GOLD - INTERBELLUM


Label:VAN
Jahr:2012
Running Time:38:20
Kategorie: Neuerscheinung
 

Wenn man auf 70er Rock 'n' Roll steht, nein. Wenn man auf Rock steht und man ein Mann ist, nein. Wenn man ein Mensch ist und man bei gesundem Verstand ist, nein. Wenn man am Leben ist. Wenn man also ein lebendiger Mensch ist der Rockmusik mag, dann kann man bei diesem Album nur eine Träne verdrücken. Nein, es ist nicht traurig. Nein, es behandelt auch keine furchtbaren Themen. Es ist einfach nur gut. Mit diesem Album stimmt alles. Es ist eine Qual, zu Interbellum ein Review zu schreiben, das wiedergeben soll, wie gut dieses Album klingt. Darum die platten Fakten: Milena Eva fesselt einen vom ersten Ton an, obwohl sich Hard Rock mit Frauenstimmen bis auf wenige Ausnahmen schwierig gestaltet. Sie versucht niemanden zu kopieren. Weder Juliette Lewis, noch Janis Joplin, noch Patti Smith, noch Inga Rumpf, oder eine der Nightwish-Ohrenschmerz-Frauenstimmen werden adaptiert. Die Songs sind klar strukturiert, mit ordentlichen Solo-Anteilen, wie sich das für 70er-Rock gehört, und eingängigen, groovigen Anfangsriffs. Trotz der allgegenwärtigen Soli verlieren sich Gold nicht in stundenlangen psychedelischen Herumgefrickel, obwohl ein Ex-Gitarrist der psycheldelischen Herumfrickler The Devil´s Blood dabei ist. Die einzelnen Titel sind durch die Bank stark und wirken durch den authentischen Gesang direkt auf das Gefühlsleben des Hörers. Die Texte tragen ihren Teil bei. Hier weiß jemand, wovon er singt und versucht nicht eine ersonnene Geschichte zu erzählen. Beschreibungen von idyllischen Auen und dunklen Tagen erscheinen realer als manches Liebeslied, dass ein Album komplettieren muss. Die Produktion ist sauber, aber nicht steril. Immer wieder fällt die Stimme auf. Sie ist ungekünstelt und sehr sympathisch, sodass man einen Schreck bekommt, weil man sich angesprochen fühlt. Als würde man gerufen werden und man dreht sich um. Eva singt ihr Lieder, ohne ein musiktheoretisch passendes "Uh Yeah" hier und ein Vibrato da. Es kommt, wenn es kommt. Ungekünstelt bedeutet aber nicht, dass Gold keine Kunst ist. Das sind absolut fähige Musiker. Ian Anderson (Jethro Tull) und auch Robert Plant, besonders in dem Song "Houses Of The Holy", haben eine ähnliche Art zu singen. Es geht bei ihnen nicht nur um ihre musikalischen Fähigkeiten, die sie natürlich haben, es geht vielmehr um die Verbindung der Musik mit ihnen selbst und dem was sie damit ausdrücken wollen. Liebe zu dem Song. Gold ist nicht zerbrechlich, sondern ehrlich, auf eine Weise, die einem durch Mark und Bein zieht. So möge derjenige, der versteht was ich meine, sich diese Platte kaufen. Wer das nicht versteht, sollte sich das Album in doppelter Ausführung zulegen.

Tracklist:
1. One Of US
2. Antebellum
3. Love, The Magician
4. Gone Under
5. Dreams
6. North
7. Medicine Man
8. The Hunt
9. Ruby


Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Dörte Hahn


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