PROJECT ARCADIA - A TIME OF CHANGES

Label: | NIGHTMARE |
Jahr: | 2014 |
Running Time: | 46:01 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Normalerweise schalte ich sofort ab, wenn ich von Power-/Melodic Metal lese und das Album gleich mit durchtickernden Doublebassdrums anfängt. Hab ich hier nicht getan, zum Glück, denn obwohl die ersten beiden Songs dieses Albums genau dieses von mir recht ungeliebte Stilmerkmal aufweisen, hat mich irgendetwas aufhorchen lassen. Hier geht viel mehr, als bei der ansonsten im Dutzend auf den Markt geworfenen Kitschware. Ich würde hier auch viel eher von einer Mischung aus Prog und AOR sprechen, das Wörtchen Melodic Metal steht hier nämlich ausnahmsweise mal für Hooklines, die sich unumkehrbar in die Gehörgänge fräsen, gepaart mit knalligen, auf den Punkt gespielten Gitarren mit Virtuosenfaktor. Jeder Part hat eine Daseinsberechtigung, nichts wirkt wie gewollt und nicht gekonnt, fein! Nicht einmal die an On The Rise erinnernden, fetten und süßlichen Chorsätze in „Beggars At The Door“ oder „Shelter Me“ können dem etwas anhaben, ganz im Gegenteil. Im Zusammenspiel mit den aggressiven Gitarren entsteht ein Kontrast, den ich so konsequent umgesetzt zuletzt auf Riot's 'Thundersteel' und seinen Nachfolgern gehört habe. Das Ganze gepaart mit ein paar schrägen Queensryche-artigen Harmonien, ruhigen Parts, die mal an Annihilator oder Sieges Even anlehnen, das hat man definitiv schon schlechter gehört. Das wird gekrönt von der Stimme von Urban Breed, ansonsten bekannt durch Tad Morose und Bloodbound, die so manches Mal an Dougie White zu seinen Ganzzeiten erinnert. Nur bei „Ungrateful Child“ scheint er rätselhafter Weise etwas zu kämpfen, beim Rest des Drehers brilliert er gnadenlos. „Timeless“ wäre so ein Paradebeispiel, ein kraftvoll gesungener, melodiöser Refrain über einem recht anspruchsvollen Arrangement mit spannenden Breaks und zweistimmigen Gitarrenleads – das ergibt eine richtig gute Nummer! „Formidable Foe“ funktioniert nach dem gleichen Rezept genauso gut, und auch die Hochgeschwindigkeits-Gitarrenparts sind nie Selbstzweck, sondern melodische Sahnehauben auf den Songs, das ist alles mit Augenmaß und Gespür zu schlüssigen Songs zusammengefügt. Einziger Punkt zum Mäkeln, auf ganz hohem Niveau wohlgemerkt, ist der etwas sterile Gesamtsound der Produktion, da hätte ich mir noch einen Hauch mehr Druck für die Drums und Giftigkeit für die Gitarren gewünscht, das ist aber alle Lichtjahre davon entfernt den Hörgenuss zu schmälern. Tolles Album!
Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Tammo Krauß