MORKERA - ENTANGLED EXCAVATIONS


Label:SELBSTVERTRIEB
Jahr:2022
Running Time:37:30
Kategorie: Import
Eigenproduktion
 

Reviewanfragen von unbekannteren Bands bergen oft ungewollte Momente der Peinlichkeit, wenn im Begleitschreiben die Großartigkeit der eigenen Existenz und die Weltherrschaftspläne im Schulterschluss mit Satan höchstpersönlich, dargelegt werden. Ganz anders hier. Ein sehr hübsch aufgemachtes Digipack (mit einem wirklich coolen Artwork) fand per Brief seinen Weg auf meinen Schreibtisch. Anbei eine charmante, handschriftliche Notiz: „Hallo, we are anonymous Croatian Black Metal Band Morkera, can you please review the album?“ Aber sehr gerne doch! Die Verpackung ist schon mal sehr ansprechend und weckt Neugierde, für ein selbst herausgebrachtes Album ist die Qualität wirklich gut. Lediglich im Inneren ist der Druck etwas verpixelt, da hatte das Coverbild, aus dem ein Ausschnitt für den Hintergrund verwendet wurde, offensichtlich eine zu geringe Auflösung. Die bedruckte ProCD-R ist qualitativ stimmig, das achtseitige Booklet beinhaltet alle Texte, ansonsten nichts.

Bei „Entangled Excavations“ handelt es sich offenbar um das Debütwerk von Morkera und dieses hat es in sich. Das Album startet abrupt, eingängiges Riffing wird untermalt von furiosem Getrommel. Der Drummer hält die Geschwindigkeit der Veröffentlichung über und versteht es, geschickt Drum-Fills und Variationen einfließen zu lassen. Bei der Musik handelt es sich um recht melodischen Midtempo Black Metal mit einem gewissen Death Metal Einschlag. Recht simple, aber eingängige Melodien, die hier und da eine Reminiszenz an alte Klassiker aufblitzen lassen, ohne diese jedoch zu kopieren, wechseln sich mit technisch anspruchsvollen, dissonanten Passagen ab und treffen auf unaufgeregten, getragenen Heiser-Gesang. Mich persönlich erinnern sie ein wenig an Mactätus, gemischt mit Paradise Lost.

Die Mischung aus wahnsinnigem Schlagzeugspiel, das streckenweise auch so zu Belphegor passen würde und langsamem Riffing bilden einen angenehmen Kontrast. Nicht nur der Drummer ist eine wahre Maschine, auch die Basslinien haben es mir angetan. Die Basslinien treiben, unterstützen und schmücken die Melodiebögen der Sechsaiter aus. Das Album beinhaltet acht Songs, von denen sechs mit Text versehen sind, eines ist instrumental. Den letzten Track („Helps Of Rubble“), der aus einem dissonanten, an Freejazz auf LSD erinnernden Klavierstück mit vielen Effekten besteht, hätte es jetzt nicht zwingend gebraucht, er passt nicht wirklich zum Gesamtwerk und hinterlässt deutlich mehr Fragen als Antworten. Aber da ich Klavieren im Black Metal generell ohnehin recht skeptisch gegenüberstehe, wird sich gewiss jemand finden, der dessen tiefere Essenz besser zu verstehen weiß als ich. Der Silberling nimmt den Hörer schnell in Beschlag und lässt ihn die Zeit vergessen, trotz allen Geprügels lädt das Werk irgendwie zum Innehalten und Träumen ein.

Auf Dauer ist der heiser-getragene Gesang, der zwar sehr kraftvoll und souverän vorgetragen wird, jedoch etwas eintönig. Hier wäre etwas mehr Abwechslung für die Zukunft wünschenswert. Die Aufnahmequalität ist größtenteils gut, stellenweise flattert der Sound etwas, hier wäre ein Kompressor oder Limiter eine gute Wahl gewesen, die Soloaufnahmen der Drums haben ein leichtes Hintergrundrauschen, das aber nicht wirklich stört. Der Mix ist recht rund und authentisch, wenngleich die Gitarren ab und an drohen, im Soundbrei unterzugehen und der Gesang etwas zu präsent ist. Aber hey, es ist ein Debütalbum. Dafür ist es wirklich, wirklich gut. Wenn die Kroaten so weitermachen, darf man Großes von ihnen erwarten. Dieses Album ist eine Empfehlung wert, Morkera sollte man definitiv im Auge behalten. Anspieltipps sind „Muse“ und „Overseer“.

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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