Ich wundere mich gerade noch über den frühen Einlass an einem Samstag, der wohl der nachfolgenden Disco Veranstaltung geschuldet ist, als ich noch erstaunter bemerke, dass trotz ausverkauftem Haus noch keine Schlange vor der Türe ansteht. Umso besser für uns. Im Laufe des Abends füllt sich die Venue allerdings ordentlich und die Wartezeit an der Theke ist für durstige Menschen eine Katastrophe. Dafür wird der Zeitplan minutiös eingehalten und ein zügiger Ablauf ist ja auch nicht schlecht. Im Publikum sind viele ältere Semester zu sehen, die Zahl der jüngeren Fans eher überschaubar. Ansonsten ist es trotz Sold Out sehr entspannt, kein Gedränge und Geschubse wie oftmals üblich. Einzig der Weg zum stillen Örtchen oder wie schon gesagt, zum Zapfhahn ist etwas problematisch.
Als Supporter sind heute Daniel Romano’s Outfit dabei. Eine kanadische Indie-Rock-Band, die für ihre hochintensiven Live-Auftritte bekannt ist. Die Truppe hat sich bereits den Ruf einer kraftvollen Supergroup erspielt. Und so mischen Daniel Romano an Gesang und Gitarre, Bruder Ian Ski Romano am Schlagzeug, Tommy Major am Tieftöner und Lady Carson McHone an Tambourin, Gitarre und Gesang den Laden mit ihrer hochimpulsiven Musik richtig auf. Wirklich geiler Stoff, von einer Kapelle, die ich bis eben noch nicht kannte. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie noch nicht so viele Auftritte in Deutschland absolviert haben. Eine halbe Stunde lang gibt es richtig gute handgemachte Rockmusik, wobei die Akteure so gut wie keinen Stillstand zeigen. Die Stücke finden unweigerlich ihren Weg ins Ohr und ins Tanzbein, sofern man denn ein Rhythmusgefühl hat. Es geht ordentlich was ab auf der Bühne, was natürlich auch vom Publikum entsprechend honoriert wird. Sehr schön!
Nun ist aber auch schon der Headliner am Start. Die Schweden von den Blues Pills erscheinen unter kräftigem Applaus auf der Bühne. Lange ist es her, dass ich Goldkehlchen Elin und ihre Jungs live gesehen habe. Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, mit wieviel Energie es hier zur Sache geht. Der Vierer bestehend aus Sängerin Elin Larrson, Zack Anderson an der Gitarre (bis 2018 spielte er den Bass bei den Blues Pills), Kristoffer Schander am Bass und Schlagzeuger André Kvarnström machen richtig Dampf. Den macht der Lichtmischer leider auch, bei überwiegend roter Beleuchtung. Nun gut, aber die Darbietung ist dafür exzellent. Elin nimmt die komplette Bühne in Anspruch, flitz hin und her, bangt und steht immer wieder auf den Monitorboxen ohne Rücksicht auf Verluste. Man merkt richtig, wie sehr ihr die Live Auftritte gefehlt haben, in der Zeit als ihr Nachwuchs gekommen ist. Als gäbe es kein Morgen, mehr bangt sie wie wild und unternimmt mehrfach Ausflüge ins Publikum. Ihre Interaktion mit den Zuschauern ist sowieso überragend, das hat schon fast etwas intimes. Das macht Laune und kommt natürlich gut an. Dementsprechend werden die Vier dann auch kräftig gefeiert. Ein paar Brocken deutsch kann sie auch, wie mit der Ansage ans Publikum „Ich liebe dich“ unter Beweis gestellt wird. Im ersten Teil der Show dominieren die Lieder des aktuellen Albums „Birthday“, ansonsten geht die Songauswahl quer durch das Repertoire, das die Band seit ihrer Gründung im Jahre 2012 veröffentlicht hat.
Alles mit unglaublicher Power wiedergegeben, denn hier ist genau der richtige Platz dafür. In kuscheliger Clubatmosphäre rockt es dreimal mehr wie auf einer riesigen Festivalbühne. Nach den für Bands aus Schweden üblichen siebzig Minuten, verabschieden sich die Blues Pills dann, um unter tosendem Applaus noch einmal zurück zu kommen und drei weitere Lieder als Zugabe drauflegen. Als Schlusslied dann die Knallernummer „Devil Man“ Und die letzte Saite ist nicht verklungen, da flitzt Elin auch schon zum Merchandise Stand und ist für die Fans da. Freudig signiert sie die Fanartikel und knipst Selfies mit den Leuten. Ungezwungen und supernett, das ist Fan Nähe!
Setlist: Birthday, Don’t You Love It, Bad Choices, Top Of The Sky, Bliss, Proud Woman, Low Road, California, Like A Drug, Piggyback Ride, Holding Me Back, High Class Woman, Ain’t No Change, Black Smoke, Somebody Better, Little Sun, Back On That Horse Again, Bye Bye Birdy, Devil Man