OBITUARY, M:PIRE OF EVIL, DUST BOLT, POSTHUM

Essen, Turock, 15.01.2015

Obituary kommen ganz gerne ins Turock. 2012 waren sie gleich zweimal dort; nun gastierten sie mal wieder. Erneut dabei, wie schon zweieinhalb Jahre zuvor, waren die Jungspunde Dust Bolt aus Bayern, die damals noch kein Album draußen hatten und jetzt immerhin schon zwei. Außerdem waren M:Pire Of Evil mit dabei, was insofern interessant ist, da Tony Dolan und Mantas früher bei Venom waren, die wiederum einer der Haupteinflüsse für den heutigen Headliner waren. Somit schließt sich der Kreis, in dem sich heute viele alte Bekannte auf der Bühne versammelten.

dust boltDust Boltmachten für mich den Anfang, denn als ich die Halle betrat, bauten sie bereits auf und von Posthum war schon nichts mehr zu sehen. Zum ersten Mal habe ich die Bayern, wie gesagt, 2012 hier gesehen. Und ich muss sagen, dass sie sich ganz schön verbessert haben. Vor Spielfreude strotzten sie schon damals, aber heute ist auch alles auf den Punkt gespielt. Man bangte und poste, was das Zeug hielt, und lieferte einen mitreißenden Gig ab. Ich habe selten eine Vorband gesehen, die die Meute bewegungstechnisch so gut anstacheln konnte. Dem entsprechend viel war im Publikum los und Dust Bolt wurden frenetisch gefeiert. Ihr Thrash Metal im Stil von Bands wie Warbringer, Kreator oder Toxic Waltz kam richtig gut an. Bei der Ansage vor dem letzten Song erzählte Sänger und Gitarrist Lenny B. noch, dass sie auf Obituarys Wunsch hin erneut der Opener waren. Diesen Posten haben sie sich auch verdient. Geiler Auftritt!

 

m:pire of evilBesonders gespannt waren viele auf M:Pire Of Evil. Schließlich hat Gitarrist Jeff „Mantas“ Dunn mal einen Song namens „Black Metal“ geschrieben, und damit mal eben aus Versehen ein völlig neues Genre erfunden. Die Gefahr bestand natürlich, dass sie nur als stumpfe Venom Cover-Band durchgehen würden. Aber das war auch nicht anders zu erwarten. Man startete zunächst mit dem eigenen Stück „Demone“, dem Venom-Klassiker „Die Hard“ und „Wake Up Dead“; danach wurde der Schwerpunkt auf Venom gelegt, und zwar – seltsamerweise – doch eher auf die Frühphase der Band und nicht so sehr mit der Mark II-Ära um Tony „Demolition Man“ Dolan, die mit „Blackened Are The Priests“, „Carnivorous“ und überraschenderweise auch „Temples Of Ice“, dem Titelsong ihres völlig unterbewerteten Albums von 1991, allerdings auch abgedeckt wurde. Einen eigenen Song gab es noch mit „Hell To The Holy“ (mit üblen Beschimpfungen Richtung Terrorismus aus aktuellem Anlass). Etwas überraschend gab es noch „Don´t Burn The Witch“ zu hören. Vor „Welcome To Hell“ erzählte Tony Dolan noch, dass sie keine lupenreine Venom Cover-Band seien, „but you can´t bring Mantas on stage without playing his own songs“. Standesgemäß folgten noch „Welcome To Hell“, das viel gefeierte „Black Metal“ und natürlich „Witching Hour“ am Schluss. Ich hatte auch fest mit „Prime Evil“, dem eigentlichen Namensgeber der Band, gerechnet, doch es wurde nicht gespielt. Etwas störend waren der übersteuerte Bass-Sound rechts vor der Bühne und der nervige Nebel, der in der anschließenden Umbaupause die ganze Halle voll qualmte. Ansonsten war alles gut! Tony Dolan ist ein cooler Frontmann, Mantas, mit Brille und Bandana kaum wiederzuerkennen, ein völlig unterbewerteter Gitarrist geworden und auch Neuzugang Francesco „Frullo“ La Rosa von Extrema, deren T-Shirt er auch an diesem Abend trug, bewährte sich eindrucksvoll mit schnellen Doublebass-Attacken. Das hat Spaß gemacht!

Setlist:
Demone
Die Hard
Wake Up Dead
Don´t Burn The Witch
Blackened Are The Priests
Carnivorous
Hell To The Holy
Welcome To Hell
Temples Of Ice
Black Metal
Witching Hour

 

obituaryImmer noch in völlig eingenebelter Halle kamen dann schließlich Obituary auf die Bühne, von denen ich eigentlich keine großen Erwartungen hatte. Ich habe sie schon oft gesehen und sie liefern – genau wie auf ihren Alben – immer grundsolide Arbeit ab. Nicht mehr und nicht weniger. Zumal man auch davon ausgehen konnte, dass sie noch nicht so gut aufeinander eingespielt sein würden, war es doch das erste Konzert dieser Tour überhaupt. Von wegen! Schon nach den ersten Sekunden war klar, dass das hier heute ganz groß werden würde. Die Halle war zum Bersten gefüllt, und schon nach wenigen Klängen tobte der Mob! Pogo, Stagediven, insgesamt ganz viel Bewegung auf und vor der Bühne, und das über die gesamten zwei Stunden. Die drei Urmitglieder – Sänger John Tardy, sein Bruder Donald hinterm Schlagzeug und Gitarrero Trevor Peres – gaben wie immer alles. Ex-Death- und Massacre-Bassist Terry Butler, der seit 2010 mit dabei ist, ist bei Obituary auch nicht mehr wegzudenken. Und auch der neue Gitarrist Kenny Andrews, der seit 2012 dabei ist, im Turock in dem Jahr aber noch nicht mitgespielt hatte, fügte sich nahtlos ein. Die gesamte Band bangte permanent. Und die Räudigkeit von Johns Gesang ist nach wie vor nicht von dieser Welt. Auch heute klingt er noch genauso fies wie 1989. Auch seine arschlange Matte hat er noch. Dass hier fünf Mittvierziger auf der Bühne stehen, ist ihnen zu keiner Sekunde anzumerken; dass sie das aber schon seit knapp dreißig Jahren tun, jedoch sehr wohl! Die Menge tobte und sogar Jörg Müller von The Pit, der sonst schön verhalten tonnenweise Fotos schießt, rannte plötzlich auf die Bühne und sprang ins Publikum. Obituary steckten wirklich jeden mit ihrer Spielfreude an und alle waren begeistert! Zwar verschwand der Nebel erst zur zweiten Hälfte des Sets, John Tardy machte auch keine einzige Ansage, aber das war heute alles egal. Obituary ließen die Musik für sich sprechen und überzeugten topfit und bei sauberem, fettem Sound auf ganzer Linie! So muss das sein! Tolles Konzert!

Setlist Obituary:
Intro
Centuries Of Lies
Visions In My Head
Intro/Insected
Bloodsoaked
Intoxicated
Immortal Visions
Violence
Til Death
Don´t Care
Stinkupuss
Back To One
Dead Silence
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Back On Top
I´m In Pain
Inked In Blood
Slowly We Rot

 



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller