ANVIL, SCENE X DREAM

Bochum, Matrix-Rockpalast, 02.12.2014

Zuerst wollte ich mich ja am ersten Dezember auf die Reise nach Tilburg in Holland machen, um mir Anvil anzusehen. Kurz darauf wurde dann aber noch der Gig in Bochum angekündigt, für den ich natürlich keine so weite Anfahrt hatte. Bei Anvil ist im Laufe der Jahre vieles gleich geblieben. Das gilt sowohl für die Musik, die sie seit Jahrzehnten ohne Kompromisse durchziehen, als auch anscheinend für die Vorbands, denn im Vorprogramm spielen einmal mehr die Hessen von Scene X Dream, die bereits 1993 für Anvil eröffnet hatten.

scene x dreamUnd die legten gleich richtig gut los, auch wenn sich zu Beginn noch kaum jemand in der Halle eingefunden hatte. Mit Unterbrechung gibt es die Band schon seit 1989 und spielt immer noch in Originalbesetzung, es gibt allerdings erst zwei Alben von ihnen. Das dritte soll laut Sänger Andy Sommer 2015 endlich folgen. Ihre Musik war recht geil. Mit ihrer sowohl stampfenden, als auch leicht progressiven Mucke und dem hohen kraftvollen Gesang haben sie mich stark an Factory Of Art erinnert, falls die noch jemand kennt. Ich habe sie kurz nach der Jahrtausendwende mal vor Destruction gesehen. Jedenfalls legten Scene X Dream einen guten Gig hin, der mit einem ungewohnt straighten und klassischen Coversong, "Stand Up And Shout" von Dio, abgeschlossen und frenetisch gefeiert wurde. Ich hoffe, dass sie im nächsten Jahr, mit neuem Album im Rücken, wieder häufiger live zu sehen sein werden!



robbGegen 21 Uhr traten dann auch schon Anvil auf die Bühne. Locker und lässig ohne Roadies stöpselten sie ihre Instrumente selbst ein und legten direkt mit dem Instrumental "March Of The Craps" los. Hierbei ließ es sich Frontmann Lips nicht nehmen, samt Gitarre ins Publikum zu gehen und in Reihe Zehn gemeinsam mit den Fans zu posen. Da hatten bereits alle Leute in der Halle sowohl auf, als auch vor der Bühne ein großes Grinsen im Gesicht, und das sollte sich bis zum Schluss nicht ändern. Mittlerweile war die Halle mit 150 bis 200 Leuten sogar ganz schnell ziemlich gut gefüllt. Und die Menge tobte. Weiter ging es mit "666" und "School Love", bevor sich alte und neue Songs abwechselten. Lips und der neue Basser Chris Robertson, der erst dieses Jahr dazu stieß, grinsten die ganze Zeit über um die Wette, posten ohne Ende und hatten richtig Spaß in den Backen. Überhaupt finde ich es immer wieder erstaunlich, mit was für einer Spielfreude Anvil jedes Mal ausgestattet sind. Sie wollen nur auf die Bühne gehen und Spaß haben. Und das merkt man zu jeder Sekunde. Natürlich gab es zwischendurch immer wieder denselben Klamauk, zum Beispiel Lips´ Frage an das Publikum, warum zur Hölle Black Sabbath ihre neue Platte ausgerechnet "13" nannten, worauf auch das doomige, tatsächlich an Black Sabbath erinnernde "This Is 13" gespielt wurde. Auch das fast fünfzehnminütige "Mothra" oder Godzillas Endgegner inklusive Dildo-Solo war wieder dabei. Zumal bekam jedes Bandmitglied sein eigenes Solo. Dass Robb Reiner ein Gott am Schlagzeug ist, ist ja bekannt. Wie die Drumsticks sich drehen und durch die Gegend fliegen, ohne dass das Schlagzeug einmal aussetzt, ist immer wieder faszinierend. Auch die schnellen Tomläufe, die er zum Teil mit überkreuzten Armen spielt, sind nicht von dieser Welt. Aber mir ist auch nie aufgefallen, wie verspielt die Bassläufe einer so straighten Band wie Anvil sein können! Anvil sind ein Phänomen. Nach "Metal On Metal" gab es heute aus zeitlichen Problemen lediglich "Forged In Fire" als Zugabe. Auf "Running" musste man leider verzichten. Das brach die Feierlaune allerdings nicht. Nach knapp 80 Minuten wurden die Fans nach Hause entlassen, und alle waren glücklich bis über beide Ohren!

Setlist Anvil:
March Of The Craps
666
School Love
Bad Ass Rock´n´Roll
Winged Assassins (incl. Bass Solo)
On Fire
This Is Thirteen
Mothra (incl. Dildo Solo)
Thumb Hang
Swing Thing (incl. Drum Solo)
Hope In Hell
Eat Your Words
Metal On Metal
---
Forged In Fire



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller