GAEREA - LIMBO


Label:SEASON OF MIST
Jahr:2020
Running Time:51:44
Kategorie: Neuerscheinung
 

Hier also das langerwartete zweite Album der Portugiesen, die in der Zwischenzeit vollkommen verdient den Sprung zum Major-Label Season Of Mist geschafft haben. Man gibt sich weiter geheimnisvoll, das Line-Up bleibt ein Geheimnis, die Gesichter auf den Bandphotos, wie es neuerdings modisch ist, hinter Morphsuit-Masken verborgen. Eigentlich überflüssig, denn verstecken müssen sich die fünf Musikschaffenden auf keinen Fall. Mal abgesehen vom albernen Mummenschanz gibt es an der Scheibe aber so gut wie gar nichts zu kritisieren, es ist ihnen tatsächlich noch eine Steigerung zu ihrem Erstling gelungen. Bemängelte ich bei ihrem Debütalbum noch ein wenig die fehlende Tiefe, ist sehr angenehm, dass sich stilistisch nicht wirklich etwas verändert hat, der Sound aber voller, die Musik reifer geworden ist.

Jeder Track wirkt düster und bedrückend, wartet aber mit einem kurzen, beinahe positiven Aufbäumen auf, was zum Titel des Releases, wie die berühmte Faust aufs Auge passt. „Limbo“ wird sich ja höchstwahrscheinlich nicht auf den Tanz beziehen, sondern auf den Ort, an dem der katholischen Glaubenslehre nach, die Seelen geparkt werden, die -warum auch immer- ohne eigenes Verschulden vom lauschigen Plätzchen im Himmel ausgeschlossen sind. Wie man sich denken kann, kein besonders gemütlicher Ort, geprägt von viel Hoffnungslosigkeit, jedoch mit dem ein oder anderen Hoffnungsschimmer, weil ewig will man da ja nicht bleiben. Genau dies strahlen die Songs aus. Während es Gaerea auf „Unsettling Whispers“ bereits bravourös gelang, eine durch und durch ungemütliche Atmosphäre zu erschaffen, so knüpfen sie nahtlos daran an, vertiefen die Abgründe, steigern das Unwohlsein.

Der Gesang ist gereift, er transportiert noch mehr Wut und Verzweiflung. Großes Tennis! Der Klang ist voll und Kräftig, die Produktion sehr differenziert. Die ruhigeren Akustik-Passagen sind klanglich genauso sauber wie die schnelleren, alles in allem ist „Limbo“ ein Album, das (bei allen Beklemmungen, die es auslöst) große Freude zu Hören macht. Wer Gaerea noch immer nicht kennt und etwas mit melancholischem, melodischerem Midtempo Black Metal in Richtung Mgła anfangen kann, sollte hier dringend mal reinhören. Diejenigen, die die Band bereits kennen (und mögen) bekommen eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen!

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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