IRON THOR, SKELETHAL, INSULTER, MANIFESTIC, SKELETONS OF SOCIETY, INCINERATE

Tilburg (Niederlande), Little Devil Bar, 03.01.2015

Der gute alte Spandex Marco aus Tilburg feierte groß seinen 37. Geburtstag und lud zu einem Konzert bei freiem Eintritt ein. Neben ein paar kleinen befreundeten Bands spielten aber auch größere dort, wie Iron Thor, die dieses Jahr auch auf dem German Swordbrothers spielen werden oder auch Skelethal, von denen ich für CROSSFIRE schon zwei Reviews geschrieben habe. Von all den vorgekommenen Alkohol-, Drogen-, Taxifahrts- und Übernachtungseskapaden des Abends werde ich euch aber verschonen und mich nur auf das Konzert an sich beschränken.

incinerateDen Anfang machten die Hausherren, die Belgier Incinerate um Gitarrist Jonathan Verstrepen, dessen Bruder bei Hammerhead trommelt. Und sie haben schon zu Beginn ganz schön viel Dampf gemacht. Ihre Musik ist irgendwo im Ami Thrash zwischen Demolition Hammer, Dark Angel, Razor und Incubus angesiedelt und war richtig gut gespielt. Dem entsprechend ging es im Moshpit gehörig ab, und das, obwohl die jungen Belgier schon um 15.30 Uhr die Bühne betraten. Ein energischer Gig, Hut ab!

 

skeletons of societyAls zweite Band waren um 16.30 Uhr die holländischen Crossover-/Thrasher Skeletons Of Society um ex-T.C.F.-Bassist Hans Boekraad an der Reihe. Und musikalisch erinnerten sie mich auch an seine Vorgänger-Band, die sich 2013 aufgelöst hat, und nicht wirklich an Slayer, wie zunächst vermutet. Sie spielten eine Mischung aus Hardcore, Crossover und modernem Thrash Metal, auch wenn ihr Sänger immer etwas von Old School in seinen Ansagen erzählt hat, was nicht wirklich zutraf; vielleicht für die Hardcore-Szene, aber nicht für die vielen anwesenden Old School Metalheads. Dennoch war ihr Gig sehr gut. Ihre Spielfreude war groß und das Material auch durchaus gut gespielt. Angelehnt an die Musik ihrer Helden gab es eine geballte Ladung in der Manier von Bands wie S.O.D., Suicidal Tendencies, Dr. Livingdead!, einem Hauch The Exploited und ganz viel Sepultura zur „Chaos A.D.“-Ära. Womit wir gleich beim Thema wären: „Territory“ war zwar kein Coversong dieses besagten Albums, sondern ein eigener, dafür jedoch „Slave New World“. Als erste Zugabe gab es einen lupenreinen Punksong, der nicht zum Rest des Sets passte, mir aber nicht als Coversong bekannt ist. Zum Schluss gab es mit „Pussy Whipped“ noch ein cooles S.O.D.-Cover. Insgesamt war der Sound der Band, im Gegensatz zum Rest des Billings, vielleicht etwas zu "unmetallisch". Aber Skeletons Of Society machten ihre Sache richtig gut.

 

manifesticDann enterten die Essener Manifestic um Schlagzeuger Jerome Reil, den Sohn des Kreator-Schlagzeugers Jürgen „Ventor“ Reil, der an diesem Abend als Drum-Roadie fungierte, die Bühne. Aber anstatt nur stumpf die Band seines Vaters zu kopieren, gingen die blutjungen Nachwuchs-Thrasher lieber ihren eigenen Weg. Was sie an ihren Instrumenten zauberten, war nicht von dieser Welt. Die Jungs spielen sehr technischen Thrash Metal mit tonnenweise Breaks und Songstrukturen, die sich kaum wiederholten. Manchmal dauerte es zwar etwas lange, bis mal das Geballer der Strophe losging, weil man sich etwas zu sehr an Beckenbetonungen und Tomläufe versteifte, aber dennoch legten sie einen sehr energischen Gig hin. Wenn es wirklich mal sehr eingängig und gradlinig zuging, hat Schlagzeuger Jerome es sich nicht nehmen lassen, neben seiner Toberei hinter der Schießbude auch mal ein paar Leadvocals zu übernehmen! Von den Retro Thrash-Bands, die es heute so zahlreich gibt, distanzieren sich Manifestic ganz bewusst und gehen einen Schritt weiter. Dabei glänzten sie mit technischer Perfektion und einer gehörigen Portion Eigenständigkeit. Von den Jungs wird man in Zukunft mit Sicherheit noch einiges hören; und das mit nicht nur, weil Ventors Sohn hinter den Kesseln sitzt.

 

insulterDann waren Insulter aus Frankfurt an der Reihe. Ihr Logo wurde von Christophe Szpaidel gemalt. Die Logoshirts lachten einen schon die ganze Zeit an. Sie haben erst eine einzige Mini-CD draußen, von denen alle drei Tracks gespielt wurden. Der Rest des Sets bestand aus neueren Songs. Sie spielten eine böse Mischung aus Black-, Thrash- und ein bisschen Death Metal. Hier handelte es sich keinesfalls um eine Retroband, sondern aus älteren Recken, die ihr Handwerk verstehen. Schnell und furios knallten sie ein Kaliber nach dem nächsten unters Volk und wirkten dabei immer böse und authentisch. Dass sie aber nicht alles im wahrsten Sinne des Wortes „bierernst“ meinten, stellte vor allem die letzte Zugabe, „Satanic Bier“ unter Beweis. Fans von Desaster, den japanischen Sabbat oder Nifelheim, dürften volle Kanne auf diese Band abfahren. Insulter waren mir vorher völlig unbekannt, aber für mich die große Überraschung des Abends.

 

skelethalEine weitere große Überraschung des Abends war, dass eine im Underground so große Band wie Skelethal aus Frankreich hier für Nüsse spielten. Durch die Schreiberei bei CROSSFIRE bin ich bereits zweimal mit ihnen konfrontiert worden. Im März spielen sie auch im Helvete in Oberhausen. Einen kleinen Vorgeschmack gab es also heute schon. Eigentlich sind sie ein Duo, heute waren sie zu viert. Mit dabei war eine hübsche Gitarristin in schickem Desaster-Shirt. Man kann ja über die derzeitige Schweden Death Metal Retrowelle denken, was man will, aber Skelethal machten ihre Sache richtig gut. Bei düsterem Gitarrensound legten sie gleich furios los. Sie sind noch jung, klingen aber alt. Sie spielen den guten alten Schweden Death Metal im Stil von Kulthorden wie Nihilist, Entombed, Dismember und Grave in Perfektion und haben es sogar live geschafft, eine Atmosphäre zu kreieren. Im Publikum fand sich sogar Twan van Geel, seines Zeichens Gitarrist von Legion Of The Damned und Bassist und Sänger von Soulburn, in den vordersten Reihen des Publikums ein, und feierte sie ab wie Sau. Der Gig im Helvete, wo sie mit Root, Sulphur Aeon, Nocturnal Witch, Cemetery Fog, Evoked, Lucifericon und Cryptic Blood spielen werden, ist auf jeden Fall vorgemerkt!

 

iron thorZum Schluss war dann der obskure Headliner Iron Thor an der Reihe, eine Thor-Coverband. So richtig weiß ich ja nicht, was ich davon halten soll. Frontmann Didi Carrera kennt man ja schon von den zwiespältigen Poserrockern Sex Gepard. Unterstützt wurde er heute von zwei Iron Kobra-Leuten. Thor kommen aus Kanada, existieren seit 1977 und haben mit ihrem „Only The Strong“ aus dem Jahr 1985 großen Anklang im Metal-Underground gefunden. Aber welchen Sinn hat eine Band, die nur eine Band covert, die eh kein Schwein kennt? Das war heute egal! Der Spaß stand hier im Vordergrund und den Kanadiern wurde hier sehr originalgetreu Tribut gezollt. Sänger Didi nahm die Rolle des Thor (so nennt sich ihr Sänger nämlich auch) ein, und sah aus wie aus einem „Conan“-Film entsprungen. Muskelbepackt und mit heroischem Umhang betrat er die Bühne und schwang den legendären Hammer. Auch die halbnackten Tusneldas durften natürlich nicht fehlen. Spielerisch war alles im grünen Bereich, sogar die Leadgitarre, die alle Soli harmonisch rüberbrachte, klang fetter als auf den alten Platten der Kanadiern selbst. Geboten wurde hymnischer Metal mit Mitgrölrefrains. Die Halle war auf einmal brechend voll und alle sangen mit. Hier ging richtig die Post ab! Im volltrunkenen Zustand wurden Iron Thor volle Kanne abgefeiert wie wahre Helden. Die Partystimmung war perfekt. Auch wenn man die Existenz dieser Band durchaus als zwiespältig ansehen kann, musste man ihnen doch attestieren, dass sie ihre Sache richtig gut machten und vor allem Spaß vermittelten. Über die Setlist kann ich leider nichts sagen, weil ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich keine einzige Thor-Platte kenne. Aber Iron Thor haben richtig Bock gemacht. Die Party auf dem nächsten German Swordbrothers solltet ihr live miterleben!



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller