BE MY BABY - von Ronnie Spector (mit Vince Waldron)

Label: | HANNIBAL |
Jahr: | 2022 |
Running Time: | 408 Seiten |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Puuuh! Auch wenn das renommierte Magazin Rolling Stone diese Biografie als eine der bedeutendsten Rock-Memoiren anbietet. Bin ich da eher skeptisch. Zudem war es gar nicht leicht bei diesem Buch durchzuhalten. Oft kam mir die bittere Galle hoch, wenn ich die Zeilen von Ronnie las. Irgendwo zwischen interessanter Musikgeschichte, langweile Ehe-Chaos-Passagen, unterwürfigem Sugar-Daddy Anbiederung und Realitätsflucht, liegt wohl die berühmte Mitte in diesen Seiten. Doch fangen wir von vorne an, bevor mich der begeisterten Fan zerreißt. Eigentlich hätte ich mir mehr Musikgeschichte gewünscht. Schließlich ist Ronnie zu einer aufregenden Phase dabei gewesen. Aber dreiviertel des Schinkens (hier vorliegend im Taschenbuch-Format) reißt die peinliche und unterwürfige Ehe zu Phil Spector ab. Schnell wird der Sugar-Daddy Effekt deutlich: junge, gut aussehende Sängerin ohne Status heiratet älteren (zugegeben, es sind nur vier Jahre) skurrilen, optisch nicht hervorstechenden aber äußerst einflussreichen Produzenten.
Tja, und diese Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der Sängerin, denn sie schafft jeden neuen Schritt, insbesondere nach der Ehe mit Phil, nur mit einem weiteren Partner an ihrer Seite. Diese inkonsequente Einstellung kostet ihr in der zerstörerischen Ehe mit Phil alle Selbstachtung, Zukunft und fast das Leben. Durch den äußerst eifersüchtigen und psychisch brutalen Einfluss des Gatten stagniert die Karriere, werden Familien und Freundschaftsbande unterbunden und das Business sowie das eigentliche Leben werden zum Teufelskreis. Das liest sich teilweise so extrem ekelig, dass ich gar nicht weiß wie ich es beschreiben soll. Es ist schon verwunderlich, inwieweit ein Mensch es schafft, den anderen unter der Knute zu halten. Vor allem wenn sich so rein gar nichts tut und Worte und belangloses Gelaber bleibt. Dabei hatte Ronnie genug Unterstützung und Freunde, um sich Hilfe zu holen. Aber wie sagt man so schön? Liebe macht blind...ja und doof!
Die Umschreibungen des Karriere-Starts verwickeln sich in Angaben von Superlativen. Klar, in jungen Jahren ist man für jeden Erfolg und kleinsten Fetzen an Anerkennung dankbar, aber wenn man in einem Buch Resümee führt, sollte man vielleicht etwas zügelloser zu Werke gehen. Jetzt mal ehrlich, unter dem Banner The Ronettes hatten Ronnie (eigentlich Veronica Yvette Bennett, geboren 1943) und ihre zwei Mitstreiterinnen den großen Erfolg mit der Nummer „Be My Baby“. Zwar kein Nummer Eins Hit, aber ein Meilenstein, wie wir heute wissen. Danach gab es in den nächsten Jahren noch ein paar Singles. Hierauf wurden Ronnie und The Ronettes von Phil klein gehalten. Konzertreihen mit The Beatles wurden unterbunden. Man kam also nicht richtig aus dem Quark. Was sich für Ronnie später als Solistin noch verschlimmern sollte. Ja, sie hatte eine unvergleichbare Stimme, wurde oft imitiert und nach der Ehe mit Phil gab es jede Menge Songs mit Freunden, wobei der Titel „Take Me Home Tonight“ von Eddie Money mein persönliches Highlight bleibt.
Aber alles blieb im Rahmen. Die Beehive-Frisuren waren schon gewaltig aber ob die Kleidung der Mädels so knapp war und ihre Schminke absolut übertrieben und die Live-Show so total erotisch kann ich nicht sagen. Zum einen war ich nicht dabei und zum zweiten ist auf den YouTube Videos nichts davon zu sehen. Also nicht mehr oder weniger als bei ähnlichen Acts. Und wenn Madame sich nicht mehr erinnern konnte, warum man sich oder wollte, warum es später eine kleine Namensänderung zu The Ronettes gab, dann hätte sie den Schlenker zu ihrem Namen machen können, haha. Ja, es gab noch mehr zu entdecken...viel mehr, über das man sich aufregen konnte, aber auch ein bißchen Neues, nur leider völlig ohne Spannung erzählt.
ISBN: 978-3-944668-57-4
Note: Keine Wertung
Autor: Steve Burdelak