HORNA - KUOLEMAN KIRJO

Label: | WORLD TERROR COMMITTEE |
Jahr: | 2020 |
Running Time: | 70:01 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Horna melden sich mit ihrem zehnten Album (nebst unzähliger EPs und Splits) zurück. Die fünf Finnen sind seit 1994 ein Garant für kompromisslosen, schnellen, hochpräzisen, eiskalten und hasserfüllten Black Metal, sowie allerlei Kontroversen. Ich kenne die Band seit ihrem 1997er Demo „Hiidentorni“ und bin immer wieder überrascht, wie sie es schaffen, trotz minimalistisch, stilistischer Entwicklungen, nie langweilig zu werden oder sich selber zu kopieren. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an die Musik. Und ja, CD eingelegt, Starttaste betätigt und da sind Horna! Unverkennbar bleiben sie ihrem Stil treu und das auch noch nach einem Vierteljahrhundert. Spellgoths leicht heiserer Gesang, das Horna-typische Gefrickel in den auf den ersten Blick monoton erscheinenden Riffs - aber sind sie auf ihre alten Tage doch etwas ruhiger geworden? Es fehlt ein wenig der tiefe, chaotisch rohe Hass, der aus älteren Werken sprühte. Das finde ich jedoch gar nicht schlecht. Horna klingen wie sie selber, in erwachsen. Das Gespür für lange, intuitiv erscheinende, dabei jedoch komplexe Riffs, das immer ein Markenzeichen war, haben sie beibehalten. Ein paar Chöre wabern durch den Hintergrund, Ruhepausen sucht man hier vergebens.
Der Titel „Kuoleman Kirjo“ (in etwa „das Spektrum des Todes“) passt zum hier Dargebotenen. Bei aller Wildheit trägt das Werk okkulte, ja irgendwie nekromantische Züge. Es ist vermutlich das reifste Album der Finnen (was nichts mit ihrem Alter zu tun haben muss), hoch atmosphärisch, leicht melancholisch und einfach finster. Das Schlagzeug peitscht die ganze Stunde, die das Album dauert, die Riffs ohne Pause voran und wird untermalt von wütenden, manchmal auch hypnotischen Vocals. Dreizehn Tracks finnischen Schwarzmetalls, die zum Haareschütteln einladen und unter Beweis stellen, dass man auch nach über fünfundzwanzig Jahren Bühne noch nicht zum alten Eisen gehören muss. Die Produktion ist recht sauber, wenngleich klanglich etwas dumpf, alle Instrumente sind differenziert erkennbar und wie immer genau auf den Punkt eingespielt. Ein sehr gutes Album, handwerklich gibt es nichts zu klagen. Sie ist definitiv einen Kauf wert, nicht nur für Fans der Band, sondern für jeden, der etwas mit hektischerem, klassischen Black Metal anfangen kann.
Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack