Getrampt, mit dem Moped, oder schwarz mit der Bahn. Immer bin ich dir irgendwie hinterhergefahren, du spieltest Cello (Text Udo Lindenberg). Diese Textzeile fällt mir beim Studium des Booklets ein. Aber ganz so einfach ist es allerdings nicht. Lakiko aka Lana Kostic stammt aus Bosnien und Herzegowina und liefert hier eines der emotionalsten und traurigsten Stücke Musik ab, die mir je zu Ohren gekommen sind. Auf diese Platte muss man sich definitiv einlassen und sollte sich keinesfalls in einer depressiven Phase des Lebens befinden. Diese Stimme in Verbindung mit den Klängen des Cellos strahlt eine teilweise starke morbide Stimmung aus, aber es gibt auch die Momente, wo man unweigerlich an die Cellisten von Apocalyptica denkt.

„Testosterone“ ist beispielsweise so eine Nummer, die gegen Ende richtig Fahrt aufnimmt. Auch „Nije Buducnost Za Svakoga“ würde gut ins Portfolio der Finnen passen. Dann wieder andere Titel, die mich an die tieftraurigen Stücke des Wahlschweizers Tilo Wolff und sein Projekt Lacrimosa erinnern. Wobei Lana Kostic mittlerweile ja auch ihr Lager in der Schweiz aufgeschlagen hat. Ich empfehle dazu unbedingt, sich das Booklet einmal zur Hand zu nehmen. Dort gibt es zu jedem Lied eine kurze Erklärung von Lakiko bezüglich des Hintergrundes.

Eines der bedrückendsten Stücke ist allerdings „I Lost My Baby In The Sea“, im Intro mit einer realen Sprachaufnahme eingeläutet. Eine Mutter die im Flüchtlingsboot ihr Baby verloren hat und hilflos mit ansehen musste, wie es ertrank. So schön wie die Musik einen auf der einen Seite umschmeichelt, so brutal holen einen die behandelten Themen auf den Boden zurück. Eine fantastische Scheibe, für die man bereit sein muss. Am besten ganz alleine in der Abgeschiedenheit einer Hütte im Wald, ohne jegliche störende Einflüsse und mit der Möglichkeit, immer mal wieder eine Atempause einzulegen.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Pistol Schmidt

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