MARILLION - AN HOUR BEFORE IT´S DARK

Label: | EAR MUSIC |
Jahr: | 2022 |
Running Time: | 64:26 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Zeit habe ich mir gelassen. Zeit um zu verstehen, ob ich hier etwas überört habe. Marillion, eine meiner All-Time Faves, bringen musikalisch ihr belangloseste Album auf den Markt. Dieser Satz ging mir nicht leicht über die Lippen. Natürlich kann man alles von zwei Seiten betrachten und ein mancher wird hier den Fortschritt oder gar eine logische Weiterentwicklung entdecken, während ich persönlich zumindest einen Schritt zurück erkenne und im direkten Vergleich zur Vergangenheit, ein eher spannungsfreies Epos vorfinde, wie die Truppe Asia uns im späteren Verlauf ihrer Karriere, mit „Silent Nation“, oder ihr Ableger Wetton / Downes mit „Icon“, unterschieben wollte. Hatte ich schon mit dem Sängerwechsel Fish / Steve Hogarth so meine anfänglichen Probleme, konnte der neue Barde mich in Nachhinein mit Werken wie „Season´s End“ (1989) und „Holidays In Eden“ (1991) überzeugen. Doch mit dem Sound-Wechsel auf „Radiation“ (1998) gab es die erste Klatsche für die Fans und für mich sowieso. Mit „Marbles“ aus dem Jahr 2004, konnte ich mich wieder anfreunden.
Heuer ist schon die Songauswahl schwierig zu beschreiben, handelt es sich doch um ein Konzeptwerk, wobei die Tunes nahtlos ineinander übergehen. Da flippt mein Player gleich aus, haha. Auf dem Back-Cover gibt es wohl acht Beiträge (Vorsicht! Ganz spät am Ende mit der Remix-Version von „Murder Machines, ein Hidden Track) mit unterteilte Parts. Das liest mein Gerät als siebzehn Nummern. Nun ist „An Hour Before It´s Dark“ mitnichten schlechte Musik. Aber Vieles plätschert belanglos und dröge dahin. Es fehlen Höhepunkte der Spitzenklasse oder gar Hits. Kleine Ausnahmen sind die melodiöse Nummer „Murder Machines“ und der dritte Abschnitt „A Cure For Us?“, aus dem Lied „Reprogram The Gene“. Herausragend jedoch immer wieder, das filigrane Solo-Spiel Steve Rothery´s an der Gitarre. Das insgesamt düstere Werk, drückt seine Langatmigkeit mit Liedern wie zum Beispiel „The Crow And The Nightingale“ und seiner unnötig in die Länge gezogenen Instrumental-Phase aus. Auch alle Teile von „Sierra Leone“ lassen Überraschungen missen.
Von ganz anderer Natur sind da die Lyrics. Da steht der vierteilige Beitrag „Care“ an vorderster Stelle, der aber musikalisch durchaus als eher trist bewertet werden kann. Die Facetten ungewohnter Zeitabschnitte, die weltlichen Veränderungen, die Corona-Pandemie und die sich verbreitende Einsamkeit in der Gesellschaft, Themen zwischen Empathie und Sterblichkeit, finden den richtigen Tenor in den Worten und Stimmakrobatik des Fronters. Leider passt sich Mister Hogarth zu sehr an die atmosphärischen Klangteppiche, die durchaus oftmals mit Film-Musik gleich zu setzen sind, an. Er hätte durchaus Spitzen und Nuancen präsentieren können, die sich von den Kompositionen absetzen. Wie gesagt die einzelnen Tracks sorgen schon für verschiedene Themen innerhalb der Kompositionen, die mich aber wirklich nicht begeistern. Textlich wirkt man mahnend aber optimistisch.
So jetzt könnt ihr mir in den Leserbriefen verbal den Kopf abreißen, haha!
Note: 6 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak