UFO, REDS`COOL

Hagen, Saal Stock, 22.02.2015

philHätte mich auch schwer gewundert, wenn das britische Flaggschiff UFO in Hagen / Westfalen gespielt hätte, zumal man noch ein paar Tage später auf der Tour in Bochum Halt macht. Nein, Hagen / Teutoburger Wald war der Ort des Geschehens heute, und eine Anfahrt durch die Knüste ließ dem Verfasser dieser Zeilen nicht einmal glauben, dass in dieser verlassenen Gegend überhaupt irgendetwas veranstaltet wird. Doch Pustekuchen! Die Gaststätte Stock im Ortskern hatte einen vollen Saal in der ersten Etage zu verzeichnen, wo sich Jung und Alt, wobei bestimmt mehr Junggebliebene, ihre Ration Hardrock abholen wollten. Leider hatten noch nicht alle Anwesenden die soeben erschienene Scheibe "A Conspiracy Of Stars" gehört, die es hier aber am Merchandisestand auch als Vinyl zu erwerben gab. Die Setlist des Headliners bestand zu gleichen Teilen aus alten und neuen Songs. Drei davon vom neuen Album. Opener war allerdings "We Belong To The Night" vom 1982er Album "Mechanix", gefolgt vom ersten Siebziger Klassiker des Abends "Lights Out". "Run Boy Run" und "The Real Deal" waren die ersten beiden Tracks von neuen Album, gefolgt von "Wonderland" vom Vorgängeralbum "Seven Deadly". Man konnte in den neuen Stücken den Vibe von "Are You Ready" von Thin Lizzy entnehmen, die genau diese Rhythmik besaßen. Nun ja, die Iren sind ja soundmäßig auch nicht soooo weit von UFO entfernt. Und dann sagte Sänger Phil Mogg, der nach fünfundvierzig Jahren Rockbusiness noch einen sehr fitten Eindruck machte, ein anderes Stück an, als auf der Setlist am Bühnenrand ersichtlich war. Für die Ballade "Try Me" spielte man "Venus" vom grandiosen Comeback Album mit Michael Schenker 1995 "Walk On Water". Eine Schande, dass dieses Album auf dem damaligen Ufo-Seziertisch im Rock Hard Magazin gar keine Berücksichtigung fand. Dessen Verfasser, übrigens im benachbarten Osnabrück beheimatet, hat man hier und heute auch gar nicht gesehen.

 

UFO rob LIVE 2015Mit "Mother Mary" wurde ein weiterer Klassiker in die Audienz geworfen. Bei Phil war zu beobachten, wie sehr er Feeling in die Songs einbrachte, auch wenn er ein paar Lines abweichend vom Original sang. Gefühlte hundert Mal auf die Knie gehend und sein Spiel mit dem Mikrofonständer unterstrichen seine Poesie. Da machte es auch nichts, wenn im neuen Stück "The Killing Kind", dem Opener der neuen Scheibe, mal etwas schief lief und es noch einmal von vorn gespielt wurde. Nach dem Schenker-Klassiker "Only You Can Rock Me" und "Burn Your House Down" von "Seven Deadly" rückte Basser Rob De Luca von Spread Eagle ins Rampenlicht. Man kennt ihn auch von der Band von Sebastian Bach, und er spielte heute auch einen Gibson Thunderbird Bass wie Pete Way, den er ersetzt. Das Bassintro zu "Cherry" gehörte ihm, und es gelang ihm einwandfrei. Dann fiel zu Gunsten der guten Stimmung mit "Love To Love" noch eine Ballade raus, leider damit aber auch ein Klassiker. Mit "Making Moves" vom 1981er Album "The Wild, The Willing And The Innocent" ging es weiter, und Phils Ansage, wer in der Band alles welchen Wein trinkt, während er beim Bier blieb, sollte die Überleitung zum letzten Song des regulären Sets sein. Das war "Rock Bottom", in dem Flitzefinger und Red-Bull-Verköstiger Vinnie Moore sein großes Solo abriss, wo er sonst im Dienste der Briten eher zurückhaltend ist, nur zwischen zwei Gitarren wechselt und songdienlich spielt.

 

UFO vinnie LIVE 2015Die erste Zugabe "Doctor Doctor" wurde durch das bekannte Keyboard von Paul Raymond eingeläutet, der in der Band einen unheimlich wichtigen Triplejob erledigt, denn er spielt noch die zweite Gitarre und bringt Backingvocals. Zum Schluss wurde von der Audienz lautstark "Love To Love" gefordert, sowie auch das eigentlich unverzichtbare Riffmonster "Natural Thing", doch Phil entschied sich für einen anderen Klassiker aus den Siebzigern, nämlich "Shoot Shoot". Mit ein paar besonders geilen Wirbeln am Schlagzeug beendeten die Dinosaurier nach neunzig Minuten ihren Auftritt. Drummer und Gründungsmitglied Andy Parker war es auch, der als letzter nach ausgiebigen Verabschiedungen vom Publikum die Stage verließ. Vorgruppe war übrigens Reds'Cool aus St. Petersburg, die eine Dreiviertelstunde den gut gefüllten Saal mit einheizendem Hardrock unterhalten haben. Obwohl sie bereits für coole Auftritte bekannt sind, wie unter anderem auf dem Shout It Out Loud Festival, und schon zusammen mit Produzentenlegende Michael Wagener zusammenarbeiteten, standen die Zeichen der Audienz klar auf UFO.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer