Don Airey, seit März 2002 Mitglied bei Deep Purple, wo er den am 16. Juni 2012 verstorbenen Jon Lord an den Keyboards, resp. der Hammond Orgel ersetzte, wurde 1948 im nordostenglischen Sunderland geboren. 1974 schloss er sich zunächst Cozy Powells Band Hammer an. Danach wirkte er bei Colosseum II mit, nahm 1978 mit Black Sabbath "Never Say Die!“ auf und war in den kommenden Jahren der bestimmende Mann an den Tasten bei den größten Rockbands aller Zeiten. So spielte er u. a. mit Gary Moore, Bernie Mardsen, Ozzy Osbourne, Michael Schenker und bei Alaska, Phenomena, Thin Lizzy, Judas Priest sowie meinen absoluten Favourites Rainbow und Whitesnake. Von ihm stammen die Keyboardarrangements der absoluten Klassiker "Since You've Been Gone" und "Lost in Hollywood" von Rainbow's "Down To Earth" und von Beethoven's Neunter mit "Difficult To Cure" auf dem gleichnamigen Album. Mit David Coverdale nahm er 1987 das Album "Whitesnake" und 1989 "Slip Of The Tongue" auf.
Seine nun vierzigjährige Schaffensperiode feierte der Tastenzauberer mit einer elf Konzerte umfassenden Europatournee mit nur drei Gigs in Deutschland und vorwiegend in heimischer Clubatmosphäre, die es den Fans ermöglichte, ganz nah an ihr Idol heranzukommen. Und der Brite, ganz Gentleman, nahm sich für selbige ausreichend Zeit. Da war Zeit für einen kleinen Plausch, eine Fotosession und geduldig signierte er zig CDs, LPs und ab und zu auch mal ne Goldene. Und die Band? Die hatte es wahrlich in sich. Am Viersaiter kein Geringerer als Laurence Cottle. Der Bassvirtuose arbeitete u. a. mit Eric Woolfson (Alan Parsons Projekt) sowie Eric Clapton und spielte alle Basslines auf Black Sabbath's "Headless Cross" ein. Schlagzeuger Darrin Mooney kommt von Primal Sream und den Sänger Carl Sentance kennt man von Krokus und Persian Risk. An der Gitarre ein junger Ire namens Simon McBride. Selten durfte ich einem Bluesgitarristen mit solch einem Feeling lauschen. Einfach phänomenal. Das Hypothalamus war am heutigen Abend nur etwa zur Hälfte gefüllt, was bei einem solchen Hochkaräter eigentlich ein Unding ist. Eine Woche zuvor war die Location bei Pothead noch nahezu ausverkauft. Aber egal, um es mit den Worten des wahrlich immer engagierten John Scholten, seines Zeichens Clubbesitzer und echter Metalmaniac auszudrücken "...besser ein fachkundiges, voll abfeierndes Publikum als ein voller Laden, wo die Hälfte der Zuschauer der Band den Rücken zukehrt...".
Los gings mit dem Rainbow-Klassiker "Eyes Of The World". Viel falsch machen konnte man dann eigentlich schon nicht mehr. Es folgte das mir bislang unbekannte "3 In The Morning" vom 2014 erschienenen Soloalbum von Don Airey mit dem Titel "Keyed Up", ehe es dann mit "No Time To Lose" nochmal zum Rainbow-Album "Down To Earth" zurückging. Mit "Back On The Streets" und "Still Got The Blues" mit viel Rotlicht auf der Bühne und ner Menge Feeling in Carls Vocals wurde den glorreichen Zeiten mit Gary Moore gedacht. Nach "Fire", einem Cover von Jimi Hendrix und einem anschließenden kurzen, aber knackigen Schlagzeugsolo von Darrin, leitete Mr. Airey mit gefühlvollen Tastenpassagen in "Is This Love" über. Nun war Laurence Cottle an der Reihe. Klasse. Das letzte coole Bass-Solo ist bei mir schon wieder einiges her und stammt aus 2014, vorgetragenen von keinem Geringerem als Geezer Butler (Black Sabbath). Cottle lag stilistisch da sehr ähnlich. Nun kam "Cild In Time". Nicht nur für mich einer der besten Deep Purple Tracks ever. Auch hier richtig geile Screams von Carl Sentance. Mit "Difficult To Cure", Aireys Interpretation des großes Meisters und einem Ausflug in die Brandenburgischen Konzerte, eher bekannt als "Over The Rainbow", schlug nun die Zeit eines der wohl besten Keyboarders der Hardrockszene. Ganz offensichtlich war das 1979 veröffentlichte Rainbowalbum "Down To Earth" der absolute Favourite von Don Airey. Nach den Tastensoli folgte zuerst das rockige "All Night Long" mit cooler Anmache des Sängers und einem kleinen Plausch mit den elektrisierten Zuhörern und dann das geniale "Lost In Hollywood“ und „A Light In The Black". Nochmal ein kurzes Schlagzeugsolo und Keyboards im Outro schlossen das reguläre Set ab. Die Band ließ sich allerdings nicht lange bitten. Nach leicht jazzig angehauchten Tastenklängen nochmal Rainbow mit "Since You Been Gone" und damit der insgesamt fünfte Track des oben genannten Albums, und zum Anschluss noch mal ein richtig knalliges, rifflastiges "Black Night", welches bereits 1970 als Single vom Deep Purple Werk "In Rock" ausgekoppelt wurde. Zum Abschluss des um etwa 22:00 Uhr endenden Gigs die
Bandvorstellung mit nochmals kurzen Solopassagen in der Reihenfolge Darrin Mooney (Drums), Laurence Cottle (Bass), Simon McBride (Gitarre), Carl Sentance (Vocals) und the Master himself Mr. Don Airey.
Fazit: Ein fantastischer, mit einer Spieldauer von etwa 90 Minuten leider viel zu kurzer Auftritt von fünf Rockgrößen, die richtig Laune machten. Die Lightshow eher in die Kategorie "funzelig" einzustufen und bei der Sogauswahl hätte ich nicht unbedingt auf ein Cover von Jimi Hendrix oder die in meinen Augen ziemlich abgegriffene Ballade von Whitesnake zurückgegriffen. Aber alles Geschmacksache und ansonsten "Thanks Guys And Rock On".