Zum zweiten Mal durften wir über das coole Festival am Strand berichten. Einige Sachen haben sich geändert; zum einen hat der Veranstalter den Event auf drei Tage runtergekürzt, was sicherlich für alle Sinn macht, Fünf Tage wie früher ist einfach zu viel und kostet richtig Kraft. Hier sind ja die älteren Jahrgänge am Start. Ein Open-Air-Festival war es heuer auch nur bedingt, denn die Hauptbühne war mit einem Zelt überdacht. Das fanden viele nicht so cool. Das nahm dem Ganzen etwas Flair. Und dummerweise war das Zelt des Öfteren wegen Überfüllung geschlossen. Das geht gar nicht. Dafür hat man ja nicht bezahlt. Obschon es dann doch ganz gut war, denn dieses Jahr goss es in regelmäßigen Abständen. Dumm nur, dass das Pressezelt am anderen Ende des Geländes war. So bekamen Mitarbeiter und Equipment doch noch das kühle Nass ab und musste etliche Meter leisten. Das gefiel nicht jedem. Klar, deshalb sagte ich auch Hauptbühne. Wie früher schon entschied man sich dieses Jahr erneut für die Batcave, einem Zelt genau neben Catering und Presse, etwas kleiner und für die Goth-Acts und DJ´s, die zwischendurch und später die Party abliefern sollten. Das Gute im Zelt waren die großen Leinwände, das Rauchverbot und das Mitbringen von Campingstühlen und Strandkissen. Aber es gab auch Negatives. Denn der Normale-Musikhörer, wie ich ihn hier mal nennen möchte, ist leider nicht der Verständlichere, im direkten Vergleich zum Metaller. Oftmals wurde trotzdem geraucht und Stühle aufgestellt. Direkt an der Bühne gab es eine Clique von Muttis, die sich auch auf Einreden der Security nicht belehren ließen und lauthals zankten. Dabei saßen mehrere von ihnen nur im Stuhl und kümmerten sich um die Handys, Hauptsache andere blockieren. Leider war die Security alles andere als konsequent und griff zu keiner Zeit durch. Das kann in anderen Situationen richtig gefährlich werden. Ein freier Mittelstreifen der das Publikum teilte, fehlte ebenso und es war dadurch auch nicht möglich, die Bands mit etwas Abstand auf der hohen Bühne zu fotografieren. Aber nun zur Musik.
Tag 1:
Keine Ahnung, wie viele Abba-Tribute Acts es gibt, auf jeden Fall zu viele. Diese Truppe stammt aus Australien und scheint weltweit Erfolge eingefahren zu haben. Und für die breite Masse, die hier angetreten ist, scheint Björn Again der ideale Opener zu sein. Ist mir total egal. Ich wehre mich, haha. Natürlich sind die Outfits, die Bewegungen und die Songs genau das was Abba groß gemacht hat. Lieder Wie „Knowing Me, Knowing You“, „Waterloo“ und das übergöttliche und weltbekannte Stück „Dancing Queen“ waren selbstredend perfekt intoniert, wurden lauthals mitgesungen und ordentlich abgefeiert aber für mich hat so etwas, auch wenn nun das fünfunddreißigste Bestehungsjahr gefeiert wird, auf so einem Festival nichts zu suchen. Dafür gibt es mindestens über einhundert authentische Bands, die ich lieber sehen würde.
Und jetzt ganz fix in die Batcave, die bereits ordentlich gefüllt war, um mir die viel angepriesene Formation Velvet Mist anzuschauen. Sie spielen eine Mischung aus Goth-Rock und New Wave und zelebrieren heuer ihren ersten Live-Gig überhaupt. Und das als heimische Gruppe gleich auf dem W-Festival. Das ist ja wie ein Ritterschlag. Auch wenn der Act sich mächtig an The Sisters Of Mercy anlehnt und ihre zwei Intros, sowie die insgesamt neun Tracks musikalisch düster rockend in den Bann ziehen. Hätte ich auf der Bühne etwas mehr hungrige Action gewünscht. Diese kühle Zurschaustellung kann man sich für erfolgreichere Momente aufbewahren. Für den ersten Eindruck muss man einfach alles in Schutt und Asche legen. Da hätte ich allein schon von Gitarrist Jonathan Verstrepen (Carnation) mehr Fett erwartet. Wie dem auch sein, Sänger Anton Mergaerts (Cardinal) war mir zu cool und die Keyboarderin (sorry, habe keinen Namen) zu schüchtern.
Auf China Crisis freut ich mich wie ein Rohrspatz. Leider habe ich in den 80er-Jahren fast alle meine Lieblingsbands aus dem Dark Wave und New Wave Genre live verpennt. Schön, dass es jetzt hier diese Möglichkeit gibt. Fronter Gary Daly ist trotz aller Originalmitglieder, mit seiner sympathischen Art, das Aushängeschild der britischen Formation. Stimmlich perfekt und ein wahrer Entertainer. Wie fast alle Gruppen aus dem Genre sind sie top gestylt und harmonisch aufeinander abgestimmt. Das bringt großes Feedback seitens des Publikums, dass nicht nur der Jahrhundert-Hit „Wishful Thinking über die Lippen bringt. Gitarrist Eddie Lundon ist ebenfalls mit an der Front und unterstützt oft mit seiner schmeichelnden Stimme. Das machte die Show nahezu perfekt und hinterließ mehr als einen positiven Eindruck bei mir. Diese Jungs habe ich nicht zum letzten Mal gesehen
A Flock Of Seagulls aus Liverpool haben vielleicht nicht ganz so viele Hits, wie ihre Kollegen The Beatles, aber sie gehörten zu den wichtigsten Einflüssen, die ich in meiner damaligen Highschool Zeit in Toronto aufgreifen konnte. Und dazu gehörte sicherlich auch die Frisur von Sänger Michael „Mike“ Score, die uns Mut machte, anders zu sein. Keiner aus dem New-Wave Genre kam an den einfallsreichen Ohrwurm-Tracks der Band vorbei, die nicht allzu selten in US-amerikanischen Filmen auftauchten. Welch Bereicherung diese Jungs heute live zu sehen und die atemberaubenden Nummern wie „I Ran“, „Modern Love Is Automatic“, „Wishing (If I Had A Photograph Of You)“ und natürlich „The More You Live, The More You Love“ einmal live genießen zu dürfen ist unbezahlbar. Die Meute vor der Bühne war kaum zu halten und nur lächelnde Gesichter in meinem Sichtkreis. Danke auch an Mike, der sich später genug Zeit zum Gespräch nahm. Ein Jugendtraum wurde wahr.
Nach einer wohlverdienten Pause gab es erstmal coole Fotos mit Midge Ure (seit dem Jahr 2008 auch wieder Fronter bei Ultravox), samt kleinem Small-Talk, bevor der Sänger die Bühne betrat. Frisch und wie aus dem Ei gepellt, wurden die Fans leider nur mit den ersten Tunes wie „If I Was“ und „Dear God“ aus dem Solofundus von Midge Ure beglückt. Schon der Opener „Yellow Pearl“ ist eigentlich von Phil Lynott´s (verstorbener Thin Lizzy Fronter) Solo-Album „Solo In Soho“. Midge war zwischen 1979 und 1980 Live-Musiker für Thin Lizzy und Phil und er hatten den Track zusammen komponiert. Danach vibriert das Visage-Stück „Fade To Grey“ (für das Midge den Text geliefert hat) als erste von zwei Cover-Tunes durch die Boxen. Gefolgt von der Tom Rush Nummer „No Regrets“. Die restlichen Beiträge werden ausschließlich mit Ultravox-Liedern bestritten: „Hymn“, „Vienna“, „All Stood Still“ und einigen mehr. Schade, bei der Flut an eigenen Singles hätte ich gerne mehr „Midge Ure“ gehört. Aber zumindest Sänger und Publikum waren sich einig...geil gesungen.
Fix zur Batcave...The Alarm stand an. Na ja, eigentlich ja nur einer von ihnen, Sänger Mike Peters. Er lieferte eine One-Man-Show ab und verpackte alle Tracks in eine akustische Variante. Das war nicht schlecht, versteht mich nicht falsch und der Sänger war auch gut bei Stimme, aber die ganze Band wäre mir lieber gewesen. Für mich persönlich kam kaum Stimmung auf, obschon die Stimmung im Zelt ganz gut war. Mit den allseits bekannten Titeln wie „Superchannel, „Spirit Of ´76“ und „68 Guns“ wurden die zahlreichen Anwesenden ins Boot geholt. Ich ging etwas verfrüht von Bord und kümmerte mich mal um ein paar Drinks.
The Village People wurden in meiner Jugend von niemandem ernst genommen. Das ging auch mir so. Später griffen ein paar Leute auf illustren Partys des Öfteren auf den einen oder anderen Hit zurück und alle machten sich beim Tanzen zum Kasper. Und jetzt soll diese Truppe der erste Headliner des diesjährigen Festivals sein? Kaum zu glauben. Und es kam, wie es kommen musste: sechs alte Männer, die in ihren Karneval-Kostümen, wie die California Dream Boys tanzten. Nöööö! Das geht gar nicht. Hier ist bei mir die persönliche Grenze des Geschmacks erreicht. Dieses erotische Gezappel der Senioren verdarb mir absolut den Spaß an Songs wie „Y.M.C.A.“, „In The Navy“ oder gar „Go West“. Die Leute haben natürlich die Welthits gefeiert und sangen Tracks wie „Macho Man“ lauthals mit aber ich bekam von diesem überzuckerten und bunten Spektakel Augenkrebs.
Tag 2:
Die Formation Time Bandits war in Deutschland, wenn überhaupt, so etwas wie eine Eintagsfliege. Das war mit dem 1985er Track „I Won´t Steak Away“. Zu Hause war man schon vorher am Start. Die niederländische Formation feierte mit „Live It Up“ (1981) und „I´m Specialized In You“ (1982) in ihrer Heimat ziemlich große Erfolge. Nun gab die Truppe mit Fronter Alides Hidding (ebenfalls an der Gitarre), verstärkt mit zwei Background-Sängerinnen, Kelly und Daantje, als heutiger Opening Act den musikalischen Abmarsch in die richtige Richtung. „Listen To The Man With The Golden Voice“, „Endless Road“ und „I´m Only Shooting Love" kamen zum Zuge. Doch unsere Eintagsfliege, auf die ich mich am meisten gefreut habe, wollten sie nicht spielen. Warum auch immer. Dafür aber eine Version von „Papa Was A Rolling Stone“ (im Original von The Undisputed Truth, aber bekannt geworden durch The Temptations). Damit hatte ich nicht gerechnet. Schade.
Den Briten Nik Kershaw sah ich zum letzten Mal in Bochum in der Christuskirche. Allerdings war heute der Sound um Längen besser. Und das ist bei diesen Pop-Songs der 80er-Jahre auch extrem wichtig. Es gibt zu viele kleine wertvolle Details, die man ansonsten verpassen würde. Nik ist nicht nur ein hervorragender Sänger, der von seiner Stimme bislang nichts eingebüßt hat, er weiß ebenso filigran seine Gitarre zu händeln. Selbstredend gab es heute ein Best-Of Set, aber damit haben schließlich alle gerechnet. Mitunter ein Grund, warum das Zelt gerammelt voll war. Wer nicht wegen der Musik kam, was ich mir gar nicht vorstellen kann, suchte Schutz vor dem Gewitter. Mit seinen Überflieger-Hits wie „The Riddle“, „Wide“, „Wouldn´t It Be Good“ und „I Won´t Let the Sun Go Down On Me“ dürfte jeder zufrieden gewesen sein. Dann gab es einen Track, den Nik für Chesney Hawkes geschrieben hatten: „The One And Only“ und eine weitere Cover-Version aus dem Hause Yazoo mit „Only You“. Die gehört aber nicht zu seinem Fundus.
Was mich so gar nicht berührte, waren Earth, Wind And Fire, beziehungsweise Earth, Wind And Fire Experience By Al McKay. Ich verstehe solche Formationen nicht. Mister McCay war weder Gründungsmitglied, noch ist er im aktuellen Line-Up. Er war von 1973 bis 1981 Gitarrist in der Gruppe. Für mich sind solche Auftritte Augenwischerei. Da wird einfach nur mit Namen um sich geworfen, um Tickets zu verkaufen. Das wird im kommenden Jahr mit Dire Straits Legacy, Chicago Experience und Asia featuring John Payne noch schlimmer. Ja, der Auftritt der zahlreichen Musiker war ganz nett und es gab einige bekannte Tunes auf den Schädel, die Stimmung war auf der Bühne und im Publikum ziemlich ausgelassen aber es gibt so viel coole Acts der 80er und 90er-Jahre das man noch relativ intakte Formationen auf die Bretter bekommt.
Wet Wet Wet, deren Hit „Love Is All Around“ ich selber mal gecovert habe, sind seit dem Gründungsjahr 1982 ziemlich komplett. Lediglich der originale Fronter Marti Pellow, der 1999 wegen seiner Drogensucht den Abschied nahm, wurde gegen Kevin Simm ausgewechselt. Der macht seine Sache ziemlich super und dennoch höre ich manche Hits mit Wehmut und wünsche mir wahrscheinlich im Unterbewusstsein die zerbrechliche Stimme von Marti zurück. Tja, man kann nicht alles haben. Die Schotten lieferten wie bestellt ab und brachten dem Publikum das erste große Highlight des Tages. Das konnte sich alles bestens sehen und hören lassen. Mitsamt den Hits „Angel Eyes“, „Goodnight Girl“ und der The Beatles Cover-Nummer „With A Little Help From My Friends lieferte man eine nahezu perfekte Show ab.
Kaum zu glauben, aber ich sah Nena heute das erste Mal live. Erstaunt war ich über die Anzahl der Sänger und Musiker auf der Bühne. Ein bisschen personeller Overkill für solche Pop-Songs. In den letzten Monaten wurde viel über Nena, ihren politischen Statements und anderen Dingen berichtet. Pfiffe aus dem Publikum et cetera. Heuer war davon nichts zu merken. Und das ist gut so. Jeder sollte seine Meinung haben dürfen. Nena selbst war bei bester Laune und brachte mit ihrem Team eine Spielfreude ins Zelt, die ihresgleichen suchte. Madame war gut bei Stimme und stand nicht eine Sekunde still. Welch ein Wirbelwind? Und diese Frau soll als schwierig verschrien sein. Not today. Schließlich feiert man vierzig Jahre „99 Luftballons“. Natürlich gab es auch die Nummern „Nur Geträumt“, „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“ und „Leuchtturm“. Ja, ich hätte noch gerne mehr Älteres gehört und die Cover-Nummer „Blitzkrieg Bop“ (im Original von den Ramones) ist so eine Sache, haha. Aber Hut ab, mit dieser Bühnenpräsenz hätte ich nicht gerechnet.
Und nun kam mein Festival-Highlight. The Human League. Ich glaube, die haben nur Hits, oder? Diese gemischte Formation bewundere ich bereits seit den frühen 80er-Jahren. Geil, alle meine Lieblings-Songs wurden heute tatsächlich gespielt: „Mirror Man“, „The Lebanon“, „Don´t You Want Me“ und sogar als letzter Beitrag „Together In Electric Dreams“, den Sänger Phil Oakey damals zusammen mit Giorgio Moroder für den gleichnamigen Film schrieb. Da ließ ich mir ein kleines Foxtrott-Tänzchen mit meinem Herzblatt vor der Bühne nicht nehmen. Was hier zwischen Band und Publikum abging, kann man nur als Symbiose bezeichnen. Feinste Harmonie! Es wurde getanzt, gesungen und gefeiert. Bühnenshow, wechselnde Outfits und eine Präsentation, die mehr als professionell war und mit Herzblut dargebracht wurde. Der perfekte Samstagabend. Schade nur, dass sich die Band nicht für Fotos und Meet & Greet stellt. Das wäre die Krönung gewesen.
Tag 3
Wer sich jetzt auf Bow Wow Wow freute, sollte mal so richtig enttäuscht werden. Die belgische Formation Lavvi Ebbel wechselte von der Batcave auf die Hauptbühne. Das war für die belgischen Fans sicherlich mehr als ein Schmankerl, denn die achtköpfige Truppe, allen voran Sänger Luckas Vander Taelen, kam in Originalbesetzung. Mir war die Truppe völlig neu. Na ja, man brach bereits im Jahr 1983 auseinander und da residierte ich noch in Kanada und belgische Gruppen standen nicht so hoch in meiner Gunst. Was sich heute wieder bestätigte, denn ich konnte mit keinem Song der Band etwas anfangen. Das lief alles komplett an mir vorbei. Es gibt aber einen Punkt für die agile Bühnenshow und der Intensität des Sängers. Wie gesagt, ihre großen Hits wie „Victoria“, „Out Of The Blue“ und „On The Telephone“, holten mich leider nicht ab.
Ex-Genesis Sänger Ray Wilson ist in meinem Wohnort Duisburg ein oft gesehener Gast. Schließlich spielt er jedes Jahr auf dem Stadtfest. Viele wie mich nervt das langsam, denn man kann auch andere Stars bieten. Aber Abwechslung ist nicht die Art viele Verantwortlicher, die solche Events abhalten. Was nicht heißen soll, dass Ray nicht eine massige Anzahl an Hits im Programm hat. Und er ist der Frauenflüsterer. Mit seiner charmanten, sanften Art, seine balladesken und melancholischen Songs zu liefern, ist fast einzigartig. Unterstützt von einer Violinistin, die filigrane Töne spielte, gab es intensiven Genuss der besonderen Art. Leider lief der Gig unter Genesis Classic featuring Ray Wilson. Will sagen, es gab nicht einen einzigen Song aus eigener Schmiede aber lange nicht alles von Genesis. Abgesehen von „No Son Of Mine“, „Follow You Follow Me“, und „Land Of Confusion“, servierte der Entertainer Solo-Songs der Genesis Mitglieder wie zum Beispiel „Another Day In Paradise“ (Phil Collins), „Solsbury Hill (Peter Gabriel) und mit „Inside“ eine Stiltskin Nummer. Egal, die Menge liebte alles.
The Cardigans waren eigentlich nie meine Baustelle. Die Schweden/Innen mit ihrer Sängerin Nina Persson sind so etwas wie die Lieblinge der Kritiker in ihrer nördlichen Heimat. Das zementierten sie mit Singles wie zum Beispiel „Lovefool“, „My Favourite Game“ (die bislang erfolgreichste Single) und „Erase/Rewind“, die allesamt heute Abend gespielt wurden. Trotz des positiven Feedbacks seitens der Zuschauer und der gelungenen Show konnte man mich immer noch nicht auf die Seite der Fans ziehen, haha. Das Material der Skandinavier ist mir irgendwie einfach nur egal. Es kracht zwar hier und da, aber die Songs insgesamt lassen mich nicht vor Begeisterung ins Wanken geraten. Da waren die Fans vor der Bühne natürlich ganz anderer Meinung.
Die Überraschung des Festivals war für mich persönlich die Australierin Natalie Imbruglia. Ich hatte sie immer als Eintagsfliege abgetan. Schließlich ist mir nach den gelungenen Nummern „Torn“ und „Shiver“ nicht wirklich mehr zu Ohren gekommen. Ein fataler Fehler. Mit einer der schönsten Stimmen des Festivals servierte die Lady stilvoll (ich rede ja sonst nicht über das Aussehen, aber kann es sein, dass Natalie im Alter von achtundvierzig Jahren noch besser aussieht?) dreizehn Tunes, die mich absolut faszinierten. Angefangen von den eben erwähnten Hits, über die Singles „Wrong Impression“ und „Big Mistake“, hin zu einem bislang unveröffentlichten Lied „Habit“...alles nahezu im Radiofutter-Sound. Verdammt, da habe ich aber eine Menge nachzuholen. Sympathisch und mit viel Witz führte Frau Imbruglia durch den frühen Abend. Hier wurde ein kleines Inferno abgefackelt, wenn ich das mal so sagen darf. Leider war auch hier ein kurzes Kennenlernen nicht möglich.
Ein weiteres Mal zog es mich in die Batcave. Blancmange spielten auf. Mit der Nummer „Waves“ hatten sie mich bereits im Jahr 1983 bei den Eiern. Das Duo kam hier mit trister Ausstattung aber mit intensivem Sound auf die Bühne. Das Duo aus Leeds und benannt nach einer Süßspeise, rockten das Zelt mit ihren elektronischen Eskapaden und Hits. Leider, und das ging wohl nicht nur mir so, bleiben sie bei der tristen Ausrichtung mit ihrer persönlichen Performance. Interaktion untereinander und mit dem Publikum und Präsentation in Sachen Emotionen blieben nahezu auf dem Nullpunkt. Das sah aus wie gelangweilt heruntergespult. Bands, die hierzulande eine solche Chance bekommen, sollten sich mehr Mühe geben. Steril und apathisch...mehr konnte ich dem Auftritt, auf den ich mich echt gefreut habe, kaum abgewinnen. Da wollte ich auch kein Autogramm mehr.
Nach der Enttäuschung von Blancmange kam meine zweite Lieblingsband dieses Festivals. Bereits in meiner alten Heimat Kanada kam ich mit den Briten in Kontakt, die auf dem neuen Kontinent voll angesagt waren. Später entdeckte ich noch viele Beiträge in Hollywood-Filmen, die zu meinen All-Times Faves avancierten. Komischerweise habe ich die Truppe heute zum ersten Mal live erlebt. Die Briten und Meister des Synthie-Pops kamen, sangen und siegten. Das Publikum war komplett außer Rand und Band. Kein Song, der nicht lauthals mitgesungen wurde. Dieser Gig war eine pure Party mit Fronter Andy McCluskey voll in seinem Element. Der Mann hat es echt drauf. Davon ab mal die ganze Band sowieso. Mit Liedern wie den Klassikern „If You Leave“, „Talking Loud And Clear“, „Enola Gay“ und „Joan Of Arc (Maid Of Orleans)“, hat man aber auch ein leichtes Spiel. Leider gab es einen der geilsten Tracks von Orchestral Manoeuvres In The Dark „La Femme Accident“ am heutigen Abend nicht. Schade. Aber das macht gar nichts. Mit „Sailing On The Seven Seas“ und „So In Love“ könnte man mich ziemlich gut trösten. Das muss ich auf jeden Fall live nochmal haben. Chapeau!