BANG YOUR HEAD FESTIVAL - Tag 2

Balingen, Messegelände, 16.07.2011

Viele meiner privaten Freunde aus der Heimat, sowohl neu gewonnene Freunde aus der hiesigen Region, bleiben Jahr für Jahr, aufgrund des Billings mehr und mehr zu Hause. Somit blieb die Party auf dem Zeltplatz aus. Keiner da! Und da es Backstage auch nicht gerade fröhlich zur Sache ging, hatten wir uns letzte Nacht ziemlich früh ausgeklinkt. Umso besser ging es heuer aus den Federn und fast pünktlich zum Gelände. Nur den Opener Ivanhoe hatten wir nicht mehr mitbekommen.

 

BYH metal inquisitor LIVE 2012

Der Platz vor der Bühne war auch wie bereits am Vortag bei den Schweden Portrait zu dieser frühen Stunde gut besucht. Traditioneller Metal hat halt seinen Zuspruch, auch bei Metal Inquisitor auf dem BYH. Sänger El Rojo hat von der ersten Sekunde an Spaß in den Backen, lies wie gewohnt die eine oder andere lustige Ansage zwischen den Songs vom Stapel und nutzt dabei die ganze Bühne als Spielraum aus. Man merkte der Band regelrecht an, dass sie richtig Bock auf ihren Gig haben und sich endlich mal auf einer großen Bühne austoben konnte. Gitarrist Blumi, mit gewohnt coolem Outfit, lies seine Riffs auf die wartende Meute los und der Rest der Band agieert dabei bestens. Der Gig war zwar aufgrund der frühen Spielzeit recht schnell zu Ende, aber Metal Inquisitor haben ihre Mission erfüllt. Was bestens auf Festivals wie dem K.I.T. oder dem H.O.A. funktioniert, transportierte die sympathische Truppe locker in die nächste Größenordnung. Cooler Gig, der nicht nur mir Spaß bereitet hat. (Holger Fey).

 

BYH astral doors LIVE 2012Auf Astral Doors freute ich mich schon seit Jahren. Kein Release der von unser alten Garde nicht bewundert wurde, kein Release der ständig auf der Stelle trat. Und zur Überraschung mancher Menschen, selbst heute noch, klang Fronter Nils Patrik Johansson, wie unser viel zu früh gestorbene Metalgott, Ronnie James Dio. Dies konnte er nun live unter Beweis stellen. Faszination pur zur frühen Mittagstunde. Welch ein Ohrenschmaus. Das blöde war nur, dass man mir in etlichen Interviews erzählte, wie geil man auf das Livespielen sei und wie wenig Möglichkeiten es für die Band gibt. Da frage ich mich nur, warum die Action allein in der Hand des Sängers lag. Keiner seiner spielerisch leistungsstarken Mitstreiter sorgte für Stimmung auf der Bühne, die bei einer Autrittschance wie hier in Balingen, überschwänglich sein sollte. Chance vertan. (Steve Burdelak).

 

BYH tygers LIVE 2012Für die Nostalgiker der Metalszene war es endlich so weit, einer Band, die eher selten in unseren Breitengraden auftritt, ihre Huldigung darzubringen, den Tygers Of Pan Tang. Doch leider war dieser Gig ziemlich mau. Robb Weir (einzig originales Mitglied) und seine Truppe hatten zwar die Songs im Gepäck: „Tygers Place“, I Am A Rocket Man“ und „Hot Blooded“, sowie den Abgang mit „Hellbound“, aber man kam irgendwie nicht überzeugend rüber. Zumindest nicht für meine Begriffe (da solltest Du Dir mal Gedanken machen, -Red.-Anm. v. Joxe). Das sah mancher im Publikum anders (siehst Du? -Joxe) und selbst eine Zugabe wurde gefordert, die aber aufgrund des Zeitmangels nicht gegeben werden durfte. Nach zehn Tracks (unter anderem „Euthanasia“, „Take It“, „Gangland“) musste die New Wave Of British Heavy Metal-Legende Tygers Of Pan Tang, die es nie so richtig aus dem Schatten der großen Acts geschafft hat, die Bretter verlassen. (Steve Burdelak).

