THE VINTAGE CARAVAN - ARRIVAL

Label: | NUCLEAR BLAST |
Jahr: | 2015 |
Running Time: | 54:50 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Das isländische Trio The Vintage Caravan wurde 2006 gegründet und debütierte 2011 mit "The Vintage Caravan". Ein Jahr später folgte dann "Voyage". Doch erst mit Veröffentlichung der zweiten Scheibe über Nuclear Blast im letzten Jahr und nachfolgenden Touren mit den Label-Kollegen Grand Magnus und Blues Pills starteten die Jungs so richtig durch. Stilistisch machen die Drei niemandem etwas vor. Schon der Name Vintage steht für Retro, zu Deutsch einen aufpolierten auf neu gemachten Psychedelic Rock, Hard Rock, Blues Rock, Progressive Rock der 70er Jahre. Nachdem ich mir das neue "Arrival " zu Gemüte geführt habe und mich nun, nach ungelogen bestimmt 50 Durchgängen, die Scheibe ließ mich einfach nicht mehr los, endlich dazu hinreißen haben lasse, das Werk hier vorzustellen, habe ich mir im Vorfeld dazu, höchst interessiert, das Review meines ehrenwerten Kollegen Joxe zum Vorgänger reingezogen. Selbst er kam nicht umhin, der Scheibe einen Wumm, eine gewisse Lebendigkeit und eine Stimme zu attestieren, mit der man sich wirklich anfreunden kann und die Band über andere Retrokapellen merklich herausheben (er war von Jubelschreien heiser, Anm. d. Red.). Und auch auf "Voyage" gibt es mit "Midnight Meditation" einen Song, den man ohne Umschweife als mega bezeichnen kann. Was bietet nun der Nachfolger "Arrival"? Nun, die zigfachen Durchläufe haben ihren Grund. Die ganze Zeit fragte ich mich, was fesselt mich so an dieser Scheibe, was ist der Grund, warum ich mich hier so wiederfinde? Retro- oder Stoner habe ich hundertfach gehört, immer wieder finden sich Parallelen zu den Größen Led Zeppelin, Rush, Black Sabbath oder auch Cream. Warum bin ich diesmal so angefixt? Nun, meiner Meinung nach polieren die Isländer nicht nur alte Stile neu auf, nein, sie packen altbekannte Songs / Intros in ein ganz neues Gewand und es macht unglaublich viel Spaß, diese Elemente im Detail wiederzufinden. Beispiele gefällig? Kein Problem. "Last Day Of Light" geht mit einem hammergeilen Intro los, nachfolgend fett stampfend, groovend mit coolsten Gitarren und einfach mitnehmenden Vocals. Und das Intro? Ich dachte an "Pulp Fiction". Nächster Anspieltipp gefällig? Okay, dann ganz klar "Shaken Beliefs" mit richtig fetzigen Rock 'n' Roll Elementen im Blues- und Progrockgewand und natürlich hammergeilen Gtarren. "Crazy Horses" beginnt mit dicken Drums, wird dann etwas sleazy und schließlich richtig schnell mit einem geilen Refrain. Diesmal kam mir, na klar, zunächst Led Zeppelin in den Sinn und erst nach Recherchen stieß ich dann auf "The Osmonds", die den gleichnamigen Hit 1972 veröffentlichten. "Innerverse" ist eine traumhafte Ballade, so viel Gefühl, vielleicht einer der Höhepunkte des Albums, ganz kurz dachte ich mal an Barclay James Harvests "Child Of The Universe", verwarf den Gedanken dann aber wieder. Nach etwas über drei Minuten wird der Track dann richtig fett, mit einem fast abdrehenden Mix aus fettesten Gitarren, Drums und einer kreischenden Orgel im Stile von John Lord, wie bei einer Live Performance von "Child in Time". Auch die einleitende Gitarre von "Carousel" könnte von Ritchie Blackmore stammen, der Rest dann eher wieder groovend, mit leichtem Psychedelictouch und viel proggigen Gitarren. Das nachfolgende Solo diesmal eher von Jimmy Page. In das lange "Winter Queen" packen die Jungs alles rein, was sie drauf haben. Knackige Riffs der 70er, rahe Vocals, mal fordernd und mal sanft, lange psychedelische Elemente, tolle Tempiwechsel, mal vorpreschend und anderseits wieder kräftig zurücknehmend, klasse Leads und ganz am Ende Elemente aus "Lady In Black" von Uriah Heep, die sich auch auf langsamen Passagen des Vorgängers schon gefunden haben.
Fazit: Mit "Arrival" setzen die drei Isländer, wenn auch der vormalige Schlagzeugen Gudjon Reynisson durch Stefan Ari ersetzt wurde, ihre begonnene "Voyage" fort und schaffen es kompositorisch noch mal kräftig einen drauf zu legen. Das Album wimmelt nur so von Highlights und zeigt meiner Meinung nach kaum Ausfälle. Für mich ein "Must Have".
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey