ROLO TOMASSI - WHERE MY MYTH BECOMES MEMORY


Label:MNRK HEAVY
Jahr:2022
Running Time:48:16
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ich tippte irgendwie auf einen finnischen Solokünstler, haha! Rolo Tomassi ist aber eine englische Jazzcore-/Mathcore-Band, die sich 2005 formierte. „Where My Myth Becomes Memory“ ist ihr bislang sechstes Album und liegt mir im Digipack vor. Eine LP- und eine Kassetten-Version gibt es davon aber auch. Zehn Tracks sind hier enthalten. Die meisten davon dauern zwischen vier und sechs Minuten. Der Begriff Mathcore sagt ja eigentlich schon, dass demnach auch innerhalb der Songs viel passieren muss. Mathe war immer mein schlechtestes Schulfach. Und auch mit Core konnte ich nie etwas anfangen. Beste Voraussetzungen also, haha! Ich muss mich erstmal in die Materie reinlesen. Die Band gibt Acid Jazz, Hardcore-Punk und Musiker wie Converge, King Crimson und den Saxofonisten John Coltrane als Haupteinflüsse an. Neben Grindcore-mäßigem Gegrowle, der im Übrigen von einer Frau stammt (!), gibt es auch melancholischen Klargesang. Na, das kann ja was geben… Ich lese neumodische Begriffe wie Post-Hardcore, Emocore, Ambient oder Showgaze. Ich weiß gar nicht, was das alles sein soll; geschweige denn, wie das alles zusammen klingen soll! Dann hören wir mal rein. Und ich bin geschockt! Über dünn produziertem, rasendem Black Metal mit zu laut übertönenden Keyboards singt eine Sängerin unpassend seicht und melodisch. Darauf folgt verträumtes Piano-Geklimper. Später geht es stampfend im Core-Stil weiter. Der Gesang bleibt aber luschig.

Wie geht´s weiter? Metalcore, abgehackte Riffs, furchtbar klingendes getriggertes Schlagzeug. Ja super! Dann aber wenigstens auch mal geiler Kreischgesang. Immerhin! Aber es währt nicht lange. Das Tempo wird wieder rausgenommen, und das melancholische Gesäusel geht weiter. Immer wieder lockert das Piano die Klangcollagen auf. Die völlig unvorhersehbaren Taktwechsel sind an sich schon cool. Auch fällt mir keine andere Band, die so häufig Takte und Musikstile innerhalb eines Songs wechselt wie Rolo Tomassi. Mag ja sein, dass es sehr viel Spaß als Musiker vielleicht spannend ist, solche Musik im Studio auf Klick einzuzimmern, aber das ist mir einfach zu hoch. Mathe halt… Hier bleibt nichts im Ohr hängen. Ich wippe auch niemals mit. Das Album hinterlässt bei mir einfach nur Fragezeichen. Wie soll man solche ein Album nun bewerten? Qualitativ hochwertig ist das Album sicherlich (also eine Zehn), die Songs funktionieren aber überhaupt nicht (also eine Null). Mit der Durchschnittsnote müssen die Engländer dann halt einfach mal leben, denn spielerisches Können ist nicht alles! Man muss auch Songs schreiben können…

Note: 5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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