DEATH ANGEL, DEW-SCENTED, EXTREMA, ADIMIRON

Essen, Zeche Carl, 11.12.2013

Endlich mal wieder ein Konzert in der Zeche Carl, und sonniges Wetter ließ tagsüber noch nicht die Temperaturen um den Gefrierpunkt erahnen, die zu Beginn des Events vorherrschend sein sollten. Oft war ich hier in letzter Zeit nicht gewesen, gibt es doch viele für Auftritte genutzte Locations im Umkreis. Gleich als erstes traf ich heute Shouter Leif, der mit seinen Dew-Scented heute als Co-Headliner auf die Bretter gehen sollte. Die Tour befand sich in ihrer zweiten Hälfte, und man spielte zuvor in halb Europa, auch schon in unseren Landen. Nach Paris und London ist nun Essen dran, bevor man wieder das Land verlässt, um in Eindhoven aufzutreten.

 

ADIMIRONÜberpünktlich wie der Steiger machten sich die Italiener von Adimiron bereits kurz vor halb acht bereit, die sich füllende Zeche Carl aufzuwärmen. Mit dem Rücken zur Audienz hatten sie sich zum Intro postiert, um sich dann für dreißig Minuten vorzustellen. Ihr Sound schallte wuchtig und glasklar durch den Raum. Die neuzeitliche Mischung aus Thrash und Death war nicht ohne, und wurde so performt, wie sie sich anhörte: mechanisch clean und kalt. Dazu bangten fünf Kurzhaarige auf der Bühne synchron, und standen dabei wie angenagelt. Während das oldschool Publikum noch damit beschäftigt war, den Sound zu ergründen, verlangte Shouter Andrea (aus dem Land, wo Männer in der Tat so heißen) tatsächlich schon Reaktionen vom Publikum, das sich noch zurück hielt. Etwas zu früh, was sich im Laufe des Auftritts noch leicht änderte. Zunächst als Angel Of Darkness gegründet, sind sie bereits vierzehn Jahre auf dem Plan. Den ersten eintreffenden Nasen konnten sie zwar einheizen, aber noch nicht viel Resonanz abringen.

 

EXTREMAEtwas besser erging es da schon ihren Landsleuten aus Mailand, Extrema. Bei ihnen wuchs der Thrash im Laufe der Zeit in Richtung Groove, und ein gewisser Corefaktor war in ihrem Stil auszumachen. Die Norditaliener hatten ihr aktuelles Album „The Seed Of Foolishness“ im Gepäck, das es zu promoten galt. Das Quartett um Shouter Perotti mit dem Irokesenschnitt und Tommy an seiner Dean Flying-V, brachte für das Publikum zwar auch upgeliftete Sounds mit viel Doublebass, konnte aber schon für einige Reaktionen mehr sorgen. Doch warum beide Vorbands heute mehr Licht bekamen, als die beiden Hauptbands, fiel nicht nur den Fotografen auf, die wie immer ohne Blitz auskommen sollten.

 

DEW-SCENTED leifDie Extremthrasher von Dew-Scented hatten nun den Auftrag, für die nächsten fünfundvierzig Minuten den Laden anzukochen. Dazu bat Leif sofort darum, weiter nach vorn vor die Bühne zu kommen. Weiter freute man sich auf der Tour mit Death Angel dabei sein zu dürfen, und mochte die Zeche Carl dazu einladen, sich beim nächsten Song etwas zu bewegen. Leif drückte sich in seinen Ansprachen sehr gewählt aus. Das Zusammenspiel der Band ist nach dem großen Line-Up Wechsel weiter gewachsen, doch die Reaktionen darauf waren noch nicht ganz nach Leifs Geschmack, denn es wäre schwierig nach einer Europatour zu Haue zu spielen, wie er ansagte. Nach „Cities Of The Dead“, in einer Liveversion auf der aktuellen Compilation „Insurgent“ vertreten, wurde Essen als die Thrash Hauptstadt bezeichnet. Zum Schluss mussten noch “Thrown To The Lions” vom “Icarus”-Album und „Acts Of Rage“ herhalten, um gezeigt zu haben, die Zeche heiß genug für Death Angel gemacht gemacht zu haben. Es gab zufriedene Gesichter, und die ersten Reihen vor der Bühne pusteten durch.

 

DEATH ANGEL markIm Juni letzten Jahres besuchten Death Angel zuletzt Essen, damals spielte man das unangreifbare „The Ultra Violence“-Album am Stück. Deswegen war damit zu rechnen, dass am heutigen Tag mehr Material neueren Datums am Start sein würde. So hieß der Opener heute „Left For Dead“ von neuen Album „The Dream Calls For Blood“, aber mit “Mistress Of Pain” gedachte man doch noch den Zeiten des Albumdebüts aus 1987. Die beiden Monumente “Relentless Revolution” und “Dream Calls For Blood” schossen mit „Thicker Than Blood“ und „Sonic Beatdown“ in die Menge, und kurze Auflockerungen boten die Akustiktracks vom neuen Album, die hier und da als Einspieler zwischen den Songs fungierten. Rob Cavestany, der Sympathieträger heute im Shirt von Mercyful Fate, wechselte wie sein Six-String-Kumpel Ted Aguila häufig seine Gitarre, während die Ansagen von Mark Osegueda, jetzt ohne Rastamatte, gewohnt wie aus den Herzen der Fans gesprochen wurden. Etwa in ihres Programmes Hälfte fühlte sich Mark für eine längere Ansage bewogen. Demnach sei es „Always Special in Essen”, denn man habe hier sehr oft gespielt. Man habe ja nach „Killing Season“ zwei Originalmitglieder verloren, und sich allen Unkenrufen zum trotz nicht aufgelöst, sondern mit Basser Damien Sisson und Drummer Will Carroll binnen sechs Monaten eine neue Einheit geformt, viel getourt und zwei Alben aufgenommen. Deswegen wäre man in Essen Zeuge des ganzen „Bullshit“ gewesen, dass Death Angel neben den Cousins Mark und Rob auch ohne fehlende OriginalmitglDEATH ANGEL robieder alles andere als zu Grabe getragen werden müssen. Bestätigung dafür war ein fetter Applaus. Drei Zugaben machten den Auftritt rund, begonnen mit „Lord Of Hate“, und beendet mit „Thrown To The Wolves“, dem Rob den Anfang vom Titeltrack des „The Ultra Violence“-Albums anspielte. Doch ein Auftritt von Death Angel ist erst dann beendet, wenn noch schnell Autogramme gegeben, und alle Hände abgeklatscht wurden. Nach neunzig Minuten war dann endgültig Schluss, und es wurde bewiesen, die San Francisco Thrasheinheit gehört auch mit dem neueren Material zu den zehn wichtigsten Thrash Metalbands des Universums.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer