem solchen Rahmen so frenetisch empfangen. Mädels wurden instant-feucht und die Jungs drehten komplett durch. Tja und plötzlich ballerte die Lightshow aus allen Ecken. Überraschung! Mit dem Opener „Eyes Of A Panther“ war ein furioser Start geglückt und die witzige Show, für die Fans zur Zeit das „A“ und „O“ der Poser-Welt, für manche eine abgekartete Parodie, konnte beginnen. Viele spaßige Ansagen und gegenseitige Frötzeleien waren den Fans von der Live-DVD „British Invasion“ bekannt, aber gelacht wurde trotzdem als wenn alles zum ersten Mal gesagt wurde. Auf kein Klischee wurde verzichtet. Basser Lexxi Foxx hatte seitlich einen kompletten Schminktisch, einen Glitzerspiegel samt Initialen und jede Menge Lipgloss. Vielleicht ließ er etwas zu oft die Zunge schnalzen, aber außer mir war es wohl jedem egal. Frontsau Michael Starr war wunderbar bei Stimme und untermalte seine sexistischen Gesangslinien mit dementsprechend getanzten Körperdarbietungen. Dass er und Gitarrist Satchel sich jede Menge Zeit ließen, ständig mit anzüglichen Aussagen um die Wette zu eifern, verstand sich von alleine. Da fielen sogar deutsche Brocken und wir erfuhren über die Gelüste der Bandmitglieder in feinsten Details. So wollen es die Fans haben. Alle anderen waren hier fehl am Platze.
Warum allerdings die Show erst ab achtzehn Jahren war, kann ich mir auch bei der einen oder anderen blanken Titte nicht erklären. Oder haben wir bereits amerikanisches Niveau erreicht, wo die Kids abends an der Playstation tausende von Leichen aufhäufen können, aber ein Nippel-Flash Alpträume auslöst? Natürlich kamen auch die Songs des aktuellen Longplayers „All You Can Eat“ zur Geltung, die allerdings ebenfalls von der Menge lauthals mitgegrölt wurden. Es gab „Gloryhole“ und „Party Like Tomorrow Is The End Of The World“, das wirklich für weitere Stimmung sorgte. Doch die Jungs können zur Zeit nichts falsch machen. Die Zuschauer fraßen ihnen aus den Händen. Dass die Rocker spielerisch tadellos sind, hatte sich auch mittlerweile rumgesprochen. Zudem gab es ein Gitarrensolo nach „Let Me Cum In“, auf das Lexx danach mit seiner urigen Mähne am Bass antwortete. Dann war es an der Zeit, die eingeladenen Chikas auf die Bühne zu bringen. Das war dann der peinlichste Moment der Gigs. Gestelzte und affektierte Tanzdarbietungen und eher schüchtern berührtes Brüste zeigen zweier Mädels, was eher wie eine Mutprobe kleiner Teenie-Girls rüberkam. Gott sei Dank rettete uns die Zugabe, bevor ein paar pränatale Jungs sich bekleckerten. „Community Property“, „17 Girls In A Row“ und „Party All Day“, ließen noch mal erkennen, warum diese Jungs es verdient haben dort zu stehen, und die Szenen ein bisschen und ungestraft auf die Schippe zu nehmen.