 

BYH dad LIVE 2012Ein weiteres Highlight des diesjährigen Bang Your Head Festivals für mich war der Auftritt der Dänen D:A:D, und ich sollte nicht enttäuscht werden. Die Songs, die Show, die Ansagen, alles ein Garant für Partystimmung. Sänger Jesper Binzer versuchte sich sympathisch mit Ansagen auf Deutsch, Basser Stig Pedersen glänzte wie immer durch seine Bühnenpräsenz und war stets ein Blickfang, nicht nur wegen seines farbenfrohen Outfits und auch Jakob Binzer war mit seinem etwas zu groß geratenen Zylinder immer wieder in vorderster Front auf dem Bühnenlaufsteg zu sehen. Chaotisch witzig gestalteten D:A:D ihren Set, der mit „Evil Twin“ seinen Anfang nahm. Hits wie „Bad Crazyness“, „Jihad“ und das unerreichte „Sleeping My Day Away” wurden lautstark vom vor der Bühne versammelten Publikum mitgesungen. Auch Drummer Laust Sonne wurde zu einem Solo verdonnert, bei dem er von Jesper mit einem angeblich gelernten Trinklied, welches er umgetextet hatte auf „Komm schon Laust, wir wissen du schaffst es“ angefeuert wurde. Einziges Manko am Gig: wo waren all die vielen Zweisaiter-Bassgitarren von Stig? Wo sonst bei fast jedem Song ein anderer Bass in einer anderen Form zum Einsatz kam (z. B. der Raketenbass) gab es dieses Mal in Balingen nur den durchsichtigen Plexiglasbass zu bewundern, schade. Aber ansonsten war es ein toller, kurzweiliger Auftritt und die Menge vor der Bühne war in absoluter Partylaune. Eine spätere Spielzeit und dadurch längerer Auftrittszeit hätte ich hier doch bevorzugt. (Susanne Soer).

 

BYH hardcore superstar LIVE 2012Hardcore Superstar waren jetzt in kürzester Zeit zweimal im Billing des Festivals. Immer noch richtig gut, aber der Überraschungsmoment ist verflogen. Das gleiche Outfit, die gleiche Show, fast ähnliche Ansagen und die Hits waren ebenfalls derselbe Hut wie beim letzten Auftritt. Bleibt der Grund sich zu freuen, dass zumindest diese Boys showmäßig alles in Grund und Boden jagten. Die Schweden brauchten nach derart Gangart sicherlich ein Wasser und Vitaminschub, haha. Wie geil. Da müsste sich so mancher fetter Rockstar mal eine Scheibe abschneiden. Das Publikum war auch, wie immer wenn Poser, Sleazer oder Glam-Stars auftreten, gleich extrem guter Stimmung. Mal ein Wink mit dem ganzen Zaun in Richtung Veranstalter, haha. Für den frühen Nachmittag war das genau die richtige Portion „Rock `n` Roll Shower“ um alle wieder wach zu rütteln. Schließlich sind wir nicht zum Spaß haben gekommen, haha. Hardcore Superstars sind hart rulende Motherfucker! (Steve Burdelak).

 

BYH psychotic waltz LIVE 2012Auf Psychotic Waltz hatte ich mich richtig gefreut, da ihre fesselnden Alben eine Mischung aus coolen Metal und präziser Arbeit sind. Leider ging diese Kombination am helllichten Tag, auf einem Festival im Sommer, nicht wirklich auf. Das Programm und die dürftige Action auf der Bühne wirkten spröde und gezwungen. Da ist wenig Platz für überschäumende Euphorie oder geballte Emotionen. Sicherlich hat man mit dem Album „Into The Everflow“ neue Maßstäbe gesetzt, was aber kaum ein Argument für eine gelungene Show ist. Diese Kopfmusik mit komplexen Texten scheint entweder nur im eigenen Wohnzimmer oder in einem kleineren und düsteren Club zu wirken. Natürlich spiegelte sich dieser musikalische Kontrast im Publikum wieder, denn ein beachtlicher Teil der Zuschauer wanderte konsequent zu anderen Happenings zwischen Essen, Shoppen und Ausruhen. Deshalb war der Auftritt dieser Band trotzdem unantastbar in Sachen Musik. (Steve Burdelak).

