DORO - MACHINE II MACHINE


Label:VERTIGO
Jahr:1995
Running Time:67:27
Kategorie: Neuerscheinung
 

Wir schreiben das Jahr 1995. Der traditionelle Rock- und Metal ist verpönter denn je. Alle Attitüden der Achtziger waren sowas von out. Selbst Mega-Bands wie Kiss knicken ein und versuchen sich dem Zeitgeist anzupassen. Doro, getriggert von Plattenfirma und Management, tappt in dieselbe Falle. War das Album zunächst noch ähnlich wie sein Vorgänger vorgesehen, entschied man sich mit Produzenten und Co-Songwriter Jack Ponti (Baton Rouge, Kittie) jedoch in letzter Minute für einen Stilwechsel. Die typischen Trademarks wie Schrammel-Gitarren, Loops, Flüstertüten-Vocals wurden somit zuhauf eingesetzt. "Tie Me Up" beginnt dementsprechend den Reigen. Wobei man dem Song noch anmerkt, dass er ursprünglich eher traditioneller Rock war und halt nur entsprechend anders verpackt wurde. "The Want" ist eine schleppende Nummer und wieder mit einem Ponti-typischen Refrain.

Auch wenn der Release einen sehr für damalige Verhältnisse modernen Touch hatte, sind die Tunes an sich nicht von schlechten Eltern. "Ceremony" folgt dann als Highlight und Single des Werkes. Ein bisschen Billy Idol-Feeling mag man dabei verspüren. Großartige Komposition und eigentlich könnte die Queen diesen Song ruhig hier und da mal wieder live servieren. Der etwas schleppende Titeltrack "Machine II Machine“ wartet erneut wieder mit einer mächtigen Hookline auf. Ja, dieser Herr Ponti hatte da ein Gespür für. Refrains waren oder sind seine Stärken. Textlich mischte Doro bei den Beiträgen auch in vorderster Front mit und diesmal verfasste sie versteckt umschriebene, erotisch angehauchte Inhalte. "Can't Stop Thinking About You" hat auch wieder eine typische Duftnote des Produzenten im Alice Cooper ähnlichen Tribe.

Bei "Don't Mistake It For Love" mischte Basser Nick Douglas mit, der später das langjährigste Mitglied Doros Band werden sollte. Eine angenehm starke Rocknummer, die sich vom modernen Rest positiv abhebt. Für mich zu der Zeit des Releases, dessen bester Track. Mit "Desperately" geht es balladesk weiter. "Love Is A Thrill" ist ebenso ähnlich den anderen Lieder gestrickt: Schleppende Strophen und ein eingängiger Refrain. Dieser Titel ist nicht unbedingt der Killer. "Light In The Window" - eine mittelmäßige Powerballade, auch wenn der Begriff in dem Jahrzehnt verboten war. Bei "Welcome To The Tribe" weiß ich so gar nicht mehr, was man will. Der Titel läuft partout nicht rein. Mit "Like Whiskey Straight" versuchte man dann, auf Teufel komm raus den Nine Inch Nails-Fan zu erwischen.

Hatte man die alten Anhänger mit „Angels Never Die“ wieder etwas beruhigt, bekamen dieselben mit "Machine II Machine" so richtig die Breitseite, dass viele das Thema Doro erstmal für sich abgeschrieben haben. Ich selbst konnte seinerzeit bis auf "Don't Mistake It For Love" mit dem Album wenig anfangen. Die auch damals schon fast obligatorische deutsche Nummer „In Freiheit Stirbt Mein Herz" bringt "Machine II Machine" dann doch noch zu einem guten Abschluss, denn dieser Titel hat es in sich. "Ceremony" als „Rattlesnake Bite Mix by Die Krupps“, beendet das Album und weist schon auf die weitere spätere Zusammenarbeit mit ihrem Sänger Jürgen Engler hin.

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Stephan Georg


zurück zur Übersicht