SENTENCED - AMOK


Label:MDD
Jahr:2021/1995
Running Time:43:30
Kategorie: Re-Release
 

Die Finnen Sentenced erfreuten sich vor allem ab Mitte der Neunziger ganz großer Beliebtheit, als sie ihren Stil im Gothic Metal endlich gefunden hatten und festigten. Sie starteten jedoch zunächst 1989 als reine Death Metal-Combo. Die Entwicklung ging immer weiter. Auf dem dritten Album „Amok“, um das es hier geht, war man vorläufig im Melodic Death Metal angelangt. Die Musik war schon deutlich melodischer, und beim Hören des Albums verfalle ich ein bisschen in Nostalgie. Zwar konnte ich damals nicht viel mit diesem Album anfangen, aber gefühlt alle meine Freunde hatten „Amok“ rauf und runter gehört. Hier hatte noch Bassist Taneli Jarva gesungen. Und ich hatte immer den Eindruck, dass er stets krampfhaft versucht hat, die typischen Death Metal-Growls zu umgehen.

Während die Musik irgendwo zwischen Edge Of Sanity, Moonspell und In Flames (jeweils zum selben Zeitpunkt) angesiedelt war, klang der verrückte Gesang stellenweise total chaotisch. Und auch wenn es mir heute sehr viel besser gefällt als damals, sehe ich das auch heute noch genauso. Die Musik ist verspielt, rockig und atmosphärisch zugleich, macht an sich aber richtig Bock. Vom diabolischen Death Metal der Anfangstage hatte man sich von komplett gelöst und beging von nun an andere Pfade. Seichte Keyboards und Akustikgitarren unterstützen die tollen Leadgitarrenmelodien.

Aber dennoch ist „Amok“ für mich das sperrigste aller Sentenced-Alben gewesen und geht mir nicht so gut ins Ohr. Zu „Nepenthe“ (welches hier fälschlicherweise „Nespenthe“ heißt…) gab es damals sogar einen Videoclip, und der Track war ein Evergreen auf den Tanzflächen aller gängigen Metal-Diskotheken. Hier ist der Gesang aber tatsächlich auch am verrücktesten, haha! Dennoch muss ich der Band attestieren, dass sie hier ein zeitloses Werk abgeliefert hat, welches die Zeit überdauert hat und stetig gewachsen ist. Mit dem monotonen Einheitsbrei all ihrer Alben ab 1996 hatte das hier nämlich noch nichts zu tun. Übrigens hat man die Tracklist so belassen, wie sie damals war.

Bonustracks gibt es hier leider nicht, obwohl später im selben Jahr noch die EP „Love And Death“ erschienen war, die heute ebenfalls restlos vergriffen ist. Für Sammler und Fans der Band wäre dies ein schönes Schmankerl gewesen. Aber was soll´s? Wer das Album noch nicht besitzt, hat jetzt nochmal zwar wieder die Gelegenheit, könnte sich allerdings auch noch bis Mitte Mai gedulden, wo alle ihre kompletten Studio-Aufnahmen, inklusive der Demos und EPs, in einer 13-LP-Box über Svart Records erscheinen werden.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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