Das ursprünglich im Carlswerk Victoria geplante heutige Konzert, wurde aus unerklärlichen Gründen in die Kölner Kantine verlegt. Die beiden Venues trennen eine Kapazität von etwa fünfhundert Gästen. Dementsprechend war die Kantine brechend voll und wer nicht beizeiten vor Ort war mußte am Treppenabgang im Flur stehen. Sehen konnte man von dort aus logischerweise nicht wirklich viel und das Showerlebnis beschränkte sich rein auf das Hören. Vielleicht hätte man besser am Carlswerk die Abendkasse öffnen sollen, ohne den Veranstaltungsort zu verlegen, da wohl etliche Zuschauer spontan das Konzert besuchen wollten. Seit dem Ende der Pandemie leider ein häufiges Gebaren, daß manche Locations bis zur Schmerzgrenze vollgestopft werden. Das der Schuß auch nach hinten losgehen kann und man damit so manchen Besucher vergrault, wird wohl ignoriert. Der Großteil des Publikums besteht halt aus nicht mehr ganz so jungen Leuten, denen das dichte Gedränge vielleicht noch egal wäre.
Dann ertönt mit Van Halens „Running With The Devil“ das Intro für die Supersuckers aus Tucson. Die nach eigener Aussage „Greatest Rock ’n’ Roll Band in the World“ gibt dann auch direkt Vollgas. Mittlerweile als Trio unterwegs, heizen Gitarrist "Metal" Marty Chandler, Frontman und Bassist Eddie Spaghetti und Schlagzeuger Christopher „Chango“ Von Streicher, der aussieht wie eine Mischung aus Garth Algar (Waynes World) und Catweazle das Publikum an. Die Formation wurde 1988 gegründet und rockt seitdem unbeirrt durch die Weltgeschichte. Der räudige, fast Punk-Rock artige Sound der Jungs findet so auch direkt Gefallen bei den Zuschauern und die Halle wird gut für den Headliner vorgewärmt. Das Outfit von Eddie Spaghetti erinnert mich ein wenig an Wheeler Walker Jr. Und mir wird auch klar, woher Frontmann der Kölner Black Sheriffs, Glenn Ravioli, sein Pseudonym herhat. So vergeht die dreiviertel Stunde des Sets wie im Flug, ein Fest für alle Freunde des dreckigen Rock’n’Rolls. Einzig der Mensch an der Nebelmaschine ist etwas übermotiviert und vor lauter Qualm bleibt einem fast die Luft weg. Nachdem der letzte Song gespielt ist, verläßt man die Bühne, wie schon beim Intro, zu den Klängen von Van Halens „Running With The Devil“
Die Bühne wird nun angerichtet und mit geringfügiger Verspätung stürmen jetzt The Hellacopters durch die sich weiter steigernden Nebelschwaden. Die erste Überraschung ist Gitarrist LG Valeta, von der spanischen Band Seventy Seven. Diesen Wirbelwind habe ich ungezählte Male live erlebt, ein Garant für eine explosive Bühnenshow. LG Valeta vertritt während der Live-Shows den eigentlichen Gitarristen und Gründungsmitglied Dregen (Backyard Babies), der sich immer noch von diversen Knochenbrüchen erholt. Der Spanier ergänzt sich vortrefflich mit Band Boss Nicke Andersson (Entombed, Lucifer), denn die beiden liefern sich Axt Duelle vom Feinsten. Immer mit ordentlichem Drive, so daß kein T-Shirt im Saal trocken bleibt. Ein echtes Vergnügen hier dabei zu sein. Wenn auch, wie schon beim der Vorband, die Sicht durch Unmengen an Nebel recht beschwerlich ist. Teilweise sind die Musiker kaum zu erkennen. Der Musik tut das keinen Abbruch, es rockt gewaltig und in der Mitte vor der Bühne wogt das Publikum hin und her. Zwar kein Moshpit, dafür ist es einfach zu voll, aber die kernige Mischung aus schnell gespieltem Hard- und Sleaze Rock läßt keinen ruhig stehen. Wer da nicht mit angefixt wird, der lebt wahrscheinlich schon nicht mehr. Obschon auf den letzten Studioaufnahmen, die Richtung von Chefkomponist Nicke Andersson mehr und mehr in Richtung bluesigem Retro-Sound ging, gibt man heute wieder mehr Feuer und läßt dem ungeschliffenen Rock deutlich mehr Spielraum.
Eine The Hellacopters Show wie man sie erwartet, keine Überraschungen, einfach nur purer Rock der Spaß macht und natürlich auch sehr durstig. Allein der Gang zur Theke ist zeitaufwendig, wenn man sich zuerst durch die Meute kämpfen muß. Erst recht, wenn man wieder zurück vor die Bühne möchte. Man kann nicht alles haben, dafür entschädigt dann die lange Setlist und eine ausgiebige Spieldauer, was für Bands aus Schweden auch eher unüblich ist. So war es eine ordentliche Show, die mit weniger Nebel und ein paar weniger verkauften Tickets sicherlich nochmal so viel Spaß gemacht hätte.
Setlist: Token Apologies, Sometimes I Don't Know, Carry Me Home, Wrong Face On, Hopeless Case Of A Kid In Denial, Born Broke, Toys And Flavors, Ferrytale, You Are Nothin', So Sorry I Could Die, By The Grace Of God, The Devil Stole The Beat From The Lord, Baby Borderline, Reap A Hurricane, Soulseller, Leave a Mark
Zugaben: In The Sign Of The Octopus, (The Robots cover), Eyes Of Oblivion, I'm In A Band, (Gotta Get Some Action) Now!