SCAVENGER - BEYOND THE BELLS


Label:NO REMORSE
Jahr:2024
Running Time:48:41
Kategorie: Neuerscheinung
 

Scavenger war eine Band, Anfang/ Mitte der Achtziger, aus dem belgischen Mausoleum-Stall. Warlock waren dort neben Crossfire und anderen sehr guten Acts unter Vertrag. Nach einer Scheibe war damals bereits Schluss. 2018 startete der Drummer eine Reunion mit neuen Leuten, was ja schon rein von der Logik her widersprüchlich ist. Im Zuge dieser Neubelebung vollzog man den Schritt zur Female-Fronted Band, welcher bei mir natürlich immer offene Türen einläuft. Der Drummer war aber schnell wieder weg und so agiert diese Truppe nun ohne jegliches Originalmitglied. Zwischenzeitlich gab es schon eine neue EP und nun liegt mit "Beyond The Bells" eine neue, vollständige Scheibe vor. Nun stellt sich dem Fan die Frage, ob es nun Sinn macht, unter diesem alten Bandnamen zu firmieren. Ganz ehrlich? Es ist mir egal.

Wenn man bei manchen Acts genauer hinschaut und sich die Bandhistorie mal genauer betrachtet, wird man feststellen, dass es nicht unüblich ist, eine Formation ohne Originalmitglieder weiterzuführen. In anderen Musikgenres ist sowas schon lange salonfähig. Aber nun zum neuen Scavenger Werk: Nach dem Intro geht es mit "Black Witchery" speedig in die Vollen. Die Stimme von Sängerin Tine Lucifera, die auch in anderen Musikstilen als Fronterin aktiv ist, stellt im Vergleich zum alten Shouter in den achtziger Jahren, eine deutliche Verbesserung dar. Neben diesem gesanglichen Aspekt und der satten Produktion, gibt es glasklare, gekonnte Gitarren-Attacken ohne Ende. "Watchout" geht ebenfalls im gleichen Tempo weiter zur Sache. Ein herrlicher Riff im Stil der alten Warlock lässt mein Herz höher schlagen. Und zack wieder ein ausgeklügeltes Solo hinterher. Tines Stimme punktet immer wieder facettenreich, dass manche Kollegin hier neidisch werden könnte.

Weiter geht es mit “Streetfighter eher im Midtempo, aber nicht weniger groovig. Was für ein schöner Refrain! Bei “Defiler” gibt es dann wieder die Speedkelle. Scavenger machen definitiv keine Gefangenen. “Hellfire” ist eine schöne Heavyrock-Perle die man sich von Doro seit vielen Jahren mal wieder wünschen würde. Die fette Produktion sei hier nochmals hervorzuheben. Da kommen manche großen Acts nicht mit. “Slave To The Master” steigt balladesk ein und entwickelt sich nachher zu einem speedig-groovigen Monster, das dem Oldschool-Fan nur so die Freudentränen in die Augen treibt. “Nosferatu” - auch speedig teils mit langsamen Einlagen - kommt enorm catchy daher. Auch hier weiß Frontfrau Tine erneut zu begeistern.

“Crystal Light” zeigt als Abschlusstrack noch einmal ordentlich die Krallen und beendet ein fulminantes Album. Demnach erübrigt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit in Sachen Fortführung der Gruppe. Auf jeden Fall wird der Name hier mit auf ein höheres Level gehoben Die früheren Bandgründer von Scavenger können demnach stolz auf ihr Vermächtnis sein. Hier agiert eine Ausnahmesängerin plus Gefolge auf höchstem Niveau! 

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Stephan Georg


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