WOLF, DEAD LORD

Essen, Turock, 24.01.2015

Gerade heute überlegte sich das Wetter, einen erneuten Wintereinbruch in Deutschland stattfinden lassen zu müssen, mit Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Jetzt, wo ausgerechnet die Tour von Wolf und Dead Lord im Turock zu Essen Halt machte, dass man hoffte, wetterbedingt nicht auf zu viele Besucher verzichten zu müssen. Spatzen pfiffen es von den Dächern, dass heute noch eine dritte Band als Opener spielen sollte, und andere Besucher wollten sogar wissen, dass es sich dabei sogar um Gloryful aus Gelsenkirchen gehandelt haben sollte ... aber es blieb bei zwei Bands. Daher fiel die Wartezeit zwischen  Einlass und Beginn etwas länger aus als gewohnt. Leicht aufkommende Ungeduld der Besucher konnte aber durch eine offensichtlich schon ganz aufgeregte Best-Of-CD von Judas Priest überbrückt werden, so wie diese freudig sprang.

dead lordFreude dieser Art konnte auch bei vielen Besuchern beobachtet werden, die wegen Dead Lord angereist waren. Die Retro-Hardrocker legten bei wenig Beleuchtung actionreich mit "Because Of Spite" los, und reicherten ihre aus bekannten Gassenhauern bestehende Setlist mit neuem Material auf. Die authentische Band aus Stockholm riss von Anfang an gut mit, und überzeugte eingespielt als Einheit. Bereits vor über einem Jahr ersetzte Basser Martin Nordin den bei Enforcer stärker beschäftigten Tobias Lindqvist, während Drummer Adam Lindmark noch bei den Death Metallern von Morbus Chron trommelt, aber seinen Job bei Dead Lord ohne Makel erfüllen konnte. In ihrer Diskographie steht eine Splitsingle mit ihren Stockholmer Nachbarn von Black Trip, von denen Gitarrist Olle auch ein Logoshirt trug, das nur noch vom metallischeren King Diamond Logo getoppt wurde, das Shouter Hakim auf seiner Brust präsentierte. Musikalisch blieb alles auf Niveau von Thin Lizzy, mit denen die Schweden gerne verglichen werden. Die letzten Lyrics vom Gassenhauer "Hammer To The Heart" wurden vom Publikum gesungen, doch leider war schon kurze Zeit später ihr mitreißender Auftritt beendet. Nach vierzig Minuten verließen Dead Lord unter Rufen nach Zugabe die Bühne, die leider nicht erhört wurden, obwohl die Hintergrundmusik kurz noch einmal anhielt, weil die Band zurück auf die Bühne kam, dies allerdings bloß zum Abbau.

 

WOLFEnde August 2014 spielten sie noch auf dem Turock-Open-Air auf dem Platz gegenüber, und jetzt legten sie den Clubgig nach. Die Schweden von Wolf waren endlich in unseren Breiten als Headliner unterwegs, das hieß, die Fans durften sich auf eine gepfefferte Maxiportion Heavy Metal gefasst machen. Wie am Vortag im niederländischen Zoetermeer, wo die Tour startete, verzichteten sie gleich zu Anfang ihres Gigs darauf, das Intro vom Band einspielen zu lassen, sondern zockten "Overtures In C Shark" lieber live auf der noch unbeleuchteten Bühne. Anschließend startete die Rakete mit "Shark Attack" und dem wohl immer als Co-Opener gespieltem "The Bite", mit dem sich die Energie der Band sofort auf die ersten Reihen der Audienz übertrug. Selten wurde man als Fotograf bis in die erste Reihe vor die Bühne gelassen, wie bei den Fans heute, daher von dieser Stelle aus noch einmal vielen Dank an die Kuttenträger vor mir. Vom neuen Album "Devil Seed" legte man noch "Skeleton Woman" und "My Demon" vor, und später noch ein völlig geerdetes "Frozen" und ein "Killing Floor" im Zugabenblock. Doch zunächst überzeugte das auf Deutsch angezählte "Voodoo" inklusive Mitsingpart. Aus einer Zeit, als die Band gemäß Ansage von Nik noch jung war und die ganze Zeit nur schnell spielte, fand das königliche "Night Stalker" vom unangreifbaren "Black Wings" Album den Weg in die Setlist, gefolgt vom größten Bandhit "Evil Star", der überraschend mal nicht zum Schluß gezockt wurde.

 

 

 

 

 

 

wolfSpätestens ab jetzt wurde klar, dass der Auftritt länger sein wird als sonst. Noch zu viele Klassiker standen aus, und es war geil zu beobachten, wie zu "Hail Caesar" erstmal richtig Bewegung ins nicht zu volle Turock kam, da wirkte das eingespielte Intro zu "I Will Kill Again" fast schon beruhigend. Ohne Tadel war auch das stets kräftige Drumming von Richard "Raptor" Holmgren, das gerade beim Taktmonster "Full Moon Possession" besonders auffiel. Nach dem Fistraiser "Skull Crusher" kam wieder eine kurze prägnante Ansage von Nik, der nächste Song "Venom" würde als ihr Accept Song bezeichnet. Shouter Nik war trotz Erkältung gut bei Stimme, aber der kämpfte sich erfolgreich in der jüngeren Vergangenheit ganz anders gesundheitlich nach vorne, und zwar wie für jedermann ersichtlich mit Bodybuilding. Basser Anders unternahm derweil seinen Ausflug ins Publikum, und rockte dort mit den Fans ab. Die Hochgeschwindigkeitsgranate "Speed On" beschloss den regulären Set, und Richard verließ die Bühne mit den Worten "If you want some more, just tell us, no problem!"  Noch unter Zugaberufen kamen die Schweden schnell zurück, um "Genocide" und "Killing Floor" nachzulegen, dessen Akustikoutro vom Band eingespielt wurde. Die Band hatte alles gegeben und zum Schluss noch jedes Plektron, jeden Drumstick und jede auf dem Bühnenboden klebende Playlist an die Fans zum Abschied übergeben. Wenn man die Band dreißig Mal live gesehen hat, war es heute trotzdem ein besonderes Konzert, denn mit einer Spielzeit von fast neunzig Minuten dürfte dies mit siebzehn Songs ihr längster Gig auf deutschem Boden gewesen sein.

So oft dabei gewesen weiß man ungefähr auch, welche Fans man diesmal nicht getroffen hat. Und daher ist man sich sicher, wie sehr diese sich selbst in den Allerwertesten beißen, heute nicht dabei gewesen zu sein. Damit sich der Schaden in Grenzen hält, hat man noch Gelegenheit, das Package On The Road zu besuchen; zum Glück hat die Tour gerade erst begonnen. Die kompletten Dates sind auf unserer Seite unter News einsehbar.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer