PENSÉES NOCTURNES - DOUCE FANGE

Label: | LES ACTEURS DE L´OMBRE |
Jahr: | 2022 |
Running Time: | 49:49 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
„Douce Fange“ („süßer Schlamm“) heißt das neue Album von Pensées Nocturnes aus Frankreich. Es ist das mittlerweile siebte Werk, das Mastermind Léon Harcore veröffentlicht. Ein doppelt gefaltetes Digipack in, wie von Les Acteurs De L´Ombre gewohnt, erstklassiger Qualität, einem sehr ansprechenden Layout und einem extrem liebevoll gestalteten Booklet, das alle Texte, sowie viel Illustrationen beinhaltet. Allein schon wegen der äußerst ansprechenden Verpackung lohnt sich der Kauf dieses Albums. Aber es soll ja um die Musik gehen, also frisch ans Werk, CD eingelegt und los.
Wow. Einfach wow. Was war denn das? Sichtlich mitgenommen starre ich fünfzig Minuten später auf meine Boxen. Pensées Nocturnes („Nächtliche Gedanken“) könnten sich auch „Pensées Folles“ („Verrückte Gedanken“) nennen. Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um dissonanten, recht hektischen Midtempo-Black Metal mit vollkommen irrwitzigem Schrei- und anderem Gesang, vielen, teilweise durchaus verstörenden Samples und ausgefallenen Instrumenten. Das Album ist eine Mischung aus tief bösem Schwarzmetall und Jazz- sowie Tangoanleihen. Deutlich kälter und verrückter als die Landsleute von Fleurety, dermaßen ausgefallen, dass es schon nicht mehr experimentell klingt.
Ich muss zugeben, das gesamte Artwork und die auf dem Cover prominent in Szene gesetzten Anfangsbuchstaben von Pensées Nocturnes erinnerten mich spontan an eine andere französische Band mit diesen Initialen. Ein Eindruck, den auch die Musik bestätigt. Der komplette Release erinnert an Peste Noire, die Finntroll gekidnappt haben und diese zwingen sie unter dem Arc de Triomphe beim Alkoholexzess mit Jazzmusik zu begleiten („Was `aben Sie gegen Jazzmusique?“). Allerdings gibt es außer dem Herkunftsland keine sichtbare Verbindung zu erstgenannter Band und trotz aller Parallelen sind Pensées Nocturne vollkommen eigenständig und unglaublich innovativ. An keiner Stelle repetitiv oder langweilig, rast das Album am Hörer nur so vorbei, eine Mischung aus „Haus der Tausend Leichen“ und einem Zirkusbesuch auf Psilocybin in Form eines Black Metal Tango Musicals. Klingt merkwürdig? Ist es auch! Sauber eingespielt, druckvoll produziert, technisch gibt es nichts zu makeln.
Zusammengefasst kann man die Musik von Pensées Nocturnes als -im wahrsten Sinne des Wortes- verrückt bezeichnen. Hier trieft der Wahnsinn aus jedem Takt, gepaart mit einem durchaus dekadenten „savoir vivre“ und einer gewissen geringschätzigen Ironie der menschlichen Rasse gegenüber. Wenn man einen Film über Zombieclowns, die auf Trollen reitend in die Französische Hauptstadt einfallen, drehen würde, hier wäre der perfekte Soundtrack. Wer etwas mit zeitgenössischem Französischen Black Metal im Stile von Peste Noire oder Baise Ma Hache anfangen und die ein oder andere Gehirnzelle entbehren kann, sollte hier dringend reinhören. Einfach anschnallen, etwas LSD in den Rotwein träufeln, Play drücken und sich dem frankophonen Irrsinn hingeben.
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack