MONOLITHE - KOSMODROM

Label: | TIME TOMBS |
Jahr: | 2022 |
Running Time: | 67:00 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Monolithe aus Frankreich kleckern nicht, sondern klotzen. Im November letzten Jahres veröffentlichten sie das Album „Kosmodrom“. Dazu gab es ein vollständiges Bonus-Werk, „Kassiopea", mit noch einmal achtundvierzig Minuten Spielzeit. Die Band wurde 2001 gegründet. Seitdem haben die Franzosen neun Studio-Veröffentlichungen, einen Live-Release sowie mehrere EPs und Singles veröffentlicht. Mit den Gitarristen Benoît Blin und Sylvain Bégot sind noch zwei Gründungsmitglieder aktiv. Ansonsten gab es doch so einige Besetzungswechsel. Wie man den Song-Titeln schon entnehmen kann, geht es auf „Kosmodrom“ um das Raumfahrt-Programm der früheren UdSSR, das in der Anfangszeit bahnbrechende Erfolge zu verzeichnen hatte. „Sputnik-1“ war der erste künstliche Satellit der Menschheit, der erfolgreich in eine Erdumlaufbahn gebracht wurde. Zu Beginn kann man die Piep-Signale des Satelliten hören.
Aber schon bald setzt der ruhige Doom-Sound ein. Betörender weiblicher Klargesang (Gastsängerin London Lawhon) mischt sich mit bösen Growls. Die Schöne und das Biest in Perfektion. Allerdings legen die Franzosen offensichtlich nicht viel Wert auf Vollständigkeit und Chronologie. So wird zum Beispiel der erste Mensch im Weltraum nicht erwähnt. Die „Voskhod“ war schon das Nachfolge-Projekt der Wostok Raumschiffe. Der Song startet mit einer kräftigen Basslinie, zu der sich später eine stark verzerrte Gitarre gesellt. Der Gesang erinnert mich ein wenig an Crematory, allerdings ohne die Clear Vocals. Mit dem Titel „Kudryavka“ konnte ich zunächst nicht allzu viel anfangen. Bis sich herausstellte, dass dies der Spitzname einer Hündin ist, die später unter dem Namen Laika weltberühmt wurde. Das erste Lebewesen im Weltall, im Sputnik-2.
Musikalisch klingt der Song seinem Vorgänger sehr ähnlich. Immer wieder wird der düstere Doom durch sphärische Klänge aufgelockert. Mit „Soyuz“ wurde die Raumkapsel bezeichnet, die später im Routineflug ins All geschossen wurde und die unter anderem die verschiedenen Raumstationen angeflogen ist. Hier kann man zunächst Funksprüche der sowjetischen Kosmonauten hören, unterlegt von einer ruhigen Gitarren-Melodie. Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu hören, außer eben getragenen Doom-Klängen mit bösen Growls. Neben sehr melodischen Gitarren-Melodien sind auch brachiale Riffs zu hören. „Kosmonavt“ ist ein Hohelied auf den menschlichen Forschungsdrang und Entdeckergeist, aber auch auf die erfolgreich gemeisterten technischen Herausforderungen. Mit einer Spielzeit von sechsundzwanzig Minuten ist dies ein Monster-Track.
Progressive Epic Doom würde hier als Beschreibung zutreffen, da es doch einige Melodie- und Rhythmuswechsel gibt. Die Keyboards sind dabei allgegenwärtig und sorgen für einen hymnischen Einschlag. Den Abschluss bildet ein in den Metal gehievtes altes russisches Volkslied. Über die gesamte Spielzeit wirken die Tunes dann aber doch etwas monoton. Wenn man nicht konzentriert zuhört und auf die Feinheiten in den Arrangements achtet. Damit ist schon deutlich gesagt, dass man „Kosmodrom“ nicht so nebenbei hören sollte. Viel Zeit, Ruhe und eine gute Soundanlage sind hier eigentlich Pflicht. Dann kann man den düsteren Sound genießen.
Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber