Dreimal Suomi-Power mit derben Nackenbrecherqualitäten. So könnte man das Motto des heutigen Abends wohl am ehesten bezeichnen. Die altehrwürdige Zeche war gefüllt, wenn auch nicht ganz ausverkauft und die Fanschar, erkennbar an den Shirts, doch eher speedig-thrashiger Natur. Kein Wunder, so sind doch die beiden Vorgruppen ganz klar der Kategorie "Melodic-Death-Metal" zuzuordnen und auch Ensiferum wird mindestens genauso häufig als epischer, vom Folk durchdrungenen Death-Metal wie als Viking- oder Folk-Metal bezeichnet.
Den Anfang machten die 1996 von Markus Vanhalla und Olli Lappalainen gegründeten Omnium Gatherum, deren aktuellstes Album "Beyond" bereits 2013 erschien. Selbiges Album war auch prägend für die Songauswahl des heutigen Abends. Der Sechser mit rechts stehendem Keyboarder Aapo Koivvisto, Growls von Jukka Pelkonen und einem glatzköpfigen Jarmo Pikka am Double Bass Pedal legte sofort richtig fett los mit "Luoto" und dem nachfolgenden "New Dynamic". Vom genannten Album folgten danach noch "The Unknowing" und "The Sonic Sign", alles echte Genickzerfetzter, die dem voll abgehenden Publikum auch alles abverlangten. Von den drei Bands des heutigen Abends brachten Omnium Gatherum mit Sicherheit das härteste Brett. Für mich voll überzeugend das allerdings recht basslastige "New World Shadows" mit dunklen Gitarren und richtig fetten Growls und der ähnlich intonierte Rausschmeißer "Ever Fields". Um 19:40 Uhr war das 40mintütige Set beendet und hinterließ ein rundum zufriedenes Publikum in die kurze Umbaupause.
Punkt 20:00 Uhr ging es mit Insomnium weiter. Die Finnen, gegründet 1997, haben bereits sechs Longplayer am Start und wurden mit ihrem aktuellen Werk "Shadow Of The Dying Sun" aus 2014 vom Metal Hammer zur "Best Upcoming Band in 2014" gewählt. Wenn auch die Synthi-Elemente nur vom Band liefen, kamen die vier doch weit melodischer rüber als noch die Vorband. Im Fotograben klatschten mir mehrfach die nassen Haare bangender Freaks aus der ersten Reihe in den Nacken. Kein Wunder bei dem schnellen Opener "The Killjoy", dem death-thrashigen "While We Sleep" und dem nachfolgenden "Every Hour Wounds". Insbesondere das schleppend tragende "Daughter Of The Moon" und das sehr lange, in höchstem Maße melodische, ja fast catchige "Black Heart Rebellion" sowie das nachfolgende "Where The Last Wave Broke" im Mittelteil des Sets waren für mich die absoluten Knaller. Der zuletzt genannte Song mit Backing Vocals der Gitarristen, fetten Growls des Bassisten Niilo Sevänen sowie proggigen, ja fast an Blind Guardian erinnernden Einflüssen mit derben Keyboardeinspielungen. Das letzte Drittel des einstündigen Sets wurde dann von melodischen Gitarren, die das Intro zu "The Promethean Song" bildeten, eingeläutet. Wieder eine schleppende, nahezu hymnische Nummer mit ganz starken Leads von Markus Vanhalla. Ja genau dem, dem Mitgründer der Vorband Omnium Gatherum, der 2011 bei Insomnium einstieg und der ohne Übertreibung für mich der mit Abstand stärkste Gitarrist des heutigen Abends war. Auch beim total fetten "Drawn To Black" mit tollen Melodien und klasse Refrain waren es die Gitarrenriffs von Markus, die einen die ganze Zeit mitnahmen. Mit "Ephemeral" einer wieder kräftigen, dunklen Nummer mit dominierenden Growls näherten wir uns allmählich dem Ende des Gigs, welcher dann mit einem ganz ruhig beginnenden Intro zum dann fetten, hymnischen "Weighed Down With Sorrow" einen würdigen Abschluss fand. In voller Spielfreude rannten sich dabei die Gitarristen Ville Frimann und der schon mehrfach erwähnte Markus Vanhalla fast noch über den Haufen.
Etwa um 21:30 Uhr eröffnete dann das Intro "March Of War" vom neuen Longplayer "One Man Army" einen, vorweg genommen, durchweg phänomenalen Ensiferum-Gig, bei dem am heutigen Abend nahezu alles passte. Nur wenig Soundprobleme, ein tolle Lightshow mit immer mal wieder eingestreuten Dampffontänen und einer blendend aufgelegten Band, deren Vornamen nach den Erfolgen der aktuellen Langrille und auch des Vorgängers "Unsung Heroes", jeweils auf Platz 15 der deutschen Charts, in aller Fans Munde waren und da lauteten: Petri (Gesang, Growls, Gitarre), Markus (Gitarre, Backings), Sami (Bass, Backings), Janne (Schlagzeug) und Emmi als Keyboarderin. Nach dem Intro folgten dann "Axe Of Judgement" und "Heathen Horde" von "One Man Army", ehe es dann mit "Into Battle" in die "Iron-Zeit" überging und mit "Little Dreamer" mit Vocals von Markus und Sami ein Track vom allerersten Album folgte. Ein kurzes Solo von Markus leitete dann über in "Warrior Without A War", wiederum vom aktuellen Longplayer. Es folgte das rasend schnelle "Ahti" von "Victory Songs" dem sich "Smoking Ruins" von "From Afar" anschloss. Nun war schneller Folk angesagt und das hieß Party, Party, Party. Den Anfang machte Emmi mit einem kurzen Keyboardintro und ab gings in "Two Of Spades", dem letzten Song von "One man Army". Nach Drehungen von Markus um seine eigene Achse und clever eingesetzten Fontänen gab es nun nix mehr zu halten. Einfach eine geile Stimmung. Mit viel rotem Licht wurde dann der Titelsong des Vorgängeralbums präsentiert und gleich im Anschluss an "Unsung Heroes" wurde dann noch das schnelle "Burning Leaves" hinterher geschmettert. Einmal den Dampfhammer herausgeholt, knallte Petri der Meute gleich mal "One Man Army" hinterher und forderte zum Moshpit auf, dem glatt Folge geleistet wurde. Nun gabs kein Halten mehr. Wieder effektvoll durch Fontänen unterstützt, spielte man sich nun auf Teufel komm raus den Arsch ab. Da war "Victory Song" genau das Richtige, um den Mosh bei Laune zu halten und gleichsam der Rausschmeißer für den offiziellen Teil der Setlist.
Nun kam Emmis große Stunde, die sich erstmals an den Bühnenrand wagte, was von einer Special Show erzählte, dann die Band vorstellte und nun alle daraufhin ihre Instrumente wechselten. Markus zockte nun die Drums, Janne nahm seinen Sechssaiter und Sami schnappte sich das Schifferkeyboard und Emmi ? Sie gab "Breaking The Law" von Judas Priest zum Besten. Beim nachfolgenden "From Afar" ging wieder der Moshpit los. Mit dem mächtigen folklastigen und hoch melodiösen "Token Of Time", sowie in den Song integrierter kurzer Soli von Janne und Sami, näherten wir uns nun so langsam dem Ende mit dem Rausschmeißer, klar was sonst, natürlich "Iron".