HELEVORN - ESPECTRES

Label: | MEUSE MUSIC |
Jahr: | 2024 |
Running Time: | 45:40 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Mallorca und Doom Metal – da war doch was. Genau. Kürzlich habe ich mir "Spreading The Wings Of Hope" von Golgotha genauer angehört. Und war begeistert. Jetzt lerne ich Helevorn kennen. Gegründet bereits im Jahre 1999 widmet sich die Band aus der Inselhauptstadt Palma einem ganz ähnlichen Stil. Vier Alben wurden bisher veröffentlicht. Der Release des letzten Werks „Aamamata“ liegt allerdings bereits fünf Jahre zurück. Als Vorgeschmack auf den nun folgenden fünften Silberling „Espectres“ haben die Mallorquiner vorab zwei Songs als Singles ausgekoppelt. Schon der Opener „Inherit The Stars“ gibt die Marschrichtung ganz klar vor. Düstere Klänge, zunächst von Piano und Streichern. Kurz darauf auch von Gitarre, Schlagzeug und Bass. Dazu böse Growls. Aber Josep Brunet beherrscht auch den Klargesang. „The Defiant God“ klingt kaum weniger düster, obwohl das Tempo ein klein wenig anzieht. Und mit Sebastià Barceló wurde ein Session Drummer gefunden, der den Sound der Formation verinnerlicht und sein Spiel exakt darauf ausgerichtet hat.
Tja, bei „Signals“ legen die Spanier tempomäßig noch einmal eine Schippe drauf. Es klingt zwar immer noch dunkel aber weniger melancholisch. Auch dank der Keyboard-Teppiche und der harten Riffs. Dann feuern die beiden Gitarristen auch noch starke Soli ab. Zu Beginn von „When Nothing Shudders“ sind Synthesizer-Streicher und cleane Gitarren zu hören. Auch wenn es später zeitweise härter wird, ist das über weite Strecken eine besinnliche Ballade, die von einem Gitarrensolo gekrönt wird. „Unbreakable Silence“ startet balladesk mit klaren Gitarren-Licks und Keyboard-Atmosphären. Aber sobald die Rhythmus-Abteilung mit voller Gewalt einsetzt und epische Chorusse erklingen, hören wir erneut epischen Doom Metal. Mit dem wohlbekannten Wechsel aus Klargesang und bösen Growls. Der Text zu „L’Endemà“ ist in Katalanisch, der Muttersprache der Musiker, abgefasst. Als Gesangspartnerin kann man Inés González hören.
Nach einer ruhigen Einleitung mit akustischen Gitarren und Streicher-Passagen tröpfelt auch „The Lost Futures“ zähflüssig aus den Boxen. „Children Of The Sunrise“ startet ruhig mit elektrischem Piano. Und es bleibt auch so. Später unterlegen Streicher den Gesang. Eine weitere Ballade. Als besonderes Element hört man typische spanische Gitarren (Jovan Milosevski). Aber auch hier fehlen weder die harten Riffs noch die bösen Growls. Es ist immer wieder erstaunlich, welche düsteren Klänge von den sonnigen Inseln des Mittelmeeres kommen. Einen Sound, den man eher von skandinavischen Bands erwartet. Aber das ist wohl nur ein Klischee. Unterm Strich bleibt ein überzeugendes Doom Metal Album. Trotz aller Melancholie wird es doch nie langweilig. Die Mallorquiner legen viel Wert auf Abwechslung und setzen hier und da doch Metal-untypische Instrumentierung ein.
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber