Lob für eine gute Leistung kann man nie oft genug aussprechen. Deshalb an dieser Stelle noch Mal ein fettes Dankeschön an den Veranstalter Bazzty Sleaze, der bereits für gute Partys mit den Shout It Out Loud-Events sorgte. Unter neuem Banner lud er lokale und internationale Acts ein, ein Genre zu feiern, das wieder in aller Munde ist. Die üblichen Gründe vielleicht nicht die Matrix (Tube) aufgrund der Soundverhältnisse auszuwählen, muss kein normaler Konzertbesucher mehr schwadroniert bekommen…manchmal geht es einfach nicht anders. Doch man hatte noch ein kleines Bonbon in der Tasche, weil nach der Party ist vor der Party, denn man hielt die Poser-Feier Partymonium, die sonst in Köln stattfand, heuer hier ab. Eine willkommene Geste und gerne genutzt. Dennoch fiel auch dieses Mal die Besucherzahl unangenehm ins Auge. Es bleibt bei meiner Meinung, die Schwätzer die sich immer wieder beschweren, dass alle solche Veranstaltungen nicht vor der Haustür stattfinden und vielleicht mitten in der Woche, blieben auch am Wochenende in der Matrix fern. Schwätzer! Das Sleazefest war ein Augen und Ohrenschmaus!!!
„Join The Party“, ganz nach dem Motto ihres aktuellen Albumtitels, kamen die Spanier von Stop Stop! auf die Bühne gebrettert und entfachten ein wahres Inferno der guten Laune. Wer hätte gedacht, dass ich jetzt schon die beste Band des Abends hören würde…zumindest was mich betrifft. Sie waren nur zu dritt, aber servierten ihre Konserve mit allen Möglichkeiten. Warum sie ihre Gesichter anmalen, zumindest zwei von drei Mitgliedern, hatte ich allerdings vergessen zu fragen. Natürlich gab es erstmal das fette Brett vom neuen Opus. Den Anfang machte „Lola“, der irgendwo zwischen Mötley Crüe und Poison lag. Ganz nach Wunsch der Anwesenden. Und schon gab es vor der Bühne den ersten Hexenkessel. „In Your Face“ stammt vom 2010er-Werk, „Unlimited“ und offerierte eine Steigerung. „Toilet Party“ und „Poser“ waren wieder neues Material und zeigten was Skid Row hätte machen können, anstatt sich mit „Subhuman Race“ Mitte der 90er-Jahre anzubiedern. Für „Born To Rock“ bedarf es keine weiteren Worte. Die Coverversion „Proud Mary“ hätte die Band sich schenken können aber sie passte zumindest auf ihre Art ins Programm. Dennoch, „Love Machine“ wäre mir lieber gewesen. Der Hit „StopStop!“ machte den Abschluss und ließ mich hungrig zurück. Welch grandioser Opener. Action pur!
Mit Pretty Wild aus Malmö in Schweden kam das nächste Quartett, das mich mit dem letztjährigen Album „Pretty Wild“, eigentlich noch mehr begeisterte als die gerade eben gesehenen Spanier. Aber live war dies ein anderer Hut. Klar, ihre Songs waren nach wie vor geil, wurden aber nicht mit dieser Euphorie präsentiert, die es auf die Bretter zu bringen galt. Zumal gerade dann, wenn ein Opener so extrem vorgelegt hat. Die Problematik hatte gleich mehrere Gründe. Zum einen konnte der Sänger sich wohl nicht hören, was er auch mehrmals ansprach. Nur leider gab es keine oder kaum eine Reaktion, beziehungsweise Soundänderung seitens der Regie. Das muss aber nichts heißen: Rock `n´ Roll ist wenn man trotzdem abfeiert. Dummerweise waren die Jungs zu bühnenunerfahren. Und nur hübsch aussehen reicht nicht. Die Bewegungen waren sperrig und der Kontakt zum Publikum ein Desaster. Das wirkte sich auch auf die Spiellaune aus, so dass eigentlich coole Tracks wie „Are You Ready“ oder „All I Want“ nicht mit der Stimme versehen wurden, die Fronter Ivan Iwe Höglund so geil auf CD bannte, und eher lahm ins Publikum traten. Schade.
Auch Confess, wiederum aus Schweden, stand noch auf meiner „Muss ich sehen“-Liste. Komischerweise hatte kein Mitglied die CD „The Gin Act“, die ich zum Autogrammisieren vorlegte. Alle nahmen sich Zeit, das Teil zu bewundern. Eigentlich hätte ich es handsigniert an ein Mitglied verkaufen sollen, haha. Diese Jungs brachen wieder das Eis und legten eine furiose Show hin. Hungrig und dankbar hier sein zu dürfen. Leider wurde kein Stück von dem eben erwähnten Silberling gespielt. Alle sechs gespielten Tracks stammten vom 2014er Release „Jail“, außer dem superben Kracher „Exit Light“, der erst vor drei Tagen das Licht der Welt erblickte und den es auf Youtube zu sehen gab. Shouter John Elliot war eine Rampensau und dirigierte seine Band zum Äußersten. Zwar war der Sound nur unwesentlich besser, aber das machte die Band mit ihrer grenzenlosen Action und mit den grandiosen Soli an den Gitarren von Denver und Blomman wieder wett. Klar, anstatt ihrer auf dem Album präsenten Version von Tina Turner`s „What`s Love Got To Do With It“ wäre mir fast jeder andere Beitrag lieber gewesen, aber die Meute sah das anders. Diese Recken brachten die 80er-Jahre in die Matrix zurück. Das zahlte sich später im Verkauf von Merchandise aus. Gut gemacht!
Double Crush Syndrome wussten schon im Vorprogramm von Doro den Leuten das Rocken beizubringen. Mit leicht veränderter Besetzung, denn Basserin Aurora Steffens zog von Dannen und wurde durch niemand geringeren als Slick Prolidol ersetzt. Er war nicht spielerisch und actionmäßig auf dem gleichen Level wie seine Vorgängerin, aber passte einfach besser zu Herrn Brings. Das Publikum wurde etwas weniger, wahrscheinlich weil Andy Brings und Co. nicht so ganz sleazig waren und der Sänger selbst weitaus mehr die Damen in den Bann zog, aber dafür feierten Band und Fans doppelt so stark. Ich weiß nicht was das Trio morgens im Müsli hatte, aber davon wollte ich auch eine Portion. Kaum zu glauben und dennoch war diese Show härter, geiler und rasanter als das was ich von der Truppe bislang gesehen hatte. Songs wie „Yeah! Pain!, „Fuck You Is My Answer“ und „Die For Rock `n` Roll” kamen noch heftiger zur Geltung und wurden ziemlich aggressiv und dennoch mit perfekter Partylaune zum besten gegeben. Andy war ein Entertainer vor dem Herrn, mit lockeren Sprüchen und einem Actionradius, der eher auf große Bühnen sollte. Auch seine Art mit der Zunge ein Plektrum weiterzureichen fand großen Anklang. Zwar waren die ganzen Singalongs noch immer nicht meine Welt, gehörten aber zu der Welt von Double Crush Syndrome und Hardcore-Fans.
Der Maßstab für die weiteren Auftritte war nun um einige Latten erhöht. Das konnte für The Other nur in die Hose gehen. Zum einen spielten sie Horror-Punk, was sich eher nach Rammstein light anhörte, kamen im Horror-Outfit auf die Bühne, sangen auf Deutsch und zum großen anderen passte man überhaupt nicht in den musikalischen Kreis. Das hatte Folgen. Es wurde noch leerer in der Tube und nur eine kleine Zahl junger Fans amüsierte sich letztendlich vor der Bühne. Zahnlos ist das Wort, was mir zur Performance dieses Acts durch die Hirnrinde wanderte. Laut Outfit, Texten und Musik, durfte alles ein bisschen aggressiver sein. Aber wenn schon die Poser härter wirkten, sollte die Truppe aus Leichlingen vielleicht mal nachdenken. Vielleicht wollte man etwas Unheilig-Charisma versprühen. Die Maskerade war nicht ausreichend, um ein Statement zu machen. Und die fiesen Blicke von Sänger Rod Usher, immer zwischen Rammsteins Till Lindemann und dem Joker, deckten keine fehlende Bühnenshow ab. Der Effekt der Songs war schnell verflogen und es bahnte sich Langeweile durch einen Überreiz an faden Eindrücken an. Ja, die Truppe spielte mit satten zwölf Liedern ein langes Set und ja, der WDR filmte den Auftritt der ihnen wohl bekanntesten Band des Abends und dennoch waren die Boys hier überfordert und absolut fehl am Platz.
Eigentlich sollten nun die Schweden Crazy Lixx an die Front, glänzten aber durch Abwesenheit aufgrund der Krankheit eines Bandmitgliedes. Sister gehörten für mich zu den Bands, die Truppen wie Crashdiet und Hardcore Superstar mit ihrem Erfolg an die Sonne gespült haben. Den ersten Gig, den ich erleben konnte, war noch mit einem Überraschungseffekt verbunden und einigen guten Songs. Mittlerweile versuchten sie, und hier ganz besonders Fronter Jamie Anderson, mit übertriebener Härte schlechtes Songmaterial auszugleichen. Das war schon vor drei Jahren so und hat sich bis dato leider nicht geändert. Klar, showmäßig rissen die Jungs das Haus ab aber man benötigte natürlich auch was für die verwöhnten Ohren. Insbesondere wenn die Auswahl an coolen Acts so groß war wie heute. Es galt das letztjährige Opus „Disguised Vultures“ (Jamie trat passend zum Opener mit Maske auf) zu promoten. Und das wurde gemacht. Es gab „Sick“, „My Enemy“ und den Albumtitel „Disguised Vultures“. Das ließ mich alles ziemlich kalt. Es waren eher die Klassiker vom vier Jahre alten Werk „Hated“ wie „Spit On Me“, „Bullshit & Backstabbing“ oder „The Unlucky Minority“, die mich faszinierten. Aber in Zukunft musste mehr kommen als ein optische Ausreizung der Helden von Hardcore Superstar.
Dass ich das noch erleben durfte, einen meiner wirklich alten Heroes in Deutschland live zu sehen. Sicherlich, die gesamte Truppe von Pretty Boy Floyd wäre mir lieber gewesen als nur der Fronter, aber Steve Summers war nun mal die Stimme der Band. Wie damals bei Steve Rachelle, Kopf der alten Band Tuff, der mit Aushilfsmusiker auf dem Shout It Out Loud Festival agierte, so gab es auch heuer dieselbe Situation für den Ami. Ihm zur Seite stand Andy Brings und Slick Prolidol (zur Freude aller Double Crush Syndrome Fans), Todd „T“ Burr (ex-Tuff) an den Drums und Gitarrist B.C. (Boris Cybinski) von Shameless. „Ohohohohoho“ und es ging los mit „Leather Boyz With Electric Toys“. Die Halle stand kopf. Da waren die Fans, die seit den 80er-Jahren dabei waren und diejenigen, die sich freuten, mal einen Hauch von früher zu ergattern. Es folgten „Toast Of The Town“, das coole „Rock And Roll Outlaws“ und Vieles mehr. Allerdings wurde schnell die eigentliche Songlist im Laufe des Auftritts geändert. Das brachte etwas Verwirrung bei einigen Mitspielern. Etwas weniger „Booze“ hätte gut getan Herr Summers. Ich konnte mich irren, aber im weiteren Verlauf des Gigs wurde immer wieder Andy Brings vom Sänger angeranzt, völlig grundlos, was ebenfalls etwas die Stimmung bremste. Aber nur kurz, denn Andy war Profi und Steve kriegte sich auch wieder ein. Es gab meine Lieblingsballade „I Wanna Be With You“ und das unvergessliche „48 Hours“, „Wild Angels“ und "Your Mama Won`t Know“, Klassiker die ebenfalls nicht fehlen durften. Dazwischen immer wieder längere Ansagen und CD`s, die ins Publikum verschenkt wurden. Diese zusammengewürfelte Truppe riss auch zwei Cover-Versionen ab, Mötley Crüe`s „Live Wire“ und Poison`s „Talk Dirty To Me“. Zwei echte Zugaben. Die Band schlug sich richtig gut und wurde wie früher gefeiert. Das machte Appetit auf Wiederholung.