MAGNUM, RONIN

Osnabrück, Rosenhof, 27.11.2014

Nach dem großartigen Erfolg der Doubleheadliner Tour im Mai diesen Jahres, bei der Magnum zusammen mit den kanadischen Progrockern von Saga ein begeistertes Publikum zurückließen, kamen sie im November diesen Jahres im Zuge ihrer Wintertour noch einmal für vier Shows nach Deutschland zurück. Dabei besuchten Sie am 26.11.2014 zunächst die Zeche in Bochum und einen Tag später den Rosenhof in Osnabrück. Im Gepäck hatten sie die englische Band Ronin.

roninPünktlich um 20:00 Uhr enterten die vier Jungspunde aus Worcestershire die Bühne des etwa halb gefüllten Rosenhofes, und gaben Ihren Rock mit Einflüssen aus dem Alternative Bereich, des Blues und des Pop zum Besten. Dabei standen sie einem, dem mehr catchigen, poppigen Rock durchaus tolerantem, weil sowohl stilistisch als auch alterstechnisch höchst gemischtem Publikum gegenüber, das sich von den Anheizern, nach anfänglichem Zögern durchaus in eine rockige-launige Stimmung bringen ließ. Die Engländer von Ronin waren sowohl mir, wie auch den übrigen Gästen gänzlich unbekannt, haben sie sich doch erst in 2011 gegründet und in dieser Zeit auch nur zwei EPs, nämlich "Hybris" in 2011 und "Limerence" im Oktober 2013 veröffentlicht. Ich persönlich konnte ihnen allerdings musikalisch nur bedingt etwas abgewinnen. Rockig ja, aber kein einziger Song wollte sich so wirklich in meinen Gehörbahnen festsetzen, noch vernahm ich ein Ausrufezeichen, welches mich dazu veranlasst hätte, einen ihrer Silberlinge käuflich zu erwerben. Eine höchst agile und sehenswerte Show lieferten Sie allerdings ab. So traktierte Loz (Lead Guitar & Backing Vocals) seinen Sechssaiter zwischenzeitlich mit den Drumsticks von Jake, und der Sänger Kit kam mir in seinem Bewegungsdrang vor wie eine Mischung aus Joe Elliot (Def Leppard) und Robert Plant (Led Zeppelin). Dabei übernahm er abwechselnd die Leadgitarre oder schepperte auch mal auf seinen Trommeln rum. Wirklich ansehnlich. Die Meinungen des Publikums waren durchaus differenziert und schwankten, je nach bevorzugter Musikrichtung des Befragten, zwischen "geht so" bis hin zu "so schlecht finde ich die gar nicht". Auch ein "klasse" fand sich vereinzelt.

Setlist Ronin:
ITB
Living In The Dark
Bearer
The Chain
Always In My Heart
Without You
Trespasser
Mimi Woolfe
Another Song About Her

 

magnumMagnum wurden 1972 von dem kongenialen Gesangs- und Saiten-Duo Bob Catley und Tony Clarkin gegründet und sind für mich eine der fleißigsten Band in dem Rockgenre. So veröffentlichten sie in ihrer mehr als vierzigjährigen Bandgeschichte zahlreiche Live-LPs, fünf Sampler und vor allen Dingen zwanzig Studioalben, u. a. 1985 "On A Storyteller`s Night", das Magnum-Opus schlechthin. Allein deswegen verdienen sie es eigentlich mit den großen Bands des Genre a la Foreigner, Saga oder den mehr progressiven Kansas oder Rush in einem Atemzug genannt zu werden, allein der große Erfolg oder eine entsprechende Chartplatzierung blieben bislang aus. Ende 1995 löste sich die Band auf, machte als Duo Hard Rain weiter und formierte sich 2002 neu. Die höchste deutsche Platzierung, nämlich Platz 14, gelang ihnen tatsächlich mit dem neuen Werk "Escape From The Shadow Garden", welches im März 2014 veröffentlicht wurde. Auch für mich eines der besten Alben der Rocker mit tollen Riffs, einem blendend aufgelegten Tony Clarkin, super Keyboardruns von Mark Stanway und, im Vergleich zu den Vorgängern, merklich heavigeren Rhythmen, mit dem die Engländer den Sprung in die Neuzeit geschafft haben. Das aktuelle Line-Up wurde komplettiert durch Al Barrow am Bass und Harry James am Schlagzeug, seines Zeichens auch Drummer bei Thunder. So war ich in wirklich freudiger Erwartung des Gigs mit der Hoffnung, möglichst viel von dem neuen Werk lauschergerecht serviert zu bekommen. Und los gings auch mit dem rockigen "Live `Til You Die", gleichsam dem Opener des aktuellen Albums, gefolgt von "Black Skies" und "Freedom Day", beides Tracks von "The Visitation" aus 2011. Mit "Unwritten Sacrifice" gab es etwa in der Mitte des Sets dann nochmal einen Song vom aktuellen Album, sieht man mal von "Dance Of The Black Tattoo", welches als Live-Version ebenfalls auf dem Album erschienen ist, ab. Ein klasse Solo von Mark Stanway, dessen Tasteninstrumente erhoben über dem Rest der Bühne thronten, und geil in blaue Nebelschwaden getaucht waren, leiteten dann in "How Far Jerusalem" vom Überalbum "On A Storytellers Night" über. Und nun endlich hatte auch Herr Clarkin seinen Auftritt, einfach fantastisch seine Soli. Die Einführung in "The Spirit" mit Vocals und Akustikgitarre war nicht so mein Ding. Abgeschlossen wurde das reguläre Set von "Vigilante" und "Kingdom of Madness", vom allerersten Album. Als Zugabe gab es dann zunächst "Christmas Day", welches aktuell als Maxi wiederveröffentlicht wurde. Ungeachtet der ernsten, historischen Grundlage dieses Songs, kam das Ding allerdings ziemlich kitschig rüber und hätte durchaus auch einem Kinderlied entsprechen können. Der Rausschmeißer "Sacred Hour" stimmt mich dann aber wieder versöhnlich. Noch ein paar Worte zu Herrn Magnum Bob Catley. Ungeachtet seiner genialen Stimme, die zu Anfang des Sets leider etwas im Soundbrei unterging, was sich allerdings zusehends besserte, ging mir seine Fuchtelei mit dem rechten Arm bei vorherigen Gigs, oder als höchst präsenter Gastsänger bei Avantasia immer ziemlich auf die Nerven. Auf kleinen Bühnen mit direktem Kontakt zum Publikum schafft er hierüber jedoch eine unglaubliche Nähe, eine Verbundenheit mit seinen Fans, die ihn dann sehr sympathisch rüber kommen lässt. Mal ganz abgesehen davon, dass er allen in der ersten Reihe mindestens einmal die Hand schüttelte, ja teils freundschaftlich umarmte.

magnumSetlist Magnum:
Live `Til You Die
Black Skies
Freedom Day
Dance Of The Black Tattoo
Blood Red Laughter
Unwritten Sacrifice
How Far Jerusalem
Les Morts Dansant
Falling For The Big Plane
The Spirit
All England`s Eyes
Vigilante
Kingdom Of Madness
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Christmas Day
Sacred Hour



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey