GOLGOTHA - SPREADING THE WINGS OF HOPE

Label: | ARDUA MUSIC |
Jahr: | 2024 |
Running Time: | 46:07 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Solche Töne erwartet man nicht von der Lieblings-Urlaubsinsel der Deutschen. Golgotha stammen von Mallorca. Und sie zeigen, dass es nicht nur den Ballermann mit seinen Schlager-Fuzzies gibt. Ganz im Gegenteil, sie spielen Doom Metal, wie man ihn eher in Skandinavien verorten würde. Das haben sie mit dem Vorgänger „Mors Diligentis“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Golgotha wurden bereits im Jahr 1992 gegründet. Allerdings gab es zwei größere Pausen. Seit 2014 ist die Band jedoch wieder durchgehend aktiv. Fünf Studio-Alben wurden bisher veröffentlicht. Hinzu kommt ein Live-Release sowie diverse Demos, Singles und EPs. Also sind die Mallorquiner äußerst produktiv. Trotz der vielen Besetzungswechsel in Vergangenheit und Gegenwart. Im Juni erscheint nun das nächste abendfüllende Werk „Spreading The Wings Of Hope“. „For Every Tear“ liefert genau das, was man seit Jahren von der Formation kennt.
Ruhige, aber kraftvolle Doom-Klänge. Das Wechselspiel zwischen bitterbösen Growls und dem dunklen aber klaren Timbre von María J. Lladó. Auch die Double Bass Passagen erhöhen das Tempo nicht. Dagegen wirkt „Gilded Cage“ schon fast beschwingt. Weniger Entschleunigung, mehr Melodie. Zumindest zu Beginn. Sobald der betörende Gesang einsetzt, wird es wieder ruhiger. Auch die Instrumentierung wird teilweise etwas zurückgenommen. Erneut ist das Wechselspiel „Die Schöne und das Biest“ zu hören. „A Solitary Soul“ stampft dann kraftvoll und rhythmisch vor sich hin. Nicht nur die Doom typischen tiefer gestimmten Gitarren sind bei „Hear Their Cries“ zu hören. Nein, cleane Klampfen-Melodien werden ebenfalls eingestreut. Das wummernde Schlagzeug sorgt auch für eine leichte Tempo-Erhöhung.
Dafür wirkt „Human Vultures“ eher majestätisch. Nach einigen Andeutungen in Richtung Funeral, dominieren später häufig schöne epische Six-String Tunes. Bei „Closed Heart“ nehmen die Spanier wieder etwas Fahrt auf, ohne jedoch den ruhigen Midtempo-Bereich zu verlassen. Der Titelsong „Spreading The Wings Of Hope“ folgt kurz vor Schluss. Auch wenn das Drum-Kit hin und wieder hektisch klingt, gibt es keinerlei Abstriche bezüglich des Sounds. Epischer Doom in Reinkultur. Doom Metal ist an und für sich schon äußerst ruhig angelegt, aber „Hope As Guide“ toppt dies noch. Funeral Elemente bis hin zum balladesken Bereich. Mit „Spreading The Wings Of Hope“ liefern Golgotha ein weiteres überragendes Doom Meisterwerk ab.
Den Unterschied zu anderen Kapellen dieses Genres macht Sängerin María J. Lladó. Bei anderen Acts sind die weiblichen Vocals oft elfenhaft. Die Sirenen der griechischen Mythologie lassen da grüßen. Aber María überzeugt vor allem durch ihr dunkles Timbre. Damit haben Golgotha durchaus ein Alleinstellungsmerkmal. Aber der Gesang alleine würde noch nicht für eine herausragende Bewertung genügen. Die Leistung der Instrumental-Abteilung ist exzellent. Und das abwechslungsreiche Songwriting ist im Doom-Bereich auch nicht immer selbstverständlich.
Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber