Nach dem sehr überzeugenden Auftritt von Sólstafir auf dem Rock Hard Festival 2014 besorgte ich mir schnell eine Karte, nachdem ich hörte, dass sie in der Zeche Bochum spielen. Nach kurzer Wartezeit in der Schlange kam ich in der schönen Zeche an und checkte erst mal den Merchandisestand. T-Shirts, CD´s, Vinyl und Pullover - all das gab es heute zu fairen Preisen von Sólstafir und von den Nordic Giants, der einzigen Vorband an diesem Montag.
Pünktlich nach der Tagesschau ging es mit eben diesen los. Was folgte, ist doch eher schwer zu beschreiben. Nordic Giants spielten eine ziemlich abgedrehte Mischung aus Progressive Rock und Filmsoundtracks. Das Duo, verkleidet mit großen Federn auf dem Kopf und einem ebenso seltsamen knochigen Mantel, bediente dabei hauptsächlich ein Keyboard und ein Schlagzeug. Sie wechselten jedoch im Laufe ihres Sets mal auf Trompete, E-Schlagzeug oder einem Bass, der mit einem Geigenbogen malträtiert wurde. Untermalt wurde die Musik mit Kurzfilmen oder Videos, die zentral in der Bühnenmitte auf zwei Leinwänden abliefen. Ergänzt wurde die instrumentale Musik durch Ausschnitte aus Reden amerikanischer Politiker und Gesangseinspielungen vom Band. Der Sound war spitze, und gerade durch das harmonische Zusammenspiel von visuellen Effekten und Sounds, kam diese seltsam klingende Musik beim Publikum gut an, und sie erhielten nach 45 Minuten ordentlich Applaus. Die Zuschauer waren an diesem Abend ein sehr gemischtes Völkchen, Blackmetaller, Hipster, Wackenshirtträger, ältere Ehepaare und auch so einige Leute aus dem Ausland waren auszumachen.
Nach angenehm kurzer Wartezeit ging es dann mit Sólstafir los. Diese hatten kürzlich ihren Drummer ersetzt, was sich noch in einigen Soundschwierigkeiten mit dem Schlagzeug bemerkbar machte. Das Bühnenbild war im Vergleich zur Vorband spärlich. In der Mitte hing ein großes Backdrop und die orangenen Retroboxen machten auch einiges her, aber der Fokus lag ganz klar auf der wunderschön melancholischen Musik der Isländer. Los ging es mit „Köld“ vom gleichnamigen Klassiker. Es folgte eine Mischung aus den letzten beiden Alben. Zwischendurch gab es immer wieder lustige Ansagen des Sängers Aðalbjörn Tryggvason. So wurde sich über diverse deutsche Klamaukbands wie J.B.O. oder Knorkator lustig gemacht, und dem Angebot Björk (Sängerin, wie Sólstafir aus Island, Anm. d. Red.) gegen Udo Dirkschneider einzutauschen, wurde überraschenderweise vom Publikum zugestimmt. Nach 90 Minuten beendeten Sólstafir ihr Set mit ihrem für die „Ladies“ gewidmeten Klassiker „The Goddess Of The Ages“, welches im Gegensatz zu den restlichen isländischen Songs, als einziger englische Lyrics besitzt. Unter reichlichem Applaus der rund 500 Gäste in der nicht ausverkauften Zeche verabschiedete sich die Band in die kalte Bochumer Nacht.