AIRBAG - THE CENTURY OF THE SELF

Label: | KARISMA |
Jahr: | 2024 |
Running Time: | 47:00 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Die norwegischen Progger Airbag sitzen schon seit Jahren fest im Sattel der progressiven Rockmusik. Nicht zuletzt, da man seit geraumer Zeit das renommierte Label Karisma Records im Rücken hat, die auch das mittlerweile sechste Album „The Century Of The Self“ herausbringen. Airbag haben immer schon ein wenig am Sound getüftelt, so hatte das letzte Werk der Band, „A Day At The Beach“ auch Einflüsse von 80er Electronica und Filmmusik. Mit dem neuen Rundling zählen Asle Tostrup (Vocals), Björn Riis (Guitars) und Drummer Henrik Bergan aber wieder mehr auf recht ruhig gestimmten, aber ziemlich sphärischen Progressive-Sound, der durchaus auch mal Marillion-Luft atmen darf. Lediglich fünf Songs befinden sich auf „The Century Of The Self“, davon zwei Longtracks.
Der erste ist auch gleich der Opener, betitelt „Dysphoria“. Mit über zehn Minuten ruhiger Momente, mystisch sphärischen Klängen und intensiver Dynamik zwischendurch, die immer wieder aufkeimt. Ein wunderschönes Gitarren-Thema ummantelt den Beitrag und auch die Backings lassen mehr als einmal feine Pink Floyd Gefühle wachsen. Dazu die tolle Stimme von Asle Tostrup. Airbag machen schon bei der ersten Nummer wieder alles richtig. „Tyrants And Kings“ setzt dagegen auf einen flotten Gitarren-Beginn und teils mehrstimmigen Gesang. Erneut bezaubern tolle Melodien, sphärische Wolken und hervorragende Gitarrenparts, die bis zum ruhigen Ende den Hörer fesseln. Mit akustischen Gitarren startet „Awakening“, wobei der Song hauptsächlich mit sehr hohem, verträumten Gesang glänzt. Ein Kleinod des entspannten Progressive-Klangerüsts mit fantastischem Gitarrensolo.
Düsterer und mit prägnantem Bass liefert „Erase“ erst einmal einen Stimmungswandel und behält trotz verklärten Gesangslinien und ruhigen Parts die bedrückende Atmosphäre bei. Knapp fünfzehn Minuten dauert danach der Abschlußtrack und monumentale Finalschlag „Tear It Down“. Zuerst ruhig, setzen Airbag zu einem Drumbeat an, blubbernde Keyboards folgen und die intensiven Passagen werden von Gesang mit viel Hall begleitet. Piano-Momente, verzerrte Sounds lassen musikalische Vergleiche zu Porcupine Tree zu, klassische Gitarren-Progressive-Themen und schöne Melodiebögen wandern den Pfad des 90er Neoprogs entlang.
Wenn es zum Ende hin richtiggehend betörend wird, weiß man, dass man ein vielschichtiges Album mit viel Seele erlebt hat. „The Century Of The Self“ ist ein hervorragendes Tondokument in der Schnittmenge von sphärisch melodischem 90er Progressive-Kompositionen und alternativ angehauchtem, modernerem Genre-Sound der Neuzeit, der jederzeit den Hörer mitnimmt und in die Gefühlswelt der Norweger eintauchen lässt. Sollte man keinesfalls verpassen.
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Erich Robbers