Das zweite Album „II: A Material God“ aus dem Jahr 2021 hatte ich an dieser Stelle bereits besprochen. Das Debüt der niederländischen Black Metal-Band Wesenwille kannte ich bislang nicht, liegt uns aber nun auch vor, und zwar im Digipack mit einem Live-Mitschnitt als Bonus. Handelt es sich hier also um einen Re-Release oder um eine Compilation? Ich weiß es nicht… Das selbstbetitelte Debüt „I: Wesenwille“ erschien jedenfalls ursprünglich 2018 und enthält fünf Tracks, die mit fünf bis zehn Minuten Spielzeit alle recht lang sind. Die Band zockt melodischen und verspielten Avantgarde Black Metal mit vielen Melodien, schnellem Schlagzeug und richtig fiesem, heiserem Gesang.

Ruhige Mittelparts lockern aber alles auf, sodass es nicht nur stumpfe Raserei gibt. Wesenwille schaffen immer irgendwie den Spagat aus eingängigem Geknüppel und eigenwilliger Verrücktheit. Dadurch wirkt es hin und wieder mal etwas sperrig, die Faszination an dem eigenen Sound mit spannendem Songaufbau überwiegt aber. Der Live-Mitschnitt stammt vom Roadburn Festival 2021 in Tilburg. Auch hier gibt es fünf Tracks zu hören, wobei nur zwei, nämlich der Opener des Debüts, „The Churning Masses“ und das abschließende „Rising Tides“, vom Debüt stammen. Live-Stimmung kommt hier zwar nicht auf, denn weder ist ein Publikum zu hören, noch tritt die Band mit ihm in Interaktion.

Aber es ist schon beängstigend, wie exakt die Band auf der Bühne ihre komplexe Musik punktgenau runterhobelt. Der Sound ist dabei recht dünn und transparent und fängt die Kälte der Musik gekonnt ein. Ein Re-Release mit Bonustracks ist natürlich immer gut, ob das Livetracks ohne Publikum sein müssen, lasse ich mal dahingestellt. Fans von Bands wie Deathspell Omega, Blut Aus Nord oder Imperial Triumphant werden mit Wesenwille aber sicherlich etwas anfangen können.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

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