RITUAL - GLIMPSED FROM THE STORY OF MR. BOGD

Label: | TEMPUS FUGIT |
Jahr: | 2020 |
Running Time: | 20:38 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
„Gut Ding will Weile haben“ ist ein Credo der vierköpfigen Progrock-Formation Ritual aus Schweden. So ist es nun nach über einem Jahrzehnt passiert – das Quartett um Sänger und Gitarrist, Patrik Lundström, bringt die EP „Glimpsed From The Story Of Mr. Bogd“ auf den Markt und schickt euch Zuhörer, auf einen Besuch zum Wahrsager des Vertrauens. Durch die Platte bekommt Ihr einen Eindruck, wie die musikalische Zukunft der Band aussehen wird. Diese atemberaubende Reise beginnt mit dem Opener „Chichikov Bogd“ locker und leger mit sanftem Gesang und virtuosem Gezupfe an der Akustikgitarre. Das Ganze steigert sich zu einer absoluten Mittanz-Nummer, bei der ich gefühlsmäßig ein Sommerfest unter blauem Himmel und lachende Gesichter im Kopfkino habe, das ist einfach eine witzige Hookline. Da wir hier aber nicht die absolut geniale Pointe vergessen wollen – freut Euch auf ein tolles „Battle“ zwischen Lundströms Gitarre und den Keyboard-Läufen des Jon Gamble.
Da in der Musik, wie auch in unserer Gesellschaft, Vielfalt immer gut ankommt, wie wäre es mit einem Besuch im Zirkus von „Mr. Tilly And His Gang“? Der zweite Song ist jetzt volles Möhrchen progressiv gepaart mit einer tollen Arbeit an der Mandoline, die klanglich dezent freien Raum füllt. Auffallend überzeugend ist das hier kein Instrument zu mächtig gemixt ist und man sogar bei geringem Lautstärkepegel am Küchenradio wirklich alles schön hört. Da ich in der Schule in Geografie immer mit ungenügenden Zensuren nach Hause ging, kaufe ich Ritual auch mit der Nummer „The Three Heads Of The Well“ gerne ab, dass es irgendwo in den arabischen Ländern eine irische Kolonie gibt, die mit Folklore aus beiden Welten versucht mit Tönen auf mystische Art und Weise den Geist und die Seele der Band zu beschwören. Schön, dass sich jemand auch mal diese Kombi traut. Hier ist instrumentales Vollprogramm angesagt, die Percussion des Johan Nordgren mit der Schalenhalslaute des Jon Gamle und die Akustikgitarre Lundströms tragen den Song von Anfang bis Ende.
Schließen wir den Kreis, indem es wieder einmal angezerrte Gitarrenriffs regnet. Mit „The Mice“ habt Ihr die nächsten neun Minuten richtig cool „krumme“ Takte mit dabei. Diese Jungs haben wohl etwas DNS von Deep Purple seit Geburt an. So wie es begann, endet es in einem angenehm ruhigen Fahrwasser, da zieht ein musikalisches Gewitter auf. Ich habe seltenst ein Platte mit einem derartigen Spektrum gehört. Da wird einem der Mund aber ordentlich wässrig gemacht, absolut Daumen nach oben. Der Sound ist einfach der Hit, aber überzeugt euch selbst, alter Schwede!
Note: Keine Wertung
Autor: Nino Hofmann