JIRFIYA - W

Label: | SELBSTVERTRIEB |
Jahr: | 2023 |
Running Time: | 45:41 |
Kategorie: |
Eigenproduktion |
Gegründet wurden Jirfiya Anfang 2019. Im Mai desselben Jahres erschien die EP „Wait For Dawn“ Dann kam Corona. Aber davon ließen sich die Franzosen nicht ausbremsen und schoben im November 2020 das Debütalbum „Still Waiting“ nach. Zwischenzeitlich hat Gründungsmitglied Pascal Davoury die Band offensichtlich verlassen und wurde durch den Gitarristen Sami Kharrat ersetzt. Den Part am Bass übernahm Jérôme Thellier. Und das Quartett arbeitete weiter an neuem Songmaterial. Dieses kann man nun auf dem zweiten Album „W“ hören. Und für dieses haben sich die Musiker einige Gastmusiker eingeladen. Das Album startet mit dem Neun-Minuten-Epos „Asylum“. Zunächst ein Schlagzeug-Auftakt, bevor die bratenden Gitarren einsetzen. Nach gut einer Minute wird es ruhiger und melodischer. Streicher sind zu hören.
Aber sobald Ingrids Gesang einsetzt, wird der Sound wieder harscher. Und das Schlagzeug treibt die Sängerin an. Melodische und hektische Parts wechseln sich ab, sowohl instrumental als auch gesanglich. Eine Trompete hört man selten im Metal. Aber die Franzosen setzen dieses Instrument gekonnt ein. Und natürlich darf das Gitarren-Solo nicht fehlen, teilweise im Wettstreit mit der Trompete. Auch „Sister In Blood“ startet härter. Später wird es etwas ruhiger. Die Vocals klingen teilweise dissonant. Und die Melodie- und Rhythmus-Wechsel sorgen für ein Wechselbad der Gefühle. Bei „Dark Storms“ gehen die Musiker es dann ruhiger an. Obwohl der Gesang von Ingrid diese Ruhe durch Schärfe und Härte teilweise konterkariert. Trotzdem ist dies eine Ballade des Albums. Streicher leiten „The Path Of Hate“ ein und sorgen zunächst für etwas Ruhe. Aber sobald die Rhythmus-Abteilung zuschlägt, ist es damit vorbei. „The Factory“ ist mit mehr als acht Minuten Spielzeit der zweitlängste Song. Und startet mit einer harmonisch klingenden Stimme. Der balladeske Einstieg wird alsbald von schnellen Gitarren-Hooks abgelöst.
Später steuert Mastermind Jérôme Thellier böse Growls bei. Aber trotz allem dominiert hier der melodische Anteil. Zu Beginn von „An Endless Journey“ ist wieder die Trompete zu hören. Sie übernimmt hier den Part der Lead Gitarre, oder besser gesagt, sie ist gemeinsam mit dieser melodieführend. Das dürfte jetzt die zweite Ballade des Albums sein. Durchgängig melodisch vom Gesang über das geniale Gitarren-Solo bis hin zur Trompeten-Melodie. Mit „The Girl With The Perfect Face“ folgt das nächste lange Epos (mehr als sieben Minuten). Erneut wechseln sich melodische, balladeske und aufpeitschende bis schräg klingende Parts ab. Der Rausschmeißer „Far Away From Here“ ist auch der kürzeste Song des Albums. Und als wollten Jirfiya die ganze Hektik der vorangegangenen Tunes vergessen machen ist es wieder ruhig und besinnlich.
Zumeist dominieren akustische Klänge der Gitarren und Streicher. Eine kurze Ballade zum Abschluss. Was Jirfiya dieses Mal abliefern ist keine leichte Kost. „W“ ist wesentlich progressiver ausgerichtet als der Vorgänger. Man sollte sich Ruhe gönnen, um das Album zu genießen. Hier sind so viele musikalische und künstlerische Facetten zu entdecken. Der Sound lebt auch von der nicht alltäglichen Instrumentierung wie Violine, Cello und Trompete. Bleibt nur die Frage offen, was eigentlich der Albumtitel bedeutet.
Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber