HEATHEN, GENERATION KILL, DUST BOLT

Siegen, Vortex, 26.06.2013

DUST BOLT lenny LIVE 2013Das gemütliche Wohnzimmer, das Siegener Vortex, hatte diesmal den Tourtross von Dust Bolt, Generation Kill und Heathen zu Gast. Und es wurde voll, nicht schlecht für einen Mittwoch. Das Warten auf den Einlass verkürzte man sich hier gerne an der Stehpizzeria um die Ecke. Nur blöd, wenn man bei diesen unsommerlichen Temperaturen nur ein Shirt trägt. Aber das hatte man später am Merchandise schnell geändert, denn es gab anständige Motive aller drei Bands zu Preisen bis zwanzig Euro. Als erste, bzw. ‚zweitvorletzte’ Band, durften heute Abend gegen halb neun die Youngster von Dust Bolt aus München loslegen. Und für einen Support taten sie das auch ziemlich amtlich. Nach einem „Seid Ihr bereit, Siegen?“ wurde sofort das volle Brett gegeben. Ihre Haare flogen, und Gitarrist und Shouter Lenny begab sich oft zum Synchronstampfen zu seinen Mitstreitern links und rechts von ihm. Diese Energie übertrug sich auf das Publikum, dass bei „Toxic Attack“ in den ersten Reihen mächtig mitgezappelt wurde. Ihr letztjährig erschienenes Album „Violent Demolition“, das bereits durch viel Technik auffiel, stellten die Münchener bereits im Vorprogramm von Obituary vor (CROSSFIRE berichtete). Hier und heute brachten sie ihre Songs ebenfalls in hohem Tempo nahezu perfekt, und legten dazu viel Wert auf eine actionreiche Umsetzung, wie der Drummer viel Wert auf sein Splashbecken. Lenny bedankte sich bei allen Anwesenden, sprach in der dritten Tourwoche von diesem ‚drittvorletzten’ Gig der Tour. Nach beeindruckenden dreißig Minuten war heute Schluss für die Thrasher.

 

GENERATION KILL rob LIVE 2013Dann war es Zeit für den Fünfer der beiden Rob’s. Dabei handelte es sich um Basser Rob Moschetti, der noch von M.O.D. und von Pro Pain bekannt ist, und natürlich Rob Dukes, derzeitiger Shouter von Exodus, zusammen als Generation Kill. Andächtige Slowparts im zweiten Song “Feast For The Wolves” erinnerten mich an ihr 2011er Album „Red, White And Blood“, und wie sie zuvor das leisere „Wish“ von den Nine Inch Nails coverten. Geil waren auch die Steigerungen in den Songs, und überhaupt wurden die Slowparts bei Generation Kill ähnlich tiefgründig gebracht wie beispielsweise bei Down. Sehr geile Interpretierungen zwischen den derben Parts der Neo-Thrasher. Und Spaß hatten sie auch, wie dem trockenen Humor von Rob Dukes zu entnehmen war: “Do You Know My Other Band? No? They Suck Anyway”. Auch wie schnell sich auf simple Gestik von Rob Dukes der Applaus verdoppelte, war schon bemerkenswert. Zum eigentlichen Abschlusstrack hob sich erneut die Stimmung durch Hey-Rufe bis in die letzte Reihe. Die Band dankte es durch ziemlich tighte und tiefe Backing Vocals, und einzelne punktgenaue Synchronsprünge. Zum Schluss hatte man noch Zeit für einen Song, es sollte ein Cover sein. Rob Dukes fragte die Audienz, von welcher Band er denn sein sollte, vielleicht Megadeth? Jemand antwortete „Metallica“, was Dukes mit einem gezogenen „Oh Noooo“ beantwortete. Rob Moschetti schlug noch „Die Toten Hosen“ und „Mr Ed Jumps The Gun“ vor, doch niemand rief „Exodus“. Hätte man aber mich rechnen können, zumal der noch folgende Headliner die Hauptband eines Exodus Gitarristen ist, und viele Shirts in der Audienz drauf hindeuteten. Aber Pustekuchen, Dukes sagte dagegen mehrfach “Enter Sandman” an, wenn sonst keine anständigen Vorschläge kämen. Doch tatsächlich spielten sie “Disposable Heroes” vom “Master Of Puppets” Album. Nach dem Gig verharrte die Audienz noch lange vor der Bühne, doch nach einem letzten Dankesspruch von Dukes war dann nach 50 Minuten endgültig Ende.

 

HEATHEN david LIVE 2013Eine der wichtigsten Thrasher der Bay Area sind ohne jeden Zweifel Heathen. Zwar hat ihr aktuelles Album „The Evolution Of Chaos“ bereits vier Jahre auf dem Buckel, doch noch nichts von seiner Faszination eingebüßt. So einige Shirts ihrer 2010er Tour waren heute zu sehen, und Shouter David war froh, hier wieder im Vortex spielen zu dürfen, und er erinnere sich auch noch an die Pizzabude um die Ecke. Die Menge war vom ersten Track an aktiv dabei, der Band von Gründer Lee Altus, der auch schon bei Angel Witch und Die Krupps aktiv war, abzufeiern. Nach dem Openingdoppel „Dying Season“ und „Control By Chaos“, mit irren Soli vom Meister himself, war „Open The Grave“ mit nicht wenigern Moshern in den ersten Reihen zu erleben. Das geile „Arrows Of Agony“ wurde nachgefeuert, und man konnte beobachten, wie der Körper vom Drummer sich auf dem Hocker lustig halb so schnell hin und her bewegte, wie seine Arme. Zu Heathen Rufen aus der Audienz wurde diese gefragt, wie man denn zuvor Generation Kill fand. Dazu antwortete Lee: “The Singer Sucks, Rest Of The Band Is Good!” Doch seine Schweißbänder an den Handgelenken waren mit Logos beider Bands versehen, wie ich beim Speedster von „Hypnotized“ erspähen konnte. Die Drums stimmten danach kurz Iron Maidens „Run To The Hills“ an, und das spontane Vortex begann, davon die ersten Zeilen zu singen. Ein kleines Späßchen HEATHEN lee LIVE 2013vor der Epic, denn der erwartete Megasong “No Stone Unturned” wurde performt, in dem Lee den unverzerrten Mittelpart abwechselnd mit nur zwei Fingern und einem Plek spielte, das Plek dabei aber in den Finger hielt, wie ein Profizocker die Jettons. Echt Schade nur, dass „Goblins Blade“ nicht mehr gebracht wurde, sondern nur noch den Klassiker „Death By Hanging“, das natürlich trotzdem eine glückliche Audienz hinterließ. Kein Wunder bei diesem starken Vortrag von High-Class-Thrash. Im Anschluss wurden in der Bar noch ausgiebig Autogramme gegeben, mit denen ein erfüllender Thrashabend sich dem Ende neigte.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer