SPECTRALE - ARCANES


Label:LES ACTEURS DE L´OMBRE
Jahr:2020
Running Time:46:32
Kategorie: Neuerscheinung
 

Das französische Label „Les Acteurs De L’Ombre“ (so viel wie „Schattenschauspieler“), überrascht mich regelmäßig mit wirklich guten Veröffentlichungen. Dachte ich bislang, es würde ausschließlich Black Metal herausbringen, trudelte nun „Arcanes“ von Spectrale per Post bei mir ein. Das recht psychedelisch anmutende Klappdigipack ist in verschiedenen Blautönen gehalten und gibt sich, was Informationen angeht, recht verschlossen. Es strahlt eine gewisse geheimnisvolle Aura aus, die neugierig auf mehr macht. Im Inneren findet sich das Line-Up und die Beteiligten und auf der Rückseite die Songtitel. An Instrumenten sind vertreten: Klassische Gitarre, Cello, Drums, Percussion und Synthesizer. Klingt spannend. Aber was machen Spectrale nun für Musik? Schwer zu sagen. Laut Presseinfo handelt es sich um „Acoustic Folk“, aber das wird der Sache nicht wirklich gerecht, „Klangkunst“ träfe es besser. Buntschillernde Klangwelten ergießen sich aus den Boxen, beinahe meditativ anmutende, hypnotische Kompositionen nehmen den Hörer mit auf eine Reise mit ungewissem Ausgang. Das Gehörte hat etwas von einer Mischung aus Jean-Michel Jarres „Oxygène“ mit etwas mehr Wumms und den Werken von Yann Tiersen („Die Fabelhafte Welt der Amélie“), gespielt von Weh und Sopor Aeturnus’ „Ensemble of Shadows“.

Die Songs kommen, bis auf eine Ausnahme („Le Bateleur“), ohne Gesang aus, den es jetzt für mich nicht gebraucht hätte. Obgleich es sich um eine Art Ambient handelt, ist der Stoff viel zu komplex, um ihn im Hintergrund laufen zu lassen. Jeder Song erzählt seine eigene Geschichte, allerlei Geräusche, die unaufdringlich im Hintergrund umherwabern, halten den Erzählstrang aufrecht. Nur um was für eine Story es sich letztendlich handelt, bleibt dem Hörer überlassen. Die Songtitel helfen nur bedingt weiter, beziehungsweise geben nur wenig vor. Die Stimmung pendelt zwischen klagend traurig bis hin zu fröhlich ausgelassen, das akustische Gitarrenspiel ist virtuos und passt Stellenweise sowohl ans Lagerfeuer als auch auf eine Trauerfeier. Der Sound strahlt bei allen widersprüchlichen Emotionen eine durchgängige Wärme aus. Keine Ahnung, für welche Zielgruppe die Musik gemacht wurde. Mir gefällt sie jedenfalls, die Scheibe eignet sich prima für verregnete Herbstabende am Kamin mit einem guten Wein in der Hand. Wessen Neugierde geweckt ist, sollte unbedingt mal reinhören, es lässt sich nämlich tatsächlich schwer beschreiben.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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