 

BYH jeff LIVE 2012Eigentlich sollten jetzt Pretty Maids die Bühne flanieren, aber Sänger Ronnie hatte den Flug verpasst und somit wurde die Band im Laufe des frühen Abends in die Messehalle verbannt, wo ich nur noch einen Teil der Show sah. Stattdessen und mir viel lieber musste man Plätze mit Jeff Scott Soto tauschen, der voller Elan den Sommer noch wärmer machte. Sein posiger Rock war mehr als ansteckend und hochgradig melodisch wie tanzbar. Zudem kann er aus einem schier unglaublichen Fundus an Songs schöpfen, da er bereits in etlichen Bands  gesungen hat und solo ebenfalls mehr als eine handvoll Alben vorweisen kann. Doch leider war alles nicht so wie gedacht. Die schnell zusammengetrommelten Begleitmusiker waren kaum ein Team und ließen spielerische Lücken. Da waren die Songs aus der Zeit mit Axel Rudi Pell („Fool Fool“ und „Warrior“), die wir alle besser gespielt kennen und auch das Medley „Memorial“ in dem etliche verstorbene Heroes unserer Szenen zitiert werden, nicht das Gelbe vom Ei. Da fehlt Durchsetzungsvermögen und die Stimme von Herrn Soto allein war nicht ausreichend. Stimmung war selten in der Menge. Jeff hätte mehr die Melodicrock.Nummern aus seinem Repertoire bringen sollen, anstatt funkige Rhythmen wie „21st Century“ mit Elektrosamples. Dafür hat der gute Mann doch tierische Balladen drauf die im Gemetzel des restlichen Tages auch immer gut ankommen. Falsche Songasuswahl!!! (Steve Burdelak).

 

BYH sonata LIVE 2012Mit den Powermetallern Sonata Arctica kam der 2nd-Runner-Up des Billings. Es wurde wieder merklich voller, nachdem Jeff Scott Soto die Bühne verlassen hatte. Altvertraute Klänge und Songs wurden in üblicher Manier geboten, routiniert und perfekt inszeniert. Da blieben kaum Ecken und Kanten. Um ehrlich zu sein, in ihrer Anfangsphase gefiel mir die Band wesentlich besser. Es kann aber auch sein, dass sich mittlerweile eine gewisse Form von Übersättigung eingestellt hat. Zu oft habe ich diese Finnen in den letzten Jahren auf Festivals oder Ähnlichem gesehen. Es sind aber auch die Songs der aktuelleren Ergüsse, die mir nicht mehr so stark gefallen. Sänger Tony Kakko geht in den übertrieben langen, epischen und symphonischen Tracks einfach mehr und mehr verloren. Aber wie auch bei Blind Guardian, Edguy und ähnlichen Combos, stehe ich mit meiner Meinung meist alleine da. Die Fans rasteten aus und unterbreiteten der Formation ein herzliches Willkommen und gierten nach jedem Song. Eine perfekte Symbiose zwischen Geben und Nehmen. (Steve Burdelak).

 

BYH helloween LIVE 2012Helloween sind wohl mitunter die Könige deutscher Festivals. Fast jeder kennt ihre Songs, ob Fan oder nicht und die spielerische Leistung ist selten schlecht. Einzig ihr Sänger Andi Deris hat öfters Höhen und Tiefen in seiner Performance. Zehn Songs sind für diese Formation kaum machbar, deswegen weiß ich nicht, warum sie auf Drumsolo-Eskapaden und Gitarrengeschredder nicht verzichten. Man startet mit einem neuen Song „Are You Metal?“ und tütet die Fans gleich ein. Es kommen ältere Songs, das obligatorische Medley, „Keeper Of The Seven Keys“/“The King For A 1.000 Years“/“Halloween” und natürlich ein paar Hitsingle-Klassiker wie “Dr. Stein“, „Future World“ und „I Want Out“. Sack zu und fertig ist die Kiste. Allerdings war die Performance in Sachen Show wirklich ausgereift und beachtlich, da stand kaum jemand still und ständig wurde das Publikum mit Singalongs und anderen Dingen zum Mitmachen animiert. Ein würdiger Co-Headliner. (Steve Burdelak).

 

BYH slayer LIVE 2012Leider war wohl der Headliner des diesjährigen Samstags nicht der Geschmack aller Festivalbesucher, denn es taten sich doch einige Lücken im Publikum auf und es war kein Problem, in die ersten Reihen vor die Bühne zu kommen. Aber was soll`s, man kann es nicht Allen recht machen. Endlich war es soweit und Slayer betraten die BYH-Bühne und ich sollte sie den dritten Samstag in Folge sehen. Nachdem ich sie zwei Wochen zuvor in Gelsenkirchen bei Big4 und eine Woche zuvor beim Sonisphere in Amnéville gesehen hatte, war ich sehr gespannt, wie sie sich heute präsentieren würden. Tom Araya, Kerry King und Dave Lombardo machten auch diesen Abend keine Gefangenen. Es gab die Vollbedienung und auch Aushilfsgitarrist Gary Holt (Exodus), der für den erkrankten Jeff Hannemann eingesprungen war, fügte sich erneut nahtlos ins Geschehen ein. „Seasons In The Abbyss“, „Reign In Blood“ oder „Angel Of Death“ glichen einer Abrissbirne und begeisterten das verbliebene Publikum dermaßen, dass es kaum auffiel, dass etwas weniger Menschen dem Geschehen auf der Bühne folgten, als noch am vergangenen Abend bei Accept. Egal wo man hinsah, man sah nur wild bangende Leute, die jeden Song frenetisch abfeierten und mitsangen, dabei war es egal, ob „South Of Heaven“ oder „Black Magic“ dargeboten wurde, man huldigte Slayer göttergleich, beeindruckend. Kerry King war jederzeit eine Augenweide und er zog den Gig in seiner coolen Art ohne das Gesicht auch nur ein einziges Mal zu verziehen durch. Tom Araya ist durch seine OP leider gehandicapt was das Bangen angeht, glich dies aber durch bravourösen Gesang und Mimik aus und aus dem Alter, wo man wilde Shows bieten muss, sind Slayer eh schon lange raus. Die Musik zählt, nichts anderes, und die haben Slayer diesen Abend vom Feinsten geboten. Ein würdiger Abschluss des diesjährigen Festivals auf der Hauptbühne, wenn auch leider etwas kurz. Warum beendeten Slayer ihren Auftritt vor der Zeit ohne Zugabe? Darauf werde ich wohl nie eine Antwort bekommen. Die Menge wünschte lautstark weitere Songs und ließ selbst Veranstalter Horst kaum zu Wort kommen, der seine alljährliche Abschlussansprache halten wollte. Trotzdem ein toller mitreißender Auftritt von Slayer und mir stellte sich nun die Frage, was mache ich nächsten Samstag nur ohne Slayer? (Holger Fey).

 

BYH lordi LIVE 2012Die Finnen und Grand Prix-Gewinner Lordi, beendeten das Festival in der Messehalle um halb eins morgens. Ihre Show in voller Montur und tanzenden Statisten erweckt immer noch den Anschein einer Farce. Ich finde es nicht gruselig, nicht spannend und nicht witzig. Und seien wir mal ehrlich: ohne diese aufwendige Maskerade würden diese Musiker wohl kaum erfolgreich sein. Allein mit ihren Songs würde das wahrscheinlich nicht klappen. Dennoch war das mittlerweile angetrunkene und übermüdete Publikum bereit, diesem Moment den letzten Schliff zu verpassen. Dabei sein ist alles. Im hinteren Bereich der Halle feierten die letzen Besucher ihre persönliche Fete, ohne groß auf das Geschehen auf der Bühne zu achten. Leider war das Problem des ganzen Tages, dass zu viele große Acts in der Messehalle spielten bei denen nur eine gewisse Anzahl an Personen teilnehmen durften. Der Rest musste wegen Überfüllung draußen bleiben. Da muss der Veranstalter in Zukunft Abhilfe schaffen. Dass es nicht zu Tumulten kam, die manchmal nur knapp abgewendet wurden, darf sich heuer beim nicht ganz so aggressiven Publikum bedanken die eher murrig aber vernünftig andere Wege einschlugen. Das hätte auch anders kommen können. (Steve Burdelak).

 

Wieder ist ein riesiges Event vorbei und wir danken Horst Franz & seiner gesamten Crew, Birgit (Brooke-Lynn Promotion) & Kelly Rosenberg für die Fleisch-Spieße!!



Autor: Steve Burdelak, Susanne Soer, Holger Fey - Pics: Steve Burdelak