EPICA, DRAGONFORCE & DIABLO BLVD.

Bochum, Zeche, 15.01.2015

Der zweite Teil von der "The European Enigma Tour" startete am 15. Jan. 2015 in der alt-ehrwürdigen Zeche in Bochum. Trotz des Wissens, dass der Konzertbeginn um eine halbe Stunde nach vorne verlegt worden war, diverse Nachfolgeshows bereits "Sold Out " gemeldet hatten und ich eigentlich um 19:15 Uhr recht pünktlich an Ort und Stelle war, gelang es mir aufgrund einer umgeleiteten Zufahrt zum Parkplatzgelände und einer Zuschauerreihe bis zum Parkplatz heran reichend, leider nicht, hinreichend pünktlich im Fotograben stehen zu können. Gott Sei Dank starteten die Opener Diablo Blvd. mit einer 15 minütigen Verspätung, sprich um 19:45 Uhr, so dass es mir mit einiger Anstrengung durch die schon volle Location und einem Jump über die Absperrung gelang, noch nach den ersten Riffs meinen Platz einzunehmen, so dass mir wohl nur das Intro entgangen war.

diablo blvd.Diablo Blvd., wobei Boulevard gebräuchlicherweise, so zumindest auf allen Covern der bislang drei veröffentlichen Longplayer, mit Blvd. abgekürzt wird, kommen aus Antwerpen / Belgien und wurden 2005 gegründet. Rein äußerlich erwartete man von den fünf Jungs zunächst einmal härtesten Metal. Geboten wurde allerdings eine Mixtur aus Heavy Rock a la Down oder auch Corrosion Of Conformity, Rock 'n' Roll nach Art von Danzig oder auch Cult; Metallica und Volbeat dürften ebenfalls als Einflüsse zu nennen sein. Eröffnet wurde das knapp vierzigminütige Set mit "Fear Is For The Enemy" vom aktuellen Album "Follow The Deadlights" aus 2014. Diablo Blvd. zeigten eine energiegeladene Show, wobei der Bewegungsdrang der Gitarristen Andries Beckers und Dave Hubrechts und des Shouters Alex Agnew infolge der Enge der Bühne doch ziemlich eingeschränkt war. So befand sich im Hintergrund bereits das Drumkit von Dragonforce und auch deren Banner wehten schon links und rechts der Stage. Bei einem Wechsel hätten sich die Jungs so glatt über den Haufen gerannt. Die weitere Songauswahl beschränkte sich auf diverse Singleauskopplungen oder Titeltracks der vergangenen Alben, wie z. B. der zweite Song "Builders Of Empires". Die Stimme von Alex fand ich eher etwas dünn. Erst beim Rausschmeißer Black Heart Bleed", ebenfalls eine Single von 2011, einer etwas proggig angehauchten Stonernummer, die er recht bluesig intonierte, konnte er auch mich überzeugen. Vom Publikum wurden die Belgier artig abgeklatscht, was jedoch auch nicht wirklich weiter verwunderte. So schätzungsweise ein Drittel des allerdings recht gemischten Publikums war nur wegen den Power Metallern Dragonforce da, und die große Mehrheit, mit viel weiblichem Jungvolk, frönte offensichtlich dem Headliner.

Setlist Diablo Blvd.:
Fear Is For The Enemy
Builders Of Empires
Rise Like Lions
Saint Of Killers
Beyond The Veil
Black Heart Bleed

 

dragonforceKommen wir nun zu den bereits sehnlichst erwarteten Dragonforce, die ihren überragenden Set zwischen 20:30 bis 21:15 Uhr ablieferten. Bereits der Opener "Fury In The Storm", vom Album "Sonic Firestorm", auf dem auch mein absoluter Lieblingstrack "Soldiers Of The Wasteland" enthalten ist, zeigte umgehend wo der Weg lang ging. Speedigster und dabei hochmelodischer Powermetal, vorgetragen von dem charismatischen, seit 2011 integrierten Shouter Marc Hudson, gepaart mit einer Axtfront, die insbesondere bezüglich der Schnelligkeit des Leadgitarristen Herman Li, einfach genial was der da mit seiner Ibanez anstellt, seinesgleichen suchte. Die Keyboardlines liefen übrigens vom Band. So sah Vadim Pruzhanov Vaterfreuden entgegen und wurde herzallerliebst von Marc entschuldigt. Die nächsten drei Tracks stammten alle vom aktuellen Longplayer "Maximum Overload". Wir sind hier schließlich auf Promotour. Dem hymnisch melodischen "Three Hammers" folgte das mit irrwitzig schnellen Riffs und Leads vorgetragene "The Game", gleichzeitig der Opener vom Album aus 2014. Mit ruhigen Vocals ging es dann in "Symphonie Of The Night", welches seinen Speed erst zu Mitte des Songs eröffnete. Super abgefeiert wurde dann das Medley aus "Cry Thunder" vom "The Power Within" und, natürlich, der Megasong "Valley Of The Damned" vom gleichnamigen Werk aus 2003, mit dem geilen Cover der Kriegerin in der Eiswüste mit den beiden flankierenden Black Beautys. Allein der Song macht jeden Gig der Londoner zum absoluten Happening. Einfach geil. Ihr lest schon, meine heutigen Prioritäten lagen auch eher bei den Powermetallern. Aber wartet mal, die Jungs hatten mit "Inhuman Rampage" doch noch so einen Megaseller auf dem Markt. Genau und zwar mit dem Eröffnungstrack "Through The Fire And Flames", der auch heute den würdigen Abschluss eines supergeilen, mit totaler Power und Energie vorgetragenen und wie immer viel zu kurzen Hammergigs abschloss.

Setlist Dragonforce:
Fury Of The Storm
Three Hammers
The Game
Symphony Of The Night
Cry Thunder / Valley Of The Damned
Through The Fire And Flames

 

epicaUnd nun der Headliner des Abends. Die bombastischen Symphonic Metaller Epica mit der Sopranistin Simone Simons und dem Gitarristen / Growler Marc Jansen. Zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass ich zwar alle Alben der Niederländer besitze, aber tatsächlich selbige noch nie live gesehen habe. Ich Dussel, kann man da nach dem heutigen Abend nur sagen. So liegt mit ihrem aktuell siebten Werk "The Quantum Enigma", in dem es textlich um Quantenphysik geht, tatsächlich ein Quantensprung in der Bandgeschichte vor, wenn sie selbigen auch nur durch minimale Kurskorrekturen zu den direkten Vorgängern "Design Your Universe" und "Reqiem For The Indifferent", die durch "Unleashed" und "Storm The Sorrow" auch in der heutigen Setlist vertreten waren, geschafft haben. So klingt ihr Werk aus 2014 wieder epischer und bombastischer, da hinzu genommene Chöre und Orchester, sowie die vermehrt eingestreuten Growls und die druckvolle Produktion den Bombastsongs einfach wieder viel mehr Wumm verpassen. Die letzten Symphonic Rocker genoss ich mit Within Temptation auf dem Metal Hammer Paradise im Spätherbst vergangenen Jahres, wo mich zwar die gesangliche Leistung der, den Sopran mehr klassisch intonierenden, Sharon del Adel überzeugte, jedoch die Band an sich mir zu sehr auf die Fronterin ausgerichtet war. Ganz anders hingegen Epica. Hier spielte eine Band mit einer zwar klaren und dazu höchst attraktiven Frontfrau, um die sich allerdings eine sehr aktive Axtfront mit zwei super geilen, den Songs eine kräftigen Breitseite gebenden Gitarristen namens eben jener Marc Janssen und Isaac Delahaye, einem klasse Basser (Rob van der loo) und einem immer wieder in die Front hinzustoßenden Keyboarder gesellte. Und diese Jungs zogen nicht einfach nur ihr Ding durch, sondern performen als gäbe es kein Morgen. Und das alles bei durchweg toller Atmosphäre durch die zügig wechselnden Spots im Hintergrund angebrachter Lichtleisten, pointiert eingesetzter, fetter Nebelwolken und die Sängerin immer leicht schemenhaft in seichten, warmen, diffusen, nur nebelig angehauchten Luftgebilden. Epica eröffneten ihr Set mit exakt den ersten vier Tracks von "The Quantum Enigma", und starteten folgerichtig mit einem langem "Originem", welches mit fetten Synthesizern / Keyboards und dann eingespielten Chören einsetzte, ehe es in die, den Hörer sofort mitnehmenden, meldodiösen Melodien überging. Gewaltig auch der Bühnenaufbau mit einem großen, rechts aufgebauten Drumkit für Arien van Weesenbeek, links den Tasten von Coen Janssen und dazwischen einer Art Steg, auf dem Simone während ruhigerer Parts im dann epicaklasse umwabernden Nebel wandelte. Mit einer rasenden Leadgitarre ging es dann in das kraftvolle "The Second Stone" mit hier auch erstmalig den gutturalen Shouts (Growls) von Marc. Es folgten die bereits erwähnten weiteren Songs vom letzten Album, dann die Stippvisiten bei den beiden Vorgängeralben, ehe dann mit "Fools Of Damnation" die Ära von "The Divine Conspiracy" aus 2007 eingeleitet wurde. Von diesem Album gab es am heutigen Abend genau drei Songs. Nach "Chemical Invasion" bedankte sich Simone erstmalig beim frenetisch abfeiernden Publikum. Als erste Zugabe des um 21:45 Uhr beginnenden und exakt nach 90 Minuten und damit um 23:15 Uhr endenden Sets mit durchweg geiler, eine stimmige Atmosphäre erzeugenden Lightshow, vom überragenden Sound ganz zu schweigen, setzten dann die ersten Klänge von "Last Crusade" vom zweiten Album "Consign To Oblivion" ein. Es folgte "Sancta Terra" und als Rausschmeißer der Titeltrack des ersten Albums "The Phantom Agony". Epica - live überzeugend und für Augen und auch für mehr heavy orientierte Lauscher ein Genuss und keine Rock- oder Gothic Oper. Beim nächsten Konzert bin ich definitiv wieder dabei.

 

Setlist Epica:
Originem
The Second Stone
The Essence Of Silence
Victims Of Contingency
Unleashed
Storm The Sorrow
Fools Of Damnation
Obsessive Devotion
Chemical Insomnia
Last Crusade
Sancta Terra
The Phantom Agony

 



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey