METALLICA - LOAD

Label: | MERCURY |
Jahr: | 2025/1996 |
Running Time: | 78:58 |
Kategorie: |
Re-Release |
Alter, da kommen Jugenderinnerungen auf! Dynamo 1996, ich war gerade 17 Jahre alt. „Kreatief Met Kirk“ stand auf dem Programm, und viele munkelten, dass Metallica unter diesem Decknamen einen Geheim-Gig spielen würden. Taten sie nicht! Stattdessen gab es über die PA ein paar Hörproben des langersehnten neuen Albums zu hören. Und was haben wir geschimpft! Im weiteren Verlauf wussten wir irgendwann gar nicht mehr, ob da immer noch Metallica läuft oder nicht. So fachfremd waren sie auf einmal unterwegs! Der groovige Opener „Ain´t My Bitch“ ist noch richtig geil! Auch das nachfolgende „2x4“ ist noch ganz cool, auch wenn die seichten Background-Vocals etwas seltsam sind. Danach geht es aber immer weiter abwärts. „The House That Jack Built“ dümpelt irgendwo im Midtempo. Die erste Single „Until It Sleeps“ erinnert an Nirvana (nicht nur der Song, sondern auch der Videoclip!). „King Nothing“ ist noch ein cooler Midtempo-Stampfer. Das war´s dann aber!
Damals war das Werk eine einzige Enttäuschung, ein richtiger Kulturschock für die Metal-Welt. Und als die CD rauskam und wir gesehen haben, wie Kacke die Band nun mit den schmierigen Kurzhaarfrisuren aussah (böse Zungen behaupteten der Haarstylist von Bon Jovi war da am Werk), war der Ofen echt aus! Songs wie die kitschige Schnulze „Hero Of The Day“ oder die Country-Ballade (!) „Mama Said“ waren eine Frechheit und gaben uns den Rest! Siebenundzwanzig Songs wurden insgesamt aufgenommen; auf zwei CDs verteilt. Teil 1, „Load“, hatte noch die besseren Einzeltracks, während „Reload“, nur ein Jahr später, zwar schwächeres Liedgut enthielt, aber im Gesamtkontext besser funktionierte. Man hätte aus beiden Alben ein gutes (kein geiles!) Album machen können, wenn man das „Black Album“ denn mochte. Aus heutiger Sicht wage ich mich gerne an diesen Re-Release ran, da ich mittlerweile – im Gegensatz zu damals – auch viel „normalen“ Rock höre und toleranter geworden bin (was vor allem bei unseren Classic Reviews nachzulesen ist). Aber besser macht es den Release leider trotzdem nicht.
Ob die remasterte Version nun besser klingt als das Original, sei mal dahingestellt. Denn „Load“ war damals schon gut produziert. Hier war alles auf Radiotauglichkeit ausgelegt. Weder wurde der Bass rausgenommen wie bei „...And Justice For All“, noch eine Blechregentonne benutzt wie die Snare auf „St. Anger“. Scheiße ist „Load“ aus heutiger Sicht ganz sicher nicht mehr. Vor allem wusste man ja auch damals noch nicht, dass es später noch viel schlimmer kommen würde („St. Anger“, „Lulu“). Aber es ist jetzt auch nicht so, dass die Scheibe über die Jahrzehnte hinweg gewachsen ist und heute Sinn macht. „Reload“ wird wohl bald folgen, um die Geschichte komplett zu machen. Die Neuauflage gibt es neben der herkömmlichen CD übrigens auch auf Vinyl in schwarz und orange marmoriert, passend zum Artwork! Sehr schön, zumal die Original-Doppel-LP (für 1996 total unüblich!) heute unbezahlbar ist. Auch wenn „Load“ im Nachhinein kein Klassiker geworden ist, bin ich dennoch dankbar für diese Nostalgiereise in meiner Jugend, als die Welt echt noch in Ordnung war. Deshalb mit Wohlwollen 6,5! Ich habe meinen Frieden mit diesem Silberling gemacht.
Note: 6.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller