EXILED HOPE - APOCRYPHA

Label: | SELBSTVERTRIEB |
Jahr: | 2025 |
Running Time: | 53:28 |
Kategorie: |
Eigenproduktion |
In den vergangenen Wochen und Monaten hat die Multi-Instrumentalistin Sofia Frasz diverse Singles ihres Projektes Exiled Hope veröffentlicht. „Blood Of The Ancients“ habe ich mir etwas genauer angehört. In einem Interview hat sie sehr viel über sich, ihre Musik und ihr Projekt erzählt. Im April erscheint das dritte Album der Musikerin „Apocrypha“. Der Eröffnungs-Song „The Summoning“ hat etwas von Chamäleon. Zunächst hört man ruhige Piano-Klänge, die ein wenig klassisch wirken. Dann steigt der Gesang von Sofia ruhig und mit dunklem Timbre ein. Später wird der Song druckvoll, Gitarren und Schlagzeug sorgen dafür. Und die Sängerin haut abgrundtief böse Growls raus. Kann aber auch mit Klargesang überzeugen. Die Übergänge zwischen klaren und harschen Gesangspassagen erfolgen übergangslos. Zu Beginn von „The Day Will Come“ hört man Streicher, die von druckvollem Drumkit unterlegt werden. Dazu gibt es feine Klampfen-Melodien. Erneut beeindruckt Sofias dunkles Timbre. Aber auch sind erneut Growls zu hören.
„Blood Of The Ancients“ hatte ich bereits im vergangenen Jahr rezensiert. Ich bin immer noch beeindruckt von dem wahnsinnig schnellen Schlagzeugspiel. Aber es wird auch wieder ruhig und melodisch, Keyboard-Teppiche unterstreichen zeitweise den Gesang. Währenddessen die Sängerin später wieder durch das schnelle Drumming regelrecht gepuscht wird. Streicher und e-Piano eröffnen die Ballade „Dreamwalker“. Sofia singt hier im Duett mit Metal Matt (aka Matthew Cousins). Beide Stimmen harmonieren miteinander. Folk meets Melodic Death – so könnte man „Over For You“ beschreiben. Der Kontrast macht es – mal ruhig/besinnlich, dann schnelle Six-String-Riffs oder auch Death Metal Growls.
Dann wieder schöne Saiten-Melodien und akustische Instrumente. Bei „Altar Of Moloch“ lautet der Name des Gastsängers Imperator Mortem (aka Brendon Moran). Tiefe Keyboard-Klänge sind am Anfang zu hören. Später erneut die bösen Growls von Sofia. Und der Imperator klingt ähnlich böse. Ein growlendes Duett. Das Ganze wird durch Klargesang aufgelockert. Aber die Growls und zum hektisches Schlagzeug dominieren. „The Silence Is Deafening“ klingt zunächst freundlicher, mit Streicher-Teppichen und klaren Äxte. Die einsetzenden harten Riffs können diese Grundstimmung aber nur wenig herunterziehen. Sofias Gesang klingt zeitweise richtig betörend. Liegt irgendwo zwischen Ballade und Midtempo-Stampfer, obwohl während der Growls gegen Ende die Fahrt so richtig abgeht.
„Behold My Shattered Skies“ ist eher untypisch für den Release. Ruhiger, von Synthesizer-Klängen dominierter Folk. Erneut kann die Sängerin den Zuhörer betören. „Deathslayer“ ist ein echter Monster-Beitrag. Zum einen wegen der Länge von fast achteinhalb Minuten. Zum anderen auch wegen der abwechslungsreichen Song-Struktur. Im ersten Drittel dominieren ruhige Schlagzeug und Keyboards. In diesem instrumentalen Teil sind gelegentlich einige Vokalisten zu hören. Dann setzt eine verzerrte Gitarre ein. Die Trommelfelle wummern schnell und Growls lassen tief in den Abgrund blicken. bevor die Synthesizer-Teppiche und die dunkle Stimme von Sofia für viel Beschaulichkeit sorgen. Und im Letzten Teil nimmt das Lied stellenweise Fahrt auf, wobei Streicher und Schlagzeug das Tempo vorgeben.
Und wie es begann, so endet es auch – ruhig und besinnlich. Zuckersüß, ja fast klebrig klingende Tasteninstrumente und harte Gitarren-Riffs wechseln sich bei „Lightborn“ ab. Ebenso lieblicher und düsterer Gesang. „Remnants“ ist ein vierminütiges von Keyboards und e-Piano geprägtes Instrumental-Stück, das in Richtung ambient tendiert. Die Ruhe vor dem Sturm. Und der setzt bei „Forbidden Majesties“ mit brachialer Gewalt. Erneut stehen Synthesizer-Streicher im Vordergrund. Man kann ein letztes Mal das dunkle Timbre von Sofia Frasz genießen. Neben Growls unterschiedlicher Harschheit und hohen Schreien. Im Kontrast dazu stehen ruhige und besinnliche Abschnitte. Die Wechsel zwischen diesen erfolgt häufig übergangslos. Weiter oben hatte ich den Opener als Chamäleon bezeichnet. Aber eigentlich ist die gesamte Veröffentlichung und somit die Künstlerin ein wahres Chamäleon.
So abwechslungsreich habe ich selten ein Album wahrgenommen. Und trotzdem klingen die Songs wie aus einem Guss. Da hat Sofia Frasz in ihrem Heimstudio ganze Arbeit geleistet. Ich weiß aus dem Interview, dass Live-Auftritte für die Solo-Künstlerin wohl kaum realisierbar sind. Mich würde trotzdem irgendwann einmal interessieren, wie diese sehr komplexen Songs auf der Bühne klingen. Dann natürlich mit einer „großen“ Besetzung.
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber