TEMPLE OF EVIL - APOLYTROSIS


Label:FOLTER
Jahr:2021
Running Time:51:22
Kategorie: Neuerscheinung
 

Temple Of Evil stammen aus Zypern, was ihnen eine gewissen Exoten-Bonus verleiht und dabei hilft, über den etwas merkwürdig anmutenden Bandnamen hinwegzusehen. Das Logo erinnert ein wenig an jenes von Dark Fortress,. Geboten wird auf ihrem zweiten Album eine knappe Stunde okkulter Black Metal, der musikalisch irgendwo zwischen Rotting Christ und Ofermod angesiedelt ist. Mal schnell, mal langsam, mit im Hintergrund spielenden Rythmus-Gitarren und langen Melodiebögen verziert, die mal hymnisch, mal dissonant verstörend, den Hörer in ihren Bann ziehen, schleppt sich „Apolytrosis“ über gut fünfzig Minuten Spielzeit. Bei den acht Tracks handelt es mehr um Klangwelten als um griffige Lieder, die Riffs sind recht lang gehalten und wenig eingängig. Die Songaufbauten allesamt relativ anti-intuitiv.

Ein bestimmtes Lied herauszugreifen ist aufgrund der Komplexität der Nummern schwer möglich. Seltsam sperrig kommt das Werk daher, um durchgehend hypnotisch wirken zu können, ist es oft zu hektisch, um wütend zu wirken zu verspielt und stellenweise zu schleppend. Die Saiteninstrumente sind sehr sauber eingespielt, jedoch oft etwas zu sehr im Hintergrund, das Schlagzeug ist auf den Punkt, allerdings kann der Schlagzeugmix aufgrund der sehr fordernden Stereoverteilung, den geneigten Hörer dem Wahnsinn ein Stückchen näher bringen. Es werden viele verschiedene Synthesizer-Effekte verwendet, die etwas Auflockerung bringen und dem Werk eine gewisse klangliche Tiefe verleihen. Der Mix ist jedoch nicht wirklich gelungen, die Instrumente stehen oft zu sehr getrennt voneinander im Raum. Der Gesang ist wenig abwechslungsreich und dem ganzen Release fehlt es an Druck in der Produktion.

Apolytrosis“ ist keine veröffentlichung, das den Hörer beim ersten Durchgang direkt mitreißt. Es bedarf tatsächlich mehrerer Durchläufe, um sich auf die Stimmung einlassen zu können und die Idee hinter den oft sehr verschachtelt konstruierten Songaufbauten zu verinnerlichen. Positiv hervorzuheben ist, dass diese Scheibe keiner ähnelt, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Mir persönlich ist es jedoch zu avantgardistisch. Hier ist ein Album, dem man sehr viel Aufmerksamkeit schenken muss, wenn man nicht möchte, dass es zu einem bloßen Hintergrundrauschen verkommt. Wer sich die Zeit nimmt, sich hierauf einzulassen, wird mit einem sehr abwechslungsreichen, reichhaltigen und tiefen Werk belohnt, wer Musik mit einem niedrigschwelligen, einfachen Zugang sucht, ist hier nicht gut beraten.

Note: 5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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