KIRCHENBRAND - VERMÄCHTNIS

Label: | TERROR |
Jahr: | 2021 |
Running Time: | 40:09 |
Kategorie: |
Import |
Fünfzehn Jahre Sex, Gewalt und Kirchenbrand! Ja, Christcrusher aus Österreich, der Kirchenbrand seit 2010 im Alleingang betreibt, hat noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. Der Christenhass der Anfangszeit ist dem Menschenhass im Allgemeinen gewichen. Auf den letzten Veröffentlichungen hat jeder sein Fett wegbekommen, ob es demjenigen nun passte oder nicht. Hier handelt es sich aber nicht – wie zunächst von mir vermutet - um ein Compilation-Album zum Jubiläum von Kirchenbrand, aber auch ein vages Konzept-Album über Serienmörder ist es bei genauem Hinsehen nicht, auch wenn die Hälfte der Lieder scheinbar dieses Thema zumindest anschneiden.Textlich geht es jedenfalls unter anderem um Frauenmörder Hans-Jürgen S. (Liest sich jedenfalls so, auch wenn er namentlich nicht erwähnt wird), den Sadisten Marquis De Sade, Kindermörder Albert Fish und den Soziopathen Ted Bundy. Wem die Texte über diese Leute bei Wikipedia zu allgemein und schwammig formuliert sind, der kann hier alles detailgetreu und unzensiert erfahren. Die Texte sind fies und direkt. Manchmal erschreckt man sich über die Wortwahl. Manchmal klingt es aber auch sarkastisch und überzogen. Es kommt beim Hören also vor, dass man sich hier mal erschreckt und da mal kaputtlacht.
Besonders faszinierend an den deutschen Texten ist, dass sie komplett in ein striktes Versmaß gepackt sind und somit auch gut im Gedächtnis hängen bleiben. Der Gesang erinnert mit seinen deutschen Texten und seiner harten Phrasierung nicht selten an Eisregen. Musikalisch gibt es simpel gehaltenen, rotzigen Black Metal auf die Ohren, der meist im rockigen Midtempo angesiedelt ist. Oft klingt die Mucke wie Oi! mit Black Metal-Kreischgesang; keine Ahnung, ob das Zufall oder so beabsichtigt ist. Die Gitarren sind zwar schnell und melodisch, aber immer oft auch schrammelig gespielt und klingen häufig disharmonisch. Das Schlagzeug klingt mal echt und mal programmiert; man hört man die einzelnen Anschläge gut raus und mal auch überhaupt nicht. Ganz komisch! Aber Kirchenbrand war nie die Band für die große Masse. Christcrusher kapselt sich ganz bewusst ab, teilt aus und provoziert. Apropos große Masse: Von „Vermächtnis“ gibt es dreihundert Exemplare im Jewelcase, hundert Digipacks mit Spezialcover zum Jubiläum und jeweils fünfzig Exemplare in einer Holz- und in einer Blechbox. Ob sich diese in der Herstellung recht teuren Kleinauflagen letztendlich rentieren, mag ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass Kirchenbrand klein bleiben soll und wird. Und das ist auch genauso gewollt. Die Texte sind dieses Mal richtig gut! Und mit mieser Laune macht das Album auch total Bock!
Